• 17. Oktober 2020 · 08:56 Uhr

Japan 1994: Als Damon Hill zu Ayrton Senna um Hilfe betete

Damon Hill musste Michael Schumacher in Suzuka 1994 unbedingt schlagen: Er betete zu Ayrton Senna und machte eine außergewöhnliche Erfahrung

(Motorsport-Total.com) - Der Große Preis von Japan 1994 wurde für Damon Hill zur ganz großen Sternstunde. Der Williams-Pilot musste Michael Schumacher unbedingt besiegen, um vor dem letzten Saisonrennen nicht den Anschluss in der WM zu verlieren. Aufgrund starken Regens wurde der Grand Prix jedoch zwischenzeitlich gestoppt und später erneut gestartet. Die addierte Gesamtzeit sollte über den Sieger entscheiden.

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Damon Hill zeigte im Regen von Suzuka eines seiner besten Rennen Zoom Download

Hills Problem: Als die rote Flagge gezeigt wurde, lag Schumacher 6,8 Sekunden in Führung. Der Brite musste also im zweiten Rennteil mit mindestens einem solchen Vorsprung auf den Benetton-Piloten vorne liegen, um noch gewinnen zu können. Doch bei Williams kam es zu einigen Problemen.

Das größte: Die Mechaniker bekamen beim Boxenstopp Hills rechten Hinterreifen nicht ab. Einer der Mechaniker entschied daher, den Reifen einfach drauf zu lassen. "Mein Reifen wurde das gesamte Rennen über nicht gewechselt", erinnert sich Hill im Podcast unserer Schwesterplattform 'Autosport'. "Am Ende war er schon ziemlich abgefahren."

Gebet zu Senna

Hill wusste zu dem Zeitpunkt aber nichts davon. "Sie haben mir nichts gesagt", erzählt der Brite, der zusehen musste, wie sein Vorsprung auf Schumacher in der Schlussphase schmolz und schmolz. "Ich wusste, dass ich einen gewissen Vorsprung behalten muss, und dachte, dass ich etwas aus dem Hut zaubern muss."

In dem Moment wandte sich Hill an Teamkollege Ayrton Senna, der in Imola sein Leben gelassen hatte. "Ich sagte: Ayrton, wenn du da oben bist, ich könnte eine helfende Hand gebrauchen", erzählt er. "Ich dachte, das war's, doch dann weiß ich, dass ich um die Esses geflogen bin. Es war, als ob jemand meinen Fuß auf das Gaspedal gesetzt hätte und er nicht mehr davon runterkommt."

"Es war, als ob das Gaspedal feststecken würde", so Hill weiter, der sich erst in der zweiten Degner-Kurve wieder etwas Bewusstsein verschaffen konnte und wusste, dass er vorsichtiger sein muss.

Wer fährt da den Wagen?

Im Nachhinein beschreibt er es als eine Art außerkörperliche Erfahrung. "Es war fast so, als ob meine Instinkte das Auto gefahren sind. Ich habe aufgehört, bewusst auf die Bremse zu treten und Vorsicht walten zu lassen", sagt er. "Wir merken gar nicht, zu was wir in der Lage sind, weil wir uns selbst sagen, dass wir vorsichtig sein müssen. Und wenn wir das wegnehmen, ist es echt angsteinflößend."

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Michael Schumacher musste Hill zum Sieg gratulieren Zoom Download

"Du weißt ja nicht, ob du dem anderen Kerl, der da fährt, vertrauen kannst oder nicht. Er könnte ein komplett Irrer sein." Doch irgendwann ließ Hill es einfach geschehen. "Es war einfach erstaunlich", so der damalige Williams-Pilot, der aufgrund der Meisterschaftssituation unbedingt gewinnen wollte.

10,1 Sekunden lag er schließlich vor Schumacher, was ihm im Ziel um 3,3 Sekunden den Sieg brachte. "Ich wusste, dass ich Inspiration von irgendwoher brauchte, und ich habe sie irgendwo in mir gefunden. Es war genug, um Michael im Nassen auf drei neuen Reifen zu schlagen. Darauf bin ich ziemlich stolz."

"Das Rennen hat gezeigt, dass ich es kann"

Es war auch das Rennen, das Hill am Ende eine Menge Selbstvertrauen brachte, das er bis dahin nicht hatte. "Ich hatte nicht diese Zuversicht wie Michael oder die anderen großartigen Fahrer", gibt er zu. "Ich hatte wenig Vertrauen in mich selbst."

Denn Hill kam erst im Alter von 32 Jahren in die Formel 1 und erst im Alter von 23 Jahren überhaupt zum Formelsport - zuvor hatte er Motorrad-Rennen bestritten. "Ich war ein Ersatzfahrer", sagt er. "Und mein erstes Autorennen war ein völliges Desaster. Wenn man meine ersten Versuche im Auto anschaut, dann sagt man, dass dieser Typ etwas anderes machen sollte."


Damon Hill in seinem Weltmeisterauto Williams FW18

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Doch Hill kämpfte sich in die Formel 1 und fand sich nach nur zwei Rennteilnahmen plötzlich bei Williams wieder, wo er Nigel Mansell ersetzen sollte. An der Seite von Alain Prost und ein Jahr später Ayrton Senna fühlte er sich wie die logische Nummer zwei, doch nach dem Tod des Brasilianers musste er plötzlich den WM-Kampf für Williams führen.

"Ich war überhaupt nicht selbstsicher", sagt er. "Aber dieses Rennen hat mir gezeigt, dass ich es auch in der Hitze eines Kampfes unter schwierigsten Bedingungen und mit einem Titelkampf in der Formel 1 schaffen kann. Das war wichtig."

Umfeld bei Williams war schwierig

Den Titel verlor Hill am Ende um einen Punkt gegen Schumacher, sollte aber zwei Jahre später seine Krönung erfahren. Im Nachhinein muss er aber zugeben, dass das Umfeld für ihn bei Williams immer schwierig war. "Frank (Williams) und Patrick (Head) sind sehr fordernd. Sie wollen nur das Allerbeste, und wenn du eine Schwäche zeigst, fangen sie an zu zweifeln."


Fotostrecke: Die Williams-Story

Darum hätten sie Ayrton Senna, Alain Prost und Nigel Mansell verpflichtet. Hill selbst gibt jedoch zu, dass er dem Team seine Fähigkeiten nicht konstant gezeigt habe. "Ich hatte hier und da Aussetzer, und ich glaube, dass sie angefangen haben, sich nicht ganz wohl zu fühlen."

Hills Rat an Formel-1-Neulinge: "Wenn du irgendein Zeichen von Schwäche oder ein Zeichen von Selbstzweifel zeigst, dann wird man es gegen dich verwenden. Du darfst nicht erwarten, dass dir Leute zu Hilfe eilen."

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