• 04. August 2019 · 09:03 Uhr

Mercedes-Cockpit 2020: Es gibt nur noch zwei Kandidaten

George Russell ist raus aus dem Mercedes-Rennen, ebenso wie Max Verstappen - Renault spielt bei der Zukunftsplanung wieder eine wichtige Rolle

(Motorsport-Total.com) - Wenn beim Grand Prix von Ungarn (ab 14:40 Uhr live im Ticker) nicht ein Wunder passiert, wird Max Verstappen als Dritter in die Sommerpause der Formel 1 gehen und damit, so ist seine Ausstiegsklausel konstruiert, auch 2020 definitiv für Red Bull fahren. Damit hat sich die Entscheidung über das Mercedes-Cockpit neben Lewis Hamilton auf zwei Kandidaten reduziert: Valtteri Bottas und Esteban Ocon.

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Esteban Ocon oder Valtteri Bottas: Einer von beiden sitzt 2020 im Mercedes Zoom Download

"Es ist eine Entscheidung zwischen Esteban und Valtteri", bestätigt Teamchef Toto Wolff am Hungaroring. "Wir diskutieren teamintern schon lange darüber. Ich ringe mit mir selbst darüber, was das Richtige für das Team und für die Fahrer ist. Wenn wir nur einen von beiden hätten, wäre es gar keine Frage, den Vertrag zu verlängern."

Aber Mercedes hat theoretisch sogar noch einen dritten Kandidaten in der Hinterhand, nämlich George Russell. Der Formel-2-Champion von 2018, der auf dem Weg zum Titel Lando Norris und Alexander Albon geschlagen hat, hat im Qualifying in Ungarn eine eindrucksvolle Talentprobe abgelegt, Teamkollege Robert Kubica 1,3 Sekunden abgenommen und mit dem unterlegenen Williams beinahe den Sprung ins Q2 geschafft.

Aber Russell ist für ein Mercedes-Cockpit 2020 kein Thema: "Ich möchte George nicht verbrennen", stellt Wolff klar. Zumal er bei Williams "in einer sehr guten Position" sei: "Er hilft ihnen auf dem Weg nach oben, kann dort dazulernen und lernt schätzen, wenn ein Auto gut funktioniert." Außerdem: "Wir respektieren unsere Verträge", betont Wolff. Dem Vernehmen nach ist Russel von Mercedes für zwei plus eins Jahre bei Williams geparkt.

Mercedes 2020: Russell baggert an Wolff

An Russells Wollen scheitert's freilich nicht: "George kommt jedes Wochenende mit einem neuen Plädoyer zu mir! Das ist schon so, seit er 15 ist", lacht Wolff und spielt auf P16 im Qualifying an: "Es sind solche Momente, die er schätzen muss, damit er es eines Tages richtig einordnen kann, wenn er in einem Auto sitzt, mit dem er Rennen und Weltmeisterschaften gewinnen kann."

"Ich glaube, das käme zu früh. Und ich finde, man darf nicht darüber hinwegsehen, dass diese Jungs schon in sehr jungen Jahren in die Formel 1 kommen. Es gibt Ausnahmen der Norm, zum Beispiel Max Verstappen. Der hatte aber bei Toro Rosso ein Umfeld, in dem er auch Fehler machen durfte. Selbst bei Red Bull durfte er das noch."

"Man hat ihm auch Raum zum Dazulernen gegeben, obwohl er extrem talentiert ist und durch sein Umfeld gut entwickelt wurde. Das ist sicherlich eine Stärke, die Red Bull mit ihrer Toro-Rosso-Konstellation hat", anerkennt der Österreicher und gesteht: "Ich glaube nicht, dass du in einem Mercedes genug Raum zum Dazulernen hast."

"Denn da wirst du in ein Auto gesteckt, das Rennen und Weltmeisterschaften gewinnen kann. Dieses Umfeld bedeutet hohen Druck. Ich glaube, dass es für einen jungen Fahrer, der das Talent hat, Weltmeister zu werden, auch nach hinten losgehen kann, wenn er in so ein Umfeld neben dem besten Fahrer seiner Generation, der seit sieben Jahren im Team ist, geworfen wird."

Also Bottas oder Ocon. Während der eine als Simulator- und Ersatzfahrer engagiert arbeitet und die Ingenieure immer wieder mit seinen (virtuellen) Rundenzeiten verblüfft, bekleckert sich der andere derzeit nicht nur mit Ruhm. Bottas ist zwar einer der besten Qualifyer der Formel 1, wie er in Ungarn bewiesen hat. Aber sein Abflug in Hockenheim kam zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt - sowohl für die WM als auch für das Mercedes-Cockpit.

"Es gibt viele Pro- und einige Gegenargumente"

"Beide verdienen das Cockpit", findet Wolff. "Esteban, weil er harte Situationen durchgemacht hat und sicher die Motivation, die Energie und das Talent hat, um in einem Mercedes zu sitzen. Auf der anderen Seite hat Valtteri die Erfahrung. Er hat schon bewiesen, wie schnell er ist. Er ist eine enorme Hilfe dabei, das Team gemeinsam mit Lewis zu entwickeln. Es gibt viele Pro- und einige Gegenargumente."

"Letztendlich haben wir entschieden, darüber nicht weiter nachzudenken und Budapest erstmal verstreichen zu lassen. Danach stecken wir im Sommer unsere Köpfe zusammen und entscheiden, was das Beste für das Team ist und das Beste für die beiden. Denn wir kümmern uns um beide", kündigt Wolff an.


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Mit hoher Wahrscheinlichkeit, munkelt man im Paddock, wird der eine im Mercedes- und der andere im Renault-Cockpit sitzen. Daimler und die Renault-Nissan-Gruppe arbeiten auf Konzernebene bereits seit 2010 zusammen. In vielen Serien-Mercedes stecken Renault-Motoren. Insofern könnte man Ocon bei Renault parken - und hätte dann, wenn man ihn in ein, zwei Jahren vielleicht braucht, trotzdem Zugriff auf ihn.

Renault sei "eine glaubwürdige Option" für Ocon, hat Wolff bereits in Österreich angedeutet. Aber: "Renault hat zwei Fahrer, mit denen sie ganz glücklich sind. Sie müssen entscheiden, ob sie mit Nico weitermachen. Das ist eine Entscheidung, die Renault ganz für sich allein treffen muss."

Wolff: Abitebouls linke Nummer noch nicht vergessen

Zumal der Ärger vom vergangenen Sommer noch nicht ganz verflogen ist. Damals hatte Renault-Teamchef Cyril Abiteboul Mercedes versichert, Ocon ein Cockpit zu geben, weswegen Wolff ein vorliegendes McLaren-Angebot ausgeschlagen hat. Aber dann war plötzlich Daniel Ricciardo verfügbar - und McLaren hatte schon beide Cockpits vergeben. Man könnte auch sagen: Wolff hat bei Abiteboul einen gut.

"Eins steht fest", sagt Wolff. "Ich mag Cyril. Aber wenn er ein Gentleman mit Handschlagqualität werden will, muss er erst wieder zu einem Gentleman werden! Wir sehen uns alle Optionen an. Esteban ist ein heißes Thema, denn er ist einer der vielversprechendsten jungen Fahrer. Er verdient es, in der Formel 1 zu fahren. Wir sehen das an dem Interesse, das für nächstes Jahr an ihm besteht."

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Sind nicht immer einer Meinung: Cyril Abiteboul und Toto Wolff Zoom Download

"Wie wir alle wissen, war es im Vorjahr eine sehr unglückliche Situation, dass er letztendlich zwischen den Stühlen gelandet ist. Er hätte sich zwei Cockpits aussuchen können, und am Ende hatte er keins mehr", so der Mercedes-Teamchef. Aber: "Jeder weiß um sein Fahrkönnen. Er ist ein heißes Thema. Es gibt viel Interesse von Teams. Und natürlich ist er jemand, den wir nicht leichtfertig aufgeben wollen."

"Wenn wir uns für Valtteri entscheiden, bedeutet das auch, dass jemand anderer Esteban weiterentwickeln würde und wir ein bis zwei Jahre keinen Zugriff auf ihn hätten. Das sind die Konsequenzen dieser Entscheidung", weiß Wolff und erklärt gleichzeitig: "Ich bin sehr optimistisch, dass wir ihn nächstes Jahr in einem Formel-1-Auto sehen werden."

Sollte die Entscheidung für Bottas fallen (viel wird von dessen Leistung beim Grand Prix von Ungarn abhängen) und für Ocon doch kein Cockpit bei einem der mit Mercedes assoziierten Teams frei werden (Renault, Racing Point, Williams), dann könnte Mercedes den 22-jährigen Franzosen unter Umständen auch komplett aus dem Juniorkader entlassen.

Wolff: Mercedes wird Ocon nicht im Weg stehen

"Ich glaube, wenn wir nicht in der Lage sind, ihm bei Mercedes einen Sitz zu geben, weil wir unserer Fahrerpaarung treu bleiben, müssen wir uns irgendwann eingestehen, dass man ihn flügge werden und seinen eigenen Weg gehen lassen muss. Wir wollen Esteban da nicht im Weg stehen", stellt Wolff klar.

"Ich würde Estebans Karriere sicher nicht sabotieren."Toto Wolff
Eine Botschaft, die Ocon erfreut vernimmt: "Das ist fantastisch", sagt er im Interview mit 'Top Gear'. "Denn das bedeutet, dass Toto und mein Team mich voll unterstützen und mich wieder in einem Rennauto sehen wollen. Egal wie. Wenn ich das höre, finde ich, dass das etwas Besonderes ist. Sie glauben wirklich an mich."

Wolff nickt: "Wenn du einem jungen Fahrer keine Chance bieten kannst, musst du Kompromisse eingehen. Ich würde Estebans Karriere sicher nicht sabotieren, indem ich ihn davon abhalte, woanders Formel 1 zu fahren."

"Er ist ein toller Kerl, denn er hat mir gesagt, er würde es sogar verstehen, wenn wir ihn in dem Fall nicht freigeben, in der Mercedes-Familie bleiben und etwas anderes mit uns machen. Aber ich finde, er muss eine Chance in der Formel 1 bekommen. Entweder bei uns oder in einem anderen Team."

Davon abgesehen wäre ein Abschied von Mercedes nicht zwangsläufig ein Abschied für immer: "Wer weiß, was in zwei, drei, vier Jahren ist? Diese Jungs sind so jung, zwischen 20 und 22. In dem Alter ist Lewis in die Formel 1 gekommen. Die Zukunft sieht für all diese Jungs sehr rosig aus", sagt Wolff.

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