• 06. Oktober 2020 · 14:32 Uhr

Anti-Kopier-Regel: Renault hat FIA um Klarstellung gebeten

Der Weltverband FIA reagiert auf die Sorgen der Racing-Point-Konkurrenz und verbietet in Zukunft einige Hilfsmittel - Renault will Details wissen

(Motorsport-Total.com) - "Copygate" war eines der bestimmenden Themen in der Formel-1-Saison 2020. Racing Point stand im Verdacht, den Mercedes-Boliden des Vorjahres kopiert zu haben. Und tatsächlich wurde das Team bestraft. Allerdings ist der RP20 nicht illegal. Die Konkurrenz warnte vor einer "Kopier-WM" und will nun Klarheit über die neuen Regeln des Weltverbandes, der auf die Causa reagiert hat.

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Racing Point stand im Fokus von "Copygate" Zoom Download

In Zukunft sollen die Rennställe davon abgehalten werden, großzügig bei der Konkurrenz abzuschreiben - so lautet die Vision der FIA. Der Weltverband reagierte mit neuen Anti-Kopier-Regeln auf die Berufungen von Ferrari, Renault, McLaren und Williams in der Causa Racing Point.

"Wir wollen uns der Sorgen einiger Teams, was das Kopieren angeht, annehmen", meinte FIA-Präsident Jean Todt unlängst gegenüber 'Motorsport-Total.com'. "Die Formel 1 steht dafür, dass jedes Team ein Hersteller ist und für das Design seines Autos verantwortlich ist."

Teams stimmen für Anti-Kopier-Regeln

Die Teams konnten mit dieser Reaktion zufrieden gestellt werden, daher ließen sie ihren Protest schließlich fallen. Die Protagonisten haben erwirkt, dass die FIA ab 2021 das sogenannte "Reverse Engineering" verbieten will. Darunter versteht man etwa das Nachbauen eines Boliden anhand von Fotos oder anderen Informationen.

Im Technischen Reglement für 2021 wird in Artikel 22.3 ("Listed Team Components", kurz "LTC") festgehalten, dass Teams Fotografien und andere Techniken zum "Reverse Engineering" nicht verwenden dürfen, um große Teile anderer Autos zu kopieren. Darunter fällt auch ein Verbot von Scannern oder 3D-Kameras.

Laut Informationen von 'auto motor und sport' sollen die Teams der FIA auf Nachfrage außerdem alle Unterlagen des gesamten Entwicklungsprozesses eines Bauteils übermitteln. Damit wollen sich die Regelhüter vergewissern, dass das geistige Eigentum aller Teams bewahrt wurde.

Zur "Intellectual Property", kurz "IP", zählen automatisch die Autos des Jahres 2019 und 2020, sowie des ersten Rennens dieser Saison. Alle neuen Bauteile, die nach dem Österreich-Grand-Prix entwickelt wurden, stehen demnach unter besonderer Beobachtung.

Die Rennställe haben am Rande des Grand Prix von Italien in Monza dieser Regeländerung zugestimmt. Das bestätigte Todt auch gegenüber unserer italienischen Schwesterseite: "Die Affäre hat einen Mangel an Klarheit in den Regeln offenbart, den wir für 2021 behoben haben. Das Dokument wurde von allen Mannschaften unterzeichnet."

Unter Artikel 22.3.3. steht nun deutlich festgeschrieben: "Ein Teilnehmer muss das ausschließliche Eigentum [...] an allen Rechten, Informationen oder Daten jeglicher Art [...] in Bezug auf das LTC in seinen Formel-1-Fahrzeugen besitzen." Damit gemeint sind etwa die Aerodynamik, die Kühler oder auch das Chassis.

Renault bittet die FIA um Klarstellung

FIA-Monoposto-Technikchef Nikolas Tomabzis erklärt diesbezüglich gegenüber 'auto motor und sport': "Diese Saison ändert sich nichts mehr. Die Regeln werden erst eine Auswirkung ab 2021 haben." Da der Entwicklungsprozess für das kommende Jahr bereits begonnen hat, schreiben die neuen Regeln jetzt schon vor, wie die nächstjährigen Boliden gebaut werden müssen.

Genau aus diesem Grund hat der Renault-Rennstall um Klarstellung bei der FIA ersucht. Laut einem Bericht von 'RaceFans.net' hat Cyril Abiteboul Tombazis geschrieben und einige detaillierte Punkte bezüglich der LTC angeführt, die noch unklar seien.

Das französische Werksteam wollte unter anderem wissen, welche Daten zwischen Teams geteilt werden dürfen, die denselben Windkanal benutzen oder inwiefern in der CFD-Forschung zusammengearbeitet werden darf.


Fotos: Grand Prix von Russland


Vor allem ist aber die Frage entscheidend, wie weit ein Team die LTC eines anderen kopieren darf. Renault bestätigt, dass man bereits eine Antwort von der FIA erhalten habe. "Bis zu einem gewissen Punkt ist dieser Austausch mit der FIA vertraulich. Aber wir erwarten, dass es zu einem gewissen Zeitpunkt öffentlich wird."

Schließlich sei Renault nicht allein, die Informationen der FIA seien für alle Hersteller wichtig. Besonders weil nun jeder Rennstall darauf bedacht sei, das Reglement einzuhalten. Laut Abiteboul arbeite Tombazis bereits daran, die Hinweise und Informationen formal aufzubereiten, um diese schließlich öffentlich zugänglich zu machen.

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