• 21. September 2020 · 14:36 Uhr

Neue Hürde für Einsteiger: Das steckt hinter dem 200-Millionen-Antrittsgeld

Ein elftes oder zwölftes Team könnte es in der Formel 1 auf absehbare Zeit nicht geben: 200 Millionen Dollar Antrittsgeld sollen die aktuellen zehn Teams schützen

(Motorsport-Total.com) - 2022 wollte Panthera als neues Team in die Formel 1 einsteigen. Selbst die aktuelle Coronasituation konnte den potenziellen Neueinsteiger nicht von seinem Weg abbringen. Doch nun gibt es vor der Königsklasse einen neuen Stolperstein, der das Projekt zum Ende bringen könnte, noch bevor es richtig begonnen hat.

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Vergrößern wird sich das Starterfeld wohl erst einmal nicht Zoom Download

Denn die Formel 1 hat neuen Teams einen dicken Brocken in den Weg gelegt. Wer in den illustren Kreis der zehn Teams einsteigen möchte, der muss sich erst mit 200 Millionen US-Dollar (169 Millionen Euro) einkaufen. Das Geld wird unter den bestehenden Teams aufgeteilt. Diese Vereinbarung ist Teil des neuen Concorde-Agreements.

Dabei dachte man, dass die neue Regelstruktur der Formel 1 Interessenten anlocken könnte. Denn durch die Budgetgrenze und die fairere Einnahmenverteilung sollte die Serie kein Geldgrab mehr sein, in dem man auch mit Budgets jenseits der 100 Millionen Euro wohl nur hinterherfahren udn Geld verbrennen würde.

Totgeburten wie USF1 werden verhindert

Panthera oder ein spanisches Projekt rund um Campos signalisierten Interesse, doch die Formel 1 selbst sprach stets davon, dass es keine ernsthaften Interessenten gebe. Dabei würde FIA-Präsident Jean Todt gerne neue Teams aufnehmen. "Ich hätte lieber zwölf statt zehn Teams", sagt er laut 'auto motor und sport'. "Aber für den Moment ist diese Gebühr eine Art Absicherung, dass ein Beweber auch seriös ist."


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Die Formel 1 möchte ein Szenario wie in den 90er-Jahren vermeiden, als hoffnungslos unterlegene Teams sich an der Königsklasse versuchten - und krachend scheiterten. Auch das jüngste Beispiel von USF1, die es 2010 erst gar nicht in die Startaufstellung geschafft hatten, soll sich nicht wiederholen. Das passt nicht zum Bild der selbsternannten Königsklasse.

"Jetzt haben wir keine zufälligen Ankündigungen mehr, dass Leute reinkommen, und dann aber nie auftauchen", sagt McLaren-Geschäftsführer Zak Brown. "Ich denke nicht, dass man so etwas in anderen großen Sportarten sieht."

Wolff: Platz in der Formel 1 ist besonders

Haas war 2016 der bislang letzte Neueinsteiger in die Formel 1 - und er war nach 2010 auch der einzige Rennstall, der sich von Null auf in der Königsklasse versucht hat. Und das könnte auf absehbare Zeit auch so bleiben. Denn das Antrittsgeld, das zum Einstieg von Super Aguri 2006 übrigens noch bei "nur" 48 Millionen Euro lag, hat noch einen anderen Zweck.


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Einerseits fängt es die Verluste auf, die jedes einzelne Team durch einen zusätzlichen Rennstall im Preisgeldtopf erleiden würde, andererseits sichert es den bestehenden Teams einen höheren Franchise-Wert, weil es nur zehn Plätze im Sport gibt und nicht jeder einfach reinkommen kann, wie er möchte.

"So ein Franchise-Wert ist völlig normal", sagt Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. "Es sollte auf zehn Teams begrenzt sein, denn es ist etwas Besonderes, einen Platz in der Formel 1 zu haben", begrüßt der Österreicher diese neue Regel. "Das gilt für die meisten professionellen Sportligen."

Steiner: Neue Regel eine Chance für Wertschaffung

Haas-Teamchef Günther Steiner, dessen Rennstall selbst noch von der alten Regelung profitierte, sieht die Neuerungen sogar als positiv für mögliche neue Teams an. "Es ist eine Möglichkeit, weil man mit etwas Neuem einen Wert erschaffen kann", sagt er. Zwar müsse man vor dem Einstieg etwas Geld investieren, durch die neuen Maßnahmen sei es aber möglich, danach sogar Geld zu erwirtschaften.

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Bestehende Teams wie Haas oder Mercedes haben ihren Wert abgesichert Zoom Download

"Jetzt weißt du, wie viel es kostet, und dann kannst du abwägen, ob es das Risiko wert ist, zu investieren, oder nicht", so Steiner. Durch die neue Bezahlschranke hält man den Wert der Formel 1 stabil. "Wir haben jetzt nicht mehr die, die kommen und gehen, wie ein paar Teams vor uns", so Steiner. "Das ist nicht gut, oder?"

Allerdings gibt es für ihn auch eine Kehrseite: "Ein kleines Team oder jemand mit einer Menge Enthusiasmus und wenig Geld, kann nicht mehr einsteigen", sagt der Südtiroler, sieht aber auch das Gute darin: "Ich glaube, es ist positiv für die Formel 1, dass jemand auch seriös sein wird, wenn er einsteigt."

Lieber kaufen als neu einsteigen?

Dass man auch günstiger in die Formel 1 kommen kann, hat zuletzt Dorilton Capital bewiesen. Für 152 Millionen Euro hat man Traditionsrennstall Williams gekauft und damit weniger als die neue Einstiegsgrenze bezahlt. Zudem hat man dabei eine komplette Infrastruktur mit übernommen und muss nicht von Null beginnen.

Somit erscheint es günstiger, ein bestehendes Team zu kaufen, als ein neues zu gründen. Der Einstieg eines elften oder zwölften Teams ist damit noch einmal deutlich unwahrscheinlicher geworden (Kolumne: Warum die Formel 1 neue Teams braucht).

Auch für Panthera ist der anvisierte Einstieg damit erst einmal in die Ferne gerückt. "Das sind natürlich keine guten Nachrichten", muss Mitbegründer Benjamin Durand gegenüber 'Racefans' zugeben. "Es ist natürlich einfacher, 100 Millionen zu finden als 300 Millionen."

Panthera will Situation abwägen

Zudem hat er die Sorgen, dass andere Teams jetzt nicht mehr so günstig aufkaufbar wären wie Williams. "Ich weiß nicht, welche Teams zum Verkauf stehen. Meine Sorge ist, dass die anderen Teambesitzer jetzt denken, dass sie ihren Wert künstlich enorm in die Höhe schießen lassen können, auch wenn sie einen solchen Wert gar nicht besitzen."

Dennoch will der potenzielle Neuling einen Einstieg noch immer nicht ausschließen, denn Durand erkennt ebenfalls den Wert, den der neue Vertrag kreiert. Erst müsse man aber verstehen, was der neue Deal beinhaltet - ob etwa Neueinsteiger nach Bezahlen des Antrittsgeldes sofort im ersten Jahr von den Preisgeldern partizipieren können. Das war bei Haas damals nämlich noch nicht der Fall.


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"Wir müssen verstehen, wo die Vorteile liegen. Und dann wägen wir mit unseren Unterstützern ab, ob es wert ist, ein neues Team an den Start zu bringen oder ein Team zu kaufen, wenn eines auf dem Markt ist", so Durand. Geholfen haben dürfte die neue Vereinbarung, die bis zum Ablauf des Concorde-Agreements 2025 gilt, aber nicht.

Mit kurzfristigen Neueinsteigern rechnet Jean Todt jedenfalls nicht. "Wenn sich das neue System mit der Budgetdeckelung mal konsolidiert hat, können wir darüber reden, ob wir den Club nicht aufstocken wollen", sagt er. "Wir konnten das jetzt nicht auch noch in den Vertrag mit hineinpacken. Es war schon eine riesige Aufgabe, das Concorde Abkommen den geänderten Bedingungen anzupassen."

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