• 20. Mai 2021 · 16:35 Uhr

"Flexiwings": Andreas Seidl kritisiert Timing der FIA

Warum McLaren-Teamchef Andreas Seidl "nicht einverstanden" ist mit dem "Flexiwings"-Zeitplan des Automobil-Weltverbands (FIA) und was er daran kritisiert

(Motorsport-Total.com) - Neue, schärfere Überprüfungen für die Formel-1-Heckflügel kommen. Doch sie kommen erst verzögert - nicht schon zum Monaco-Grand-Prix an diesem Wochenende, sondern erst zum Frankreich-Grand-Prix in gut einem Monat. Erst dann wird den sogenannten Flexiwings Einhalt geboten. Und dieser Zeitplan findet bei McLaren-Teamchef Andreas Seidl nur wenig Anklang.

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Der Heckflügel am Red Bull RB16B steht im Verdacht, zu "flexibel" zu sein Zoom Download

Er begrüße zwar die Reaktion des Automobil-Weltverbands (FIA) und sei "mit dem grundlegenden Inhalt" der neuen Technischen Direktive "zufrieden", sagt Seidl. Sein Team aber sei mit "Timing und Umsetzung ganz und gar nicht einverstanden".

Denn in Monaco und Aserbaidschan dürfen die Formel-1-Rennställe weiterhin auf das Material zurückgreifen, das zuletzt beim Spanien-Grand-Prix in Barcelona für hochgezogene Augenbrauen gesorgt hatte: Heckflügel, die sich unter Belastung beim Geradeausfahren so verbiegen, dass damit ein höherer Topspeed möglich ist.

Andreas Seidl: Kann man alles schon auf YouTube sehen!

"Man muss sich nur die Heckflügel, deren Hauptprofile und die [seitlichen] Endplatten ansehen und wie die sich bewegen", meint Seidl. "Es gibt schon ein paar gute YouTube-Videos dazu, komplett mit Analyse. Sehr interessant."

Auffällig geworden ist dabei nicht nur Red Bull, sondern auch eine Reihe weiterer Teams, darunter offenbar Alfa Romeo, Alpine und auch Ferrari. Seidl selbst aber gibt sich bedeckt: "Ich will derzeit keine Namen nennen."

"Wir haben [außerdem] auch nicht die Daten und Bilder von allen Autos", sagt Seidl. Fest stehe aber: Wer solche Flexiwings verwende, der profitiere davon. Auf einer Strecke mit viel Vollgas-Anteil wie Baku sei ein Heckflügel, der sich nach hinten biege, ein "gewaltiger Vorteil", erklärt der McLaren-Teamchef.

"So hast du deutlich mehr Abtrieb, aber eben auch den Topspeed. Deshalb kommt dieses Thema immer wieder auf", sagt Seidl, der die Situation ganz pragmatisch betrachtet: "Es gibt nun mal Regeln und an die muss sich jeder halten. So einfach ist das." Und es könne umgekehrt nicht sein, dass regelkonform agierende Teams in einen Nachteil geraten.

Mercedes-Teamchef Toto Wolff reagiert sarkastisch

Letzteres sei die Situation, die der Weltverband mit seiner verzögerten Einführung der verschärften Heckflügel-Tests schaffe, so Seidl. Mercedes-Sportchef Toto Wolff pflichtet ihm hier bei und nennt es "unverständlich", warum vier Wochen nicht ausreichen sollen, um einen Heckflügel steifer zu gestalten.

Wolff weiter: "Wenn du Back-to-Back-Rennen hast oder selbst zwei Wochen zwischen den Rennen, dann ist das zu wenig Zeit, um das Auto anzupassen." So aber trete eine Situation ein, in der Flexiwings ausgerechnet in Baku noch erlaubt seien, "wo man mit einem flexiblen Heckflügel wahrscheinlich am meisten gewinnt", sagt Wolff.

Er sieht die Formel 1 in diesem Punkt "im Niemandsland" stehen und erklärt: "Die [neue] Technische Direktive sagt: Manche Heckflügel würden sich zu sehr verformen. Das bedeutet, die betreffenden Teams laufen Gefahr, sich einen Protest einzufangen."

"Und dann geht das wahrscheinlich vor das Internationale Berufungsgericht. Dann haben wir eine unschöne Situation."

Warum Seidl den "direkten Weg" wählt

Deshalb versucht McLaren-Teamchef Seidl auf direktem Weg beim Weltverband zu intervenieren, weil der "direkte Dialog", wie er es nennt, am zielführendsten sei. "Aus meiner Sicht ist einfach nicht akzeptabel, dass Teams, die nach den Regeln spielen, einen Nachteil haben", meint Seidl.

"Wenn man sich die Videos und Bilder aus Barcelona ansieht, dann ist [die Sache] ziemlich klar. Aus unserer Sicht gibt es keinen Grund, warum mehrere Teams [...] weiter Dinge tun dürfen, die in unseren Augen klar gegen die Regeln verstoßen."

Er wolle daher im ersten Schritt "verstehen, was die FIA tun will, um sicherzustellen, dass diese Teile oder Vorrichtungen ab sofort nicht mehr verwendet werden können. Und dann schauen wir weiter", sagt Seidl. Ähnlich wie Wolff sei auch er "kein großer Fan davon, gegen andere Teams oder Fahrzeuge Protest einzulegen".

"Wir hoffen einfach, die FIA zeigt hier eine klare Kante. Denn der Weltverband muss die Regeln durchsetzen."

Welche Teams von der Neuregelung wie betroffen sind

Sein Team sei davon ausdrücklich nicht betroffen, betont Seidl. Auf die explizite Nachfrage, ob die Flexiwings-Direktive technische Auswirkungen auf den MCL35M habe, sagte der McLaren-Teamchef: "Nein."

Wolff wiederum antwortet auf die gleiche Frage mit: "Ja, wir müssen unseren Heckflügel modifizieren. Wir müssen ihn biegsamer machen! Unser Flügel ist nämlich extrem steif, getreu dem berühmten Artikel 3.8, wonach er sich nicht bewegen darf."

Der Mercedes-Sportchef bleibt bei seinem sarkastischen Unterton und spricht bei der angekündigten Test-Verschärfung von eine "halbgaren Lösung" und meint außerdem: "Das gibt uns Möglichkeiten. Das ganze Teil kann weicher werden und sich in Zukunft mehr verbiegen."

Darüber hinaus sei er verärgert darüber, schon seit "geraumer Zeit in der Luft" zu hängen und erklärt: "Wir hatten schon im vergangenen Sommer auf flexible Flügel hingewiesen, ohne dass wir darauf eine Rückmeldung erhalten hätten. Das ist ein Thema, das viel eher hätte angegangen werden müssen."

Alles nur "Tagesgeschäft" für Ferrari?

Ferrari-Teamchef Mattia Binotto wiederum spricht hier vom "normalen Tagesgeschäft" in der Formel 1. "Man geht immerzu ans Limit. Die FIA hat nun klargestellt, wie sie die Regeln verstanden wissen will. Bei der Zeit gehe ich davon aus, dass der Weltverband sich genau überlegt hat, was ein passender Termin sein könnte."

Er und sein Team seien "zufrieden", dass nun eine Klarstellung erfolge. "Unterm Strich müssen wir uns daran anpassen", sagt Binotto, um schnell hinzuzufügen: "Jeder muss sich daran anpassen."

Auf die entsprechende Nachfrage bestätigt der Ferrari-Teamchef auch explizit, dass sich der SF21 eines Flexiwings bediene: "Ja, wir nutzen das aus, im Rahmen dessen, was erlaubt ist und wir für richtig halten. Die Technische Direktive schafft zusätzliche Klarheit."

Ferrari werde nun "leichte Anpassungen" vornehmen, weil die Flexiwings-Verschärfung das Team "nur am Rande" betreffe, so Binotto weiter. Er befürchtet keine großen Einbußen durch eine steifere Lösung, sondern meint: "Bei der Rundenzeit wird es sich kaum bemerkbar machen."

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