• 03. September 2020 · 11:10 Uhr

Lewis Hamilton: "Wir wollen Pirelli nicht verärgern, aber ..."

Reifenhersteller Pirelli steht für 2022 vor der nächsten Herausforderung - Lewis Hamilton kritisiert die aktuellen Reifen und sagt, was er sich wünscht

(Motorsport-Total.com) - "Ich bin mir sicher, dass wir in jedem Jahr einen Reifen von Pirelli hatten, der nicht unbedingt das war, was wir als Fahrer haben wollten", sagt Lewis Hamilton und kritisiert damit erneut die Reifen in der Formel 1. Sein größter Kritikpunkt aus Sicht der Fahrer: das Überhitzen der Pneus. Das sorgt auch dafür, dass die Fahrer über weite Strecken des Rennens gar nicht mehr pushen.

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Zwei unterschiedliche Ausgangspunkte: Mario Isola und Lewis Hamilton Zoom Download

Fahrer wollen lieber versuchen, die Reifen zu schonen und mit möglichst einem Boxenstopp durchzukommen. Denn Zeit mit einem weiteren Boxenstopp aufzuholen, das ist durch das Überholproblem in der Königsklasse meist kaum machbar. Schon sieben Sekunden hinter einem anderen Auto würde man die Turbulenzen laut Hamilton spüren - und das geht auch auf die Reifen.

"Daher brauchen wir unbedingt mechanischen Grip, während wir in diesem Downforce-Defizit sind. Wir brauchen den Grip von den Reifen", sagt Hamilton. Doch die aktuellen Pneus rutschen dann eher und verschlimmern so das Problem, weil es zum Überhitzen kommt.

Auch GPDA-Vorsitz Romain Grosjean stimmt zu: "Wir hätten gerne ein deutlich besseres Produkt", sagt der Haas-Pilot. Denn aktuell könne man mit dem Auto nicht kämpfen. "Wir können nicht pushen. Das müssen wir akzeptieren und drumherumfahren."

Hamilton in Paris um zu helfen

Hamilton sieht ein Problem darin, dass es in der Königsklasse nur einen Ausrüster gibt. Zu Zeiten des Reifenkriegs hätten sich die Hersteller gegenseitig an die Grenzen getrieben. "Aber niemand pusht Pirelli - außer wir mit unseren Aussagen", so Hamilton. "Wir müssen aber aufpassen, denn wir wollen Pirelli nicht verärgern. Wir versuchen konstruktiv zu sein und mit ihnen zu reden."


Fotostrecke: Schwarzes Gold: Alle Reifenhersteller der F1

Im Zentrum der Diskussionen steht der sogenannte "Target Letter" - also ein Zielsetzungsbrief. In diesem steht geschrieben, was die Formel 1 von Pirelli möchte. Doch der letzte Brief geht für Hamilton komplett am Thema vorbei. "Er hatte keinen Input von den Fahrern und war nicht das, was wir jahrelang verlangt haben."

Aus diesem Grund sei der sechsmalige Weltmeister auch jüngst in Paris gewesen, als es um das neue Concorde-Agreement ging. "Ich wollte helfen und sagen: 'Nehmt die Fahrer mit ins Boot. Wir arbeiten nicht gegen euch. Wir sind ein Teil des Sportes und wollen helfen, dass er großartig ist - genau wie ihr.'"

Hamiltons Wunsch: Hypersoft in haltbar

Hamilton ist überzeugt, dass die Botschaft ankam und dass man jetzt versucht, den Brief etwas besser hinzubekommen. Ginge es nach Hamilton, dann würde er gerne wieder mehr Boxenstopps sehen. "Diese Einstopprennen sind nicht toll."

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Hamilton würde gerne einen Hypersoft haben, der länger hält Zoom Download

Für ihn war der rosa-umrandete Hypersoft-Reifen der beste Reifen in der Vergangenheit - zumindest was den Grip angeht. Diesen Grip möchte Hamilton wieder haben, aber länger. "Wir möchten kein Überhitzen, sondern weiter pushen und diese Autos herumwerfen und nah an die anderen kommen, um ein Manöver zu machen."

Hamiltons Wunsch nach mehr Grip und gleichzeitig längerer Haltbarkeit hält Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff jedoch für "physikalisch unmöglich". Für einen Fahrer sei ein Reifen, der viel Grip bietet und 50 Prozent des Rennens hält zwar großartig, "aber ich bin nicht sicher, ob er auch eine großartige Show bietet", so Wolff.

Pirelli betont: Wir hören auf die Fahrer!

Das bestätigt auch Pirelli-Manager Mario Isola: "Wir können nicht 100 Prozent Grip und 100 Prozent Konstanz haben", sagt der Italiener. Dennoch betont er, dass Pirelli auf die Fahrer hören würde: "Ich möchte nicht diese Message haben, dass wir nicht auf die Fahrer hören würden, denn immer wenn die Fahrer verfügbar sind, sind auch wir verfügbar. Das gilt für Pirelli und auch für die FIA."

Gerne würde man Hamiltons Vorschläge auch umsetzen, "aber erst muss das zu Papier gebracht werden und dann in die Realität umgesetzt werden", so Isola. Das neue Zielsetzungsschreiben für 2022 ist schon lange in Planung - beziehungsweise die vielen Versionen davon. Denn immer wieder würde etwas Neues auf den Tisch kommen - auch die Meinung der Fahrer.

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Mario Isola hat für die Bedürfnisse der Fahrer immer ein offenes Ohr Zoom Download

Für 2020 stehen die neuen 18-Zoll-Reifen auf dem Programm, auch eine größere Anzahl von Boxenstopps wird gewünscht. Zudem soll endlich das Überhitzen eingedämmt werden.

Auch geringerer Abbau steht auf der Liste, doch das ist für Isola noch ein Diskussionspunkt. "Denn wenn man den Abbau reduziert, gibt es keinen Grund mehr, mehr als einen Stopp zu haben. Wenn der Reifen nicht abbaut, warum sollte man dann noch einmal in die Box kommen und Zeit verlieren?", fragt er.

FIA gibt zu: Letztes Schreiben war unmöglich

Ideal wäre also ein Reifen, der lange viel Grip hat und dann schlagartig abbaut, um Boxenstopps zu triggern. "Einige Ziele sind wirklich schwierig zu erreichen", sagt der Pirelli-Mann. Doch die Italiener wollen alles versuchen, um 2022 einen idealen Reifen zu haben. Für 2021 müssen die Fahrer noch einmal mit dem vorhandenen Material zurechtkommen.

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2022 werden die neuen 18-Zoll-Reifen in der Formel 1 Einzug halten Zoom Download

FIA-Technikchef Nikolas Tombazis gibt derweil zu, dass das erste Zielsetzungsschreiben vor vier Jahren Pirelli vor unlösbare Aufgaben gestellt hat. "Rückblickend betrachtet hat das Schreiben unmögliche Dinge von Pirelli verlangt. Man wollte wenig Abbau und die ganze Zeit pushen, aber trotzdem mehrere Boxenstopps und ein Crossover zwischen den Reifen haben."

"Das waren wohl Ziele, bei denen man unmöglich treffen konnte", so Tombazis. "Das müssen wir anerkennen." Die ersten Tests mit den neuen 18-Zoll-Reifen würden jedoch darauf hindeuten, dass man sich auf dem richtigen Weg befindet. "Die Tests waren sehr vielversprechend. Hoffentlich werden wir in eineinhalb Jahren in einer besseren Position sein."

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