• 29. November 2020 · 08:32 Uhr

Mehr Kritik an den Pirelli-Reifen: Verstappen schlägt Drift-WM vor

Die neuen Reifen von Pirelli sind auch am Samstag in Bahrain das große Thema: Während Verstappen eine Drift-WM vorschlägt, wünscht sich Hamilton Reifenkrieg

(Motorsport-Total.com) - Die Kritik der Fahrer an den neuen Pirelli-Reifen für 2021 hat in Bahrain hohe Wellen geschlagen. So hohe Wellen, dass die Reifen auch in der Pressekonferenz zur Qualifikation in Sachir noch ein zentrales Thema waren. Mehrfach wurden Lewis Hamilton, Max Verstappen und Valtteri Bottas am Samstag auf die Prototypen angesprochen, mit denen sie am Freitag nicht glücklich waren.

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Lewis Hamilton und Max Verstappen können noch scherzen Zoom Download

"Ich habe gestern schon zu viel gesagt", meint Hamilton, der sich am Freitag ziemlich negativ zu den Reifen geäußert hatte. Verstappen unterstellt dem Briten jedoch, dass er mit den Prototypen Spaß gehabt haben muss, so wie er im Training auf den Reifen herumrutschte. Hamilton lacht und fragt Verstappen seinerseits: "Wie mochtest du sie denn?"

"Ich dachte, ich hätte Schwierigkeiten", so seine Antwort. "Aber dann war ich hinter dir und habe dich fahren gesehen und dachte: 'Hmmm, vielleicht bin ich ganz gut.'" Der Niederländer hat auch noch einen Vorschlag dazu im Gepäck: "Vielleicht sollten sie im kommenden Jahr eine Drift-WM machen."

Als es wenig später die nächste Frage zu den Prototyp-Reifen in der Pressekonferenz gibt, drängt diesmal Hamilton seinen Kontrahenten: "Komm, Max. Gib alles, was du hast. Wir brauchen dich."

Fahrer wollen aktuelle Reifen behalten

Der Red-Bull-Pilot hinterfragt die Entscheidung, ob es überhaupt neue Reifen braucht. Denn mit den neuen Regeln zum Unterboden beschneidet man den Abtrieb ohnehin schon, sodass die Belastung für den Reifen geringer wird. "Wenn sie schneller wären, dann wäre es toll, aber ich glaube nicht, dass sie es sind."

Pirelli hatte sich dahingehend verteidigt, dass Performance nicht im Zentrum der Aufmerksamkeit stand, sondern dass es um eine bessere Integrität des Reifens geht. Fahrer würden hingegen im Auto jedoch nur auf die Performance schauen - daher die Kritik. Auch weil die Autos nicht für die neuen Reifen gebaut seien und daher weitere Probleme verursachen.

Verstappen glaubt jedoch nicht, dass sich das Problem mit den neuen Autos 2021 ganz lösen lässt: "Ja, die Autos sind nicht für die Reifen eingestellt, aber um ehrlich zu sein, war der Unterschied nicht set-up-bedingt. Man kann ein paar Dinge einstellen, aber wenn der Reifen nicht funktioniert, dann kann man das Auto auf den Kopf stellen und bekommt nicht den gleichen Speed."

Sein Urteil: "Ich hoffe, dass wir sie nicht benutzen werden."

Auch Lewis Hamilton lobt dahingehend den aktuellen Reifen, den er als bislang besten Pirelli-Reifen bezeichnet - abgesehen von dem Ultra- und Hypersoft vor einigen Jahren. "Ich würde gerne mit den aktuellen Reifen weitermachen. Wir wollen natürlich immer mehr Grip, aber das wurde uns bislang definitiv nicht gegeben."

Ricciardo: Wenn schon der Mercedes driftet ...

Daniel Ricciardo hält die neuen Reifen ebenfalls für wenig konstruktiv: "Die Teams geben so viel für die Entwicklung der Aerodynamik und Spiegel und die kleinen Teile aus, und dann nimmt man einen Reifen, der nichts davon unterstützt. Und daher kommt die Frustration in vielen Aussagen", sagt er.

Der Renault-Pilot ist aber bereit, dem Reifen in Abu Dhabi noch eine weitere Chance zu geben. Dort soll der weichere C4 noch einmal zum Einsatz kommen. Allerdings glaubt er nicht, dass das Resultat ein anderes sein wird.

"Der beste Maßstab war der Mercedes mit viel Sprit und im Renntrimm. Wir wissen alle, dass es das beste Auto im Feld ist. Und wenn Max das Driften von Lewis beschreibt und wie cool es aussieht, dann heißt das für den Rest des Feldes nichts Gutes", so der Australier. "Wenn sie etwas anderes versuchen wollen, können wir das machen. Das ist das Mindeste."

Die Fahrer sind sich einig, dass der Reifen nicht der Beste ist. Das kam in einem Briefing der Piloten deutlich heraus. "Wir haben lange darüber gesprochen, und ich bin sehr diplomatisch mit meiner Antwort hier", sagt Ricciardo.

Hamilton wünscht sich wieder Reifenkrieg

Denn das ist ein weiteres Problem: Wie geht man mit Pirelli in der Öffentlichkeit um? Der Hersteller stand schon mehrfach im Zentrum der Kritik, hat dabei aber das Produkt gebracht, das angefragt wurde. Die Wünsche waren dabei zahlreich: Der Reifen soll belastbar sein, das ganze Rennen über Grip bieten, aber auch mit der Zeit deutlich abbauen, um Boxenstopps zu ermöglichen.

"Es ist eine fast unmögliche Aufgabe, die da von Pirelli verlangt wurde", sagt Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. "Das ist auch mein Problem", ergänzt Hamilton. "Ich sehe all die Jungs von Pirelli und habe eine Menge Respekt für sie. Sie haben eine gute Beziehung zu den meisten hier. Und für uns Fahrer ist es dann schwierig, etwas zu sagen."


Fotostrecke: Schwarzes Gold: Alle Reifenhersteller der F1

"Wir versuchen konstruktiv zu sein, aber dann ändert sich nichts. Und wenn wir in den Medien etwas nicht so Positives sagen, dann ändert sich auch nichts", meint der Mercedes-Pilot. Er würde sich wieder einen Reifenkrieg wünschen, wie es ihn zuletzt 2006 in der Formel 1 gegeben hat. "Das war toll", sagt er.

Denn der Wettbewerb der Hersteller hätte dafür gesorgt, dass auch das Produkt besser wird. Er vergleicht es mit der Formel 1 generell: "Stellt euch mal vor, dass nur wir als Team oder nur Max und sein Team hier wären. Sie würden nicht so entwickeln wie es jetzt der Fall ist, wo sie uns jagen und gegen andere antreten. Die Formel 1 muss in Zukunft einen anderen Weg gehen."

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