• 23. Mai 2021 · 08:20 Uhr

Horner: Spekulationen über "Flexiwings"-Vorteil sind "lächerlich"

Warum Red-Bull-Teamchef Christian Horner weiterhin Kritik übt an den verschärften "Flexiwings"-Vorgaben der FIA und was deren Umsetzung kosten könnte

(Motorsport-Total.com) - Der Automobil-Weltverband (FIA) hat schärfere Heckflügel-Tests beschlossen, um biegsame Heckflügel - sogenannte Flexiwings - in der Formel 1 weiter einzuschränken. Doch dieser Vorstoß kommt nicht überall gut an. Vor allem Red-Bull-Teamchef Christian Horner spart nicht mit Kritik. Im Zentrum seiner Ausführungen dazu steht die Kostenfrage.

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Es brodelt weiter zwischen Red Bull und Mercedes in Sachen "Flexiwings" Zoom Download

"Wir als Team haben schon Mühe damit, die [2021 erstmals geltende] Budgetgrenze einzuhalten. Das bedeutet, wir müssen strategische Entscheidungen treffen", sagt Horner. "Und diese Sache hier hat eine Auswirkung von vielleicht einer halben Million Dollar. Das verhindert also etwas anderes [bei der Entwicklung]. Damit müssen wir jetzt eben jonglieren."

Mit dieser Ansicht steht Horner nicht alleine da. Auch Alfa-Romeo-Teamchef Frederic Vasseur glaubt, die nun veränderten Vorzeichen kosten unterm Strich ein "Vermögen". Er meint: "Wenn wir gerade alle vom Kostensparen reden, dann ist das schon ein Wort."

Uneinigkeit im Formel-1-Fahrerlager

Allerdings herrscht im Formel-1-Fahrerlager Uneinigkeit darüber, wie entscheidend die verschärften Belastungstests für die Heckflügel wirklich sind. Horner zum Beispiel vertritt die These, es komme einzig darauf an, eben diese Tests zu bestehen.

McLaren-Teamchef Andreas Seidl wiederum sieht es ganz anders: "Was hier [mit den Flexiwings] gemacht wird, das ist ein Regelverstoß. Denn es geht nicht nur darum, einzig den Test zu bestehen, um dem Reglement gerecht zu werden."

Aston-Martin-Teamchef Otmar Szafnauer pflichtet Seidl in diesem Punkt bei. Auch er sagt: Ein bestandener Heckflügel-Belastungstest müsse nicht bedeuten, dass das entsprechende Fahrzeug regelkonform sei.

McLaren fordert weitere FIA-Klarstellung ein

Deshalb haben Seidl und McLaren den Weltverband bereits um eine weitere Klarstellung gebeten, "weil wir es für eine gute Gelegenheit halten, dass die FIA hier hart durchgreift und [Flexiwings] nicht mehr akzeptiert", so Seidl.


Formel-1-Technik: Flexi-Wings

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Flexible Flügel in der Formel 1 und wie der Automobil-Weltverband (FIA) dagegen vorgeht: Unser Technik-Video gibt einen Überblick zu beweglichen Aero-Teilen aus der jüngeren Grand-Prix-Geschichte! Weitere Formel-1-Videos

Horner aber vermutet hinter der ganzen Sache vor allem eine Kampagne, die speziell sein Team schädigen soll. Es werde bei der Flexiwings-Thematik "viel Lärm" gemacht, erklärt er bei 'Sky' und fügt hinzu: "Man bauscht die Sache aus offensichtlichen Gründen auf. Und die Medien spielen da auch noch mit."

Die Belastungstests für aerodynamische Komponenten seien schließlich in der Vergangenheit mehrmals angepasst worden. "Jetzt aber wird da richtig auf die große Pauke gehauen", sagt Horner.

Flexiwings bleiben ein Dauerthema in der Formel 1

Das stößt auch bei Vasseur auf Unverständnis. Er meint: "Jetzt hat die FIA das Limit verändert. Das kam etwas überraschend, weil sie die Last und das Verbiegen während der Saison angepasst haben. Man hat hier einen Wert verändert. Und das zum ersten Mal."

"Das bedeutet: Wenn du am Limit bist und deine Arbeit gut machst, dann musst du jetzt neue Flügel bauen."

Dass das Flexiwings-Thema damit erledigt sein wird, glaubt Horner ohnehin nicht. Es sei nach wie vor "schwierig zu überprüfen", wie sehr sich ein aerodynamisches Bauteil verbiege. "Deshalb werden die Tests ja immer weiterentwickelt", erklärt er.

Horner stichelt zurück: Auch bei Mercedes biegt sich was!

Und man dürfe auch nicht denken, das beschränke sich nur auf die Heckflügel. Denn bei jedem Formel-1-Team gäbe es aerodynamische Bauteile, die sich auf der Rennstrecke verformen, sagt Horner weiter. "Und das kann man mit bloßem Auge sehen."

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Vor allem der Heckflügel am Red Bull RB16B soll sich sehr verbiegen Zoom Download

Er verweist auf Mercedes und meint: "Wenn die Kamera in die andere Richtung zeigen würde, hin zum Auto unserer Gegner, dann würden sie mit dir genau das gleiche Gespräch führen. Denn schauen sie sich den Flap auf dem Frontflügel an. Wo ist da der Unterschied zwischen Frontpartie und Heckpartie?"

Der Frontflügel, so erklärt Horner weiter, sei im Vergleich zum Heckflügel sogar "deutlich sensibler" bei der Gesamtaerodynamik des Autos. Und: "Irgendwann schaut man sich auch andere Bereiche des Fahrzeugs an, dann stehen andere Teams im Brennpunkt", meint er.

Wie groß ist der Flexiwings-Vorteil wirklich?

Und bei den Flexiwings trifft es vor allem Red Bull, aber auch die Teams Alfa Romeo, Alpine und Ferrari. Doch da seien völlig falsche Zahlen im Umlauf, behauptet Horner. Der Vorteil eines Heckflügels, der sich während der Fahrt verbiege, sei "nicht so groß, wie man denkt".

"Ich habe gehört, man spekuliert über sechs Zehntel, aber das ist lächerlich", sagt der Formel-1-Teamchef. "Ich wäre aber überrascht, wenn es ein Zehntel wäre. Solche Dinge arbeiten ja im Zusammenspiel mit anderen Komponenten am Auto, und das variiert von Strecke zu Strecke."

Doch Mercedes-Teamchef Toto Wolff bleibt bei seinem Punkt, den auch Seidl bereits kritisiert hat: Der Vorlauf bis zu den angekündigten Änderungen bei den Belastungstests sei schlicht zu groß.

Die Formel 1, meint Wolff, riskiere hier eine Protestwelle und womöglich einen Gang vor das Internationale Berufungsgericht. "Dann kann es Wochen dauern, bis wir ein Ergebnis bekommen", sagt er. "Und so weit hätte es nicht kommen müssen, wenn man vier Wochen bis zum relevantesten Rennen im Kalender hat." Damit spielt Wolff auf das Stadtrennen in Baku an, wo Topspeed entscheidend ist.

Horner aber ist nicht überzeugt von dieser Argumentation: "Wenn es auf eine Regeländerung hinausläuft, dann brauchst du einen Vorlauf. Man kann nicht einfach Komponenten über Nacht herbeizaubern, schon gar nicht bei den Kosten, die damit verbunden wären."

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