• 12. März 2020 · 07:30 Uhr

Lewis Hamilton kritisiert F1 als geldgierig & fordert Melbourne-Absage

Lewis Hamilton positioniert sich als erster Rennfahrer für eine Absage des Grand Prix von Australien wegen der Angst vor einer Ausbreitung des Coronavirus

(Motorsport-Total.com) - Während andere Sportarten reihenweise ihre Events absagen, hat die Formel 1 bisher stur am Saisonauftakt am kommenden Wochenende in Melbourne (Formel 1 2020 live im Ticker!) festgehalten. Und das, obwohl die ersten Coronavirus-Verdachtsfälle im Paddock im Albert Park aufgetreten sind. Jetzt könnte die Stimmung aber kippen. Denn am Medien-Donnerstag äußerten erstmals die Fahrer Kritik an der Entscheidung, das Rennwochenende ohne nennenswerte Abweichungen vom Programm abzuhalten.

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Lewis Hamilton hat die Formel 1 am Donnerstag scharf kritisiert Zoom Download

Allen voran positioniert sich Lewis Hamilton mit ungewöhnlich eindeutigen Aussagen. Es sei "schockierend", dass die Formel 1 den Saisonauftakt in Melbourne angesichts der Coronavirus-Pandemie nicht absagt: "Ich bin sehr, sehr überrascht, dass wir hier sind. Es ist toll, dass wir Rennen fahren können. Aber ich finde es schockierend, dass wir alle in diesem Raum sitzen."

Im internationalen TV war diese scharfe Kritik an der Formel 1 übrigens nicht zu sehen. Im offiziellen Teil der FIA-Pressekonferenz wurde das Coronavirus nämlich mit keiner Silbe erwähnt - und als anwesende Journalisten endlich ihre "Questions from the Floor" stellen durften, fiel bei 'Sky' praktischerweise das TV-Signal aus ("temporarily unavailable").

Hamiltons klare Worte finden daher zunächst nur in schreibenden Medien statt. "Es sind heute schon so viele Fans hier", sagt er. "Es scheint, dass die ganze Welt reagiert. Ein bisschen spät vielleicht, aber gut. Heute Morgen hat Trump die Grenzen zwischen Europa und den USA dichtgemacht. Die NBA sagt ihre Spiele ab. Aber die Formel 1 macht einfach weiter."

Hamilton wirft der Formel 1 vor: "Cash is King"

"Cash is King", beantwortet Hamilton die Frage, warum die Formel 1 das Rennwochenende seiner Meinung nach nicht absagt. "Ich habe das Gefühl, dass ich mich mit meiner Meinung nicht zurückhalten sollte." Gleichzeitig fordert er alle Menschen im Albert Park auf, beim Öffnen von Türen aufzupassen und regelmäßig die Hände zu desinfizieren.

"Heute Morgen habe ich Jackie Stewart getroffen", erzählt der 35-Jährige. "Er sah fit und gesund aus, es geht ihm gut. Aber im Paddock haben wir auch ein paar Menschen im fortgeschrittenen Alter. Für die ist das eine große Sorge. Und ich mache mir definitiv auch Sorgen. Ich hoffe, dass die Sicherheit der Fans gewährleistet ist und wir dieses Wochenende ohne Todesfälle überstehen."


Fotostrecke: Coronavirus: So sieht man die Angst vor COVID-19 im F1-Paddock

Auf die Frage, ob er das Rennen absagen würde, sollten sich Verdachtsfälle bei Teammitgliedern als Coronavirus-Infektionen herausstellen, entgegnet Hamilton: "Es ist nicht an mir, das zu entscheiden. Aber ich habe gehört, dass die Ergebnisse erst in fünf Tagen feststehen werden. Was für ein Zufall!"

Auf Social Media hatte Hamilton schon vor der Ankunft im Paddock Kritik anklingen lassen. Von seinem Flug nach Sydney postete er ein Foto mit Schutzmaske, und am Donnerstagmorgen veröffentlichte er ein Selfie mit dem Text: "Ehrlich gesagt würde ich mein Hotelzimmer am liebsten nicht verlassen."

Rückendeckung erhält er von Kimi Räikkönen, dem Formel-1-Weltmeister des Jahres 2007: "Ich weiß nicht, ob es richtig ist, dass wir hier sind. Wahrscheinlich nicht", sagt der sonst nicht unbedingt als besonders gesprächig bekannte Finne. Aber: "Das ist nicht unsere Entscheidung. Ich glaube, wenn es nur die Entscheidung der Teams wäre, wären wir nicht hier."

Räikkönen sorgt sich um Gesundheit der Fans

Viele Fahrer empfinden es inzwischen als beunruhigend, dass im Paddock mehrere Krankheitsfälle gemeldet wurden. Es gehe dabei gar nicht in erster Linie um die Formel-1-Fahrer, "sondern auch um die Fans", sagt Räikkönen.

Die Veranstalter haben bisher nur mit bestimmten Auflagen, die allerdings sehr lax kontrolliert werden, auf die Coronavirus-Epidemie reagiert. TV-Interviews mit Menschentrauben rund um die Fahrer wurden abgesagt, und Medienvertreter sind generell angehalten, einen Sicherheitsabstand zu halten.

Die Fans wurden gebeten, keine Selfies und Autogramme zu machen, um direkten Körperkontakt zu vermeiden, und im Paddock gibt's ein paar Stationen zum Händewaschen. Manche Fahrer lassen sich von der Sorge um das Coronavirus auch nicht anstecken. Lando Norris etwa betont, seiner Meinung nach sei bisher nicht viel anders als an anderen Rennwochenenden.

Carlos Sainz sieht das weniger entspannt. Die Fahrer seien "besorgt", räumt der 25-Jährige ein, betont aber: "Wir sind Rennfahrer. Wir wissen nicht, was sich weltweit abspielt und ob es sicher ist, in Australien oder Vietnam zu fahren. Wir sind keine Wunderknaben, keine Regierungsvertreter. Wir müssen uns auf das verlassen, was uns andere sagen."

Seiner Meinung nach gebe es aktuell keinen Grund, an den Empfehlungen der Formel-1-Chefs zu zweifeln. Auch wenn es "ein bisschen Glück" brauche, um den Event unter den aktuellen Umständen abzuhalten: "Jeder weiß inzwischen, wie schnell sich dieses Ding entwickelt. Nur die Zeit wird zeigen, ob es ein Fehler ist, was wir hier tun."

(Weitere aktuelle Informationen zu Coronavirus-bedingten Absagen und zusätzliche Infos gibt's in unserem Coronavirus-Ticker!)

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