• 14. Juni 2020 · 10:28 Uhr

Riccardo Patrese: Hätte nach Imola 1994 in Sennas Williams sitzen sollen

Riccardo Patrese erklärt, dass er nach Ayrton Sennas Tod 1994 ganz knapp vor einem Comeback für Williams stand - Er selbst habe allerdings die Reißleine gezogen

(Motorsport-Total.com) - Riccardo Patrese fuhr sein letztes Formel-1-Rennen beim Saisonfinale 1993 in Australien. Der Italiener fand für 1994 kein Cockpit mehr, beendete seine Karriere damals aber offiziell - obwohl er im April bereits 40 Jahre alt wurde - noch nicht. Und tatsächlich wäre es wenige Wochen nach seinem 40. Geburtstag fast zu einem Comeback gekommen.

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Riccardo Patrese und Ayrton Senna fuhren viele Jahre gemeinsam in der Formel 1 Zoom Download

"Es ist mir sehr schwergefallen, den anderen dabei zuzuschauen, wie sie die Saison beginnen, und selbst zu Hause bleiben zu müssen. Ich hatte Anfang 1994 noch nicht hundertprozentig festgelegt, dass [der Formel-1-Abschied] für immer und ewig war", erinnert sich Patrese im Podcast 'Beyond the Grid' an die ersten Monate des Jahres zurück.

"Weil ich diesen Gedanken hatte, dass ich vielleicht noch einmal zurückkehren möchte, ging ich in Imola zu Williams - einfach um Hallo zu sagen und anzubieten, dass ich für sie testen kann", verrät Patrese, der bereits zwischen 1987 und 1992 für Williams gefahren war, und erklärt: "Ich wusste, dass sie Schwierigkeiten mit dem passiven Auto hatten."

"Die aktive Radaufhängung wurde ja Ende 1993 verboten. Ich war der letzte Fahrer, der einen passiven Williams gefahren war, den FW14 von 1991", erinnert Patrese und ergänzt: "Ich dachte mir, dass ich ihnen vielleicht dabei helfen kann, das Auto wieder hinzubekommen, denn das Auto von 1994 war nicht besonders gut."

Eigentlich wollte Patrese nur testen

"Senna hatte beim Grand Prix von Brasilien, vor Imola, schon ein Problem mit Schumacher", erinnert der Italiener. Senna war in den ersten beiden Saisonrennen, die Michael Schumacher im Benetton gewinnen konnte, jeweils ausgefallen. Vor dem dritten Rennen in Imola hatte er somit bereits 20 Punkte Rückstand auf den späteren Weltmeister und stand unter Druck.

"Ich hatte also diese Idee im Kopf, wieder zu testen, und ich wusste, dass sie mich mögen und meine Arbeit schätzen. Ich dachte mir, wenn ich schnell bin, bekomme ich vielleicht 1995 eine Chance bei Williams als Teamkollege von Ayrton. Ich ging also hin und machte Frank [Williams] und Patrick [Head] das Angebot. Sie waren begeistert", so Patrese.

"Dann redeten wir mit Ayrton, und der war auch begeistert. Das war am Samstagnachmittag, nach dem Training", berichtet Patrese und ergänzt: "Ich habe mich von Ayrton noch verabschiedet und zu ihm gesagt: 'Wir sehen uns beim nächsten Test!' Da sagte er: 'Ich freue mich schon darauf, mit dir zu arbeiten.' Es waren sehr freundliche Worte."

"Ich fuhr nach Hause und sah am Sonntag den Unfall im TV", erinnert sich Patrese an Sennas tödlichen Unfall beim Rennen in Imola. "Mir ging sofort durch den Kopf, dass sie jetzt vielleicht keinen Testfahrer mehr brauchen, sondern einen Rennfahrer", verrät er und berichtet: "Ich traf mich [beim nächsten Rennen] in Monaco mit Williams."

Wie Sennas Unfall alles veränderte

"Frank wollte mit mir reden, ob ich immer noch zurückkommen möchte, da sie jetzt einen Rennfahrer brauchen", erinnert sich Patrese. Allerdings habe er damals Zweifel gehabt. "In den zwei Wochen nach dem Unfall habe ich nicht gut geschlafen. Ich habe mich bei dem Gedanken, in dieses Auto zu steigen, nicht wohlgefühlt", gesteht er.

"Als es so aussah, dass ich Ayrton wirklich ersetzen soll, fühlte ich mich mit der Situation nicht mehr wohl. Ayrton war der beste Fahrer, im besten Team. Wenn ihm das passiert, dann kann es mir vielleicht auch passieren. Und ich hatte so viele Jahre in der Formel 1 überlebt. Vielleicht setze ich mich morgen rein und mir passiert auch was", erklärt Patrese.


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"Ich hatte zu viele Zweifel. Das kannte ich davor nicht. Da habe ich entschieden, es sein zu lassen. Also rief ich Frank an und sagte ihm: 'Ist besser, wenn du dir einen anderen Fahrer suchst. Für mich war's das mit der Formel 1 und dem Rennfahren.' Er hat noch nachgefragt, ob ich mir wirklich sicher bin. Aber ich war mir sicher. Ich hatte kein gutes Gefühl", so Patrese.

"Ich habe das Telefon aufgelegt. Und damit war meine Formel-1-Karriere beendet", erklärt der Italiener. Sennas Williams-Cockpit teilten sich bis Saisonende 1994 David Coulthard und Nigel Mansell. Tatsächlich kehrte Patrese 1996 noch einmal für einen Test in den damals aktuellen Williams FW18 zurück. Ein Formel-1-Rennen bestritt er allerdings nie wieder.

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