• 29. September 2021 · 16:22 Uhr

Formel-1-Kalender zu voll? Seidl: 20 Rennen sind genug

In der kommenden Formel-1-Saison sollen 23 Rennen absolviert werden, ein neuer Höchstwert - McLaren-Teamchef Andreas Seidl spricht sich für weniger Rennen aus

(Motorsport-Total.com) - Noch gibt es keine offizielle Verlautbarung der Formel 1, wie der Kalender der Saison 2022 aussehen wird. Geschäftsführer Stefano Domenicali erklärte jüngst nur, dass im kommenden Jahr 23 Rennen gefahren werden sollen - so viele wie noch nie. Auch in diesem Jahr sollte diese Rekordzahl bereits erreicht werden, aufgrund coronabedingter Absagen werden es aber wohl "nur" 22 Veranstaltungen sein.

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Der Formel-1-Kalender wächst stetig weiter, 2022 sollen es 23 Rennen sein Zoom Download

Bei der Frage, aus wie vielen Rennen eine Formel-1-Saison bestehen sollen, prallen seit Jahren die unterschiedlichen Interessen aufeinander. Noch 2009 etwa wurden nur 17 Rennen gefahren. Die Königsklasse selbst nimmt einerseits mit jedem Event zusätzlich auch mehr Geld ein, was wiederum am Jahresende bei der Preisgeldverteilung auch den Teams zugutekommt.

Andererseits aber rückt auch das Thema Belastung immer mehr in den Vordergrund. Vor allem die Tripleheader, also drei Wochenenden am Stück ohne Pause, bringen die Teams an die Grenze des Zumutbaren. Auch in den nicht offiziellen Entwürfen des Kalenders 2022, die zuletzt durch das Netz geisterten, sind Tripleheader enthalten.

Seidl fordert "Exklusivität und Qualität" beim Kalender

Im Gegenzug könnte die Formel 1 im kommenden Jahr vielleicht wieder Mitte November ihr Saisonfinale bestreiten, statt wie im vergangenen Coronajahr und auch in dieser Saison bis weit in den Dezember hinein unterwegs zu sein. Möglich werden könnte dies durch eine Erhöhung der Doubleheader, also zwei Rennwochenenden nacheinander.

McLaren-Teamchef Andreas Seidl vertritt einen klaren Standpunkt in dieser Debatte. Für ihn und seinen Chef Zak Brown sollte die Obergrenze bei 20 Saisonrennen liegen. "Aus der Sicht von Zak und mir ist der ideale Kalender aus verschiedenen Gründen ein Kalender mit 20 Rennen, von denen wir vielleicht 15 Rennen als feste Veranstaltungen haben und dazu die Möglichkeit, Jahr für Jahr zwischen fünf Austragungsorten zu rotieren", sagt er.

Mit den fünf Rotationsrennen könnten "neue Märkte" erschlossen werden, "und es ist wichtig, bei der Planung dieser 20 Veranstaltungen so vorzugehen, dass sie auch für unsere Leute und die Umwelt nachhaltig sind", fordert Seidl. Heißt: Der Kalender soll auch nach geografischen Gesichtspunkten zusammengestellt werden und sich mehr auf "Exklusivität und Qualität" konzentrieren.

Mercedes setzt auf Rotation unter den Mitarbeitern

Seidl weiß um die Aufgabe, die Domenicali zu bewältigen hat, um die verschiedenen Interessen unter einen Hut zu bringen. "Stefano kümmert sich um all das, schließlich ist es sein Job und seine Verantwortung. Und wir vertrauen sehr darauf, dass er auch hier das richtige Gleichgewicht findet", sagt er.

Mercedes-Teamchef Toto Wolff sieht in Domenicali ebenfalls den "richtigen Mann" in dieser Position und setzt auf dessen eigene Erfahrungen als Ferrari-Teamchef. "Er hat ein Team geleitet und kennt die Belastung der Leute. Und diese Belastung ist enorm, besonders für die Mechaniker, die viel früher da sein müssen, die Garage abbauen und nicht immer so bequem reisen können wie wir alle, und das muss berücksichtigt werden", erklärt Wolff.


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Mercedes selbst sei der Problematik mit einem Rotationsprinzip innerhalb des Teams begegnet, sodass nicht jeder zu jedem Rennen muss. Wolff schlägt vor, dieses Prinzip verpflichtend zu machen.

Belastung vs. Einnahmen

"Wir haben in jedem Bereich viele junge Ingenieure, die noch nicht auf dem Feld stehen, weil es dort einen Erfahreneren gibt, der der Beste in der Gruppe ist. Aber vielleicht ist das eine Gelegenheit, sie tatsächlich auf den heißen Stuhl zu setzen und eine Obergrenze für die Rennteilnahme zu setzen", sagt der Österreicher.

Tripleheader sollten laut Wolff vermieden werden, aber "wenn es eine Nachfrage nach mehr Rennen an spannenden Orten gibt, die die Einnahmen steigern, ist dies ein wichtiger Teil des Geschäfts selbst. Wir müssen also einen Weg finden, wie wir unsere Mitarbeiter schützen und uns gleichzeitig an der Strategie der Formel 1 orientieren können, und wir werden sicher einen Weg finden", ist er überzeugt.

Für Red-Bull-Teamchef Christian Horner ist der Kalender bereits jetzt "zermürbend" für die Teams. "Es ist wie in jedem Sport: Der Durst und die Nachfrage nach der Formel 1 sind so, wie sie sind", meint der Brite, der glaubt, die Formel 1 könne auch "35 Rennen" austragen, wenn es nur nach dem Interesse ginge. Für ihn ist es wichtig, eine Saison mit einer Stammcrew bestreiten zu können und nicht zwei Crews zu benötigen.

Horner: Immerhin keine Testfahrten mehr

"Es ist zermürbend und anspruchsvoll, vor allem in diesen COVID-Zeiten, wenn sich der Kalender ändert und Dreifach-Rennen anstehen, und wenn man sich die Logistik eines Teils der Tour mit Brasilien, Mexiko und dann dem Nahen Osten ansieht. Das ist hart", sagt Horner. Immerhin sei der Wegfall der Testfahrten bereits ein kleiner Ausgleich gewesen.

"Wenn man 15 oder sogar 20 Jahre zurückblickt und sich die Anzahl der Tests ansieht, die früher zwischen den Rennen stattfanden, und die Zeit, die Ingenieure, Techniker und Fahrer zwischen den Rennen in einem Grand-Prix-Auto saßen, ist das heute ganz anders", erklärt Horner. Er stellt jedoch klar: "Es ist immer eine Frage des richtigen Verhältnisses und der geografischen Ausgewogenheit des Kalenders."

Aston-Martin-Teamchef Otmar Szafnauer spricht sich ebenfalls gegen zu viele Tripleheader aus. Noch wichtiger ist ihm aber eine längere Winterpause, also ein Saisonende im November und ein Saisonstart im März, wie es 2022 passieren könnte.

Steiner: Musiker sind monatelang nicht zu Hause

"Wenn es also möglich ist, Mitte März zu beginnen und Mitte November zu enden, ohne dass es zu einem Tripleheader kommt, sollten wir das in Betracht ziehen. Ich weiß nicht, wie realistisch das ist", sagt er: " Aber im Idealfall bin ich für eine größere Winterpause ohne Tripleheader."


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Haas-Teamchef Günther Steiner sieht Tripleheader grundsätzlich nicht als das große Problem und verweist auf andere Branchen, die monatelang ihr Zuhause nicht sehen. "Leute, die in der Unterhaltungsindustrie arbeiten, zum Beispiel in der Konzertbranche, für diese Leute ist es ist ein ständiger Tripleheader, denn sie gehen nie nach Hause, wenn eine Tournee beginnt. Es ist eine sechsmonatige Tournee", erklärt er.

Schlussendlich gehörten auch Tripleheader einfach "zu unserem Job, ob es einem gefällt oder nicht. Und wir können nicht immer entscheiden", sagt Steiner.

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