• 22. Mai 2019 · 14:38 Uhr

Nach Horror-Auftakt: Ferrari arbeitet an neuen Konzepten

Ferrari hat auf den schlechten Saisonstart reagiert und bastelt an neuen Konzepten für sein Auto - Für Monaco sieht man trotz weiterer Updates schwarz

(Motorsport-Total.com) - Kommt Ferrari in Monaco endlich in den Schwung, den man vor Saisonbeginn gezeigt hatte? Die bisherige Saison war aus Sicht der Scuderia eine einzige Enttäuschung. Von der Form der Wintertestfahrten war bislang nichts zu sehen. Kein einziger Sieg gelang den Roten bislang, stattdessen musste man zusehen, wie Mercedes fünf Doppelsiege in fünf Rennen einfuhr.

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Hat sich Ferrari in der Entwicklung des SF90 verspekuliert? Zoom Download

Ein vorgezogenes Motoren-Update brachte für Barcelona keinen Schritt nach vorne, genauso wenig wie die aerodynamischen Verbesserungen. "Wir sind enttäuscht über die Performance", sagt Teamchef Mattia Binotto. "Wir hatten gehofft, dass wir mehr liefern können." Zwar betonte man immer wieder, dass die Upgrades funktioniert haben, trotzdem war es bei weitem nicht genug, um Mercedes auch nur in irgendeiner Weise gefährlich zu werden.

"Wir haben Performance an das Auto gebracht, aber das größte Problem ist, mehr zu finden", sagt auch Sebastian Vettel und zieht ein ernüchterndes Fazit: "Wir sind nicht schnell genug. So einfach ist es, aber es ist nicht einfach zu ändern." Ferrari habe laut Teamchef Binotto in jeder Kurve von Barcelona Zeit verloren. "In jeder einzelnen Kurve waren wir langsam und hatten eine Menge Untersteuern."

Surer: Ferrari bleibt stehen

Die Ursachen dafür gilt es nun zu finden, auch wenn der Italiener unterstreicht, dass die Schwächen des Autos schon die ganze Saison über präsent waren, in Barcelona aber noch einmal hervorgehoben wurden. Eine Korrektur ist aber in der Richtung noch nicht passiert - vorgezogenes Update hin oder her.

Das fällt auch Außenstehenden auf: "Mir scheint, dass sie eigentlich keine Fortschritte machen", meint Ex-Pilot Marc Surer beim Podcast 'Starting Grid' auf 'meinsportpodcast.de'. Alle anderen Teams würden aufrüsten und nach vorne kommen, während Ferrari stagniere. Das sei vor allem bei Red Bull ersichtlich, die sich gegenüber den Testfahrten im Winter steigern konnten. "Mercedes sowieso. Mercedes hat die größten Fortschritte gemacht. Und Ferrari bleibt irgendwo stehen", so Surer.

Der Schweizer vermutet, dass der SF90 in gewisser Weise nicht weiterzuentwickeln ist. Ferraris System mit dem nach außen abfallenden Frontflügel habe im Winter perfekt funktioniert, doch bei den aktuellen Bedingungen bekomme die Scuderia das nicht so hin. Will man jetzt den nötigen Abtrieb erreichen, müsse man durch größere Flügel Abstriche in der Aerodynamik machen.

Mercedes hat hingegen von Saisonbeginn an auf einen höheren Abtrieb gesetzt. Bei Ferrari ist man auch soweit, dass man an neuen Konzepten arbeitet, um die Saison noch zu retten. Immerhin hatte man nach Barcelona zwei Tage Zeit zum Testen und hat dort vor allem herausgefunden, dass die neuen Pirelli-Reifen mit der dünneren Lauffläche einen wichtigen Faktor darstellen.

Monaco nicht das optimale Pflaster

"Es hat sich gezeigt, wie stark die diesjährigen Reifen unterschiedliche mechanische und aerodynamische Einstellungen benötigen, um richtig zu funktionieren", sagt Teamchef Binotto und bestätigt die Arbeit an neuen Konzepten und dass man auch in Monaco weitere Updates mit an die Strecke gebracht hat.

In den Straßen von Monte Carlo will man unbedingt zurückschlagen, auch wenn Monaco kein gutes Pflaster für Ferrari bietet: Seit Michael Schumachers Triumph 2001 konnte Ferrari in 17 Anläufen gerade einmal ein einziges Rennen gewinnen - durch Sebastian Vettel 2017. Die Chancen auf den ersten Saisonerfolg 2019 stehen also nicht gerade günstig.

"Auf dem Papier wird es schwierig für uns, weil wir in langsamen Kurven Zeit verlieren und Probleme haben, dort genügend Grip zu generieren", sagt Vettel. "Darum geht es in Monaco aber." Hoffnung macht ihm nur, dass Monaco ein spezielles Rennen ist und der Fahrer noch den Unterschied machen könne. "Du brauchst das richtige Set-up und so weiter. In Monaco könnte es sich durchmischen", so der Deutsche.

In Monaco mit altem Motor?

Offen ist jedoch die Frage, mit welchem Motor Ferrari antreten wird. Um eine Motorenstrafe (zur aktuellen Motorenübersicht) nach dem vorgezogenen Wechsel unwahrscheinlicher zu machen, muss die Scuderia Motor Nummer 1 rechnerisch eigentlich noch dreimal einsetzen. Monaco bietet sich da als günstigste Variante an, weil es hier nicht so sehr auf Motorenleistung ankommt.


Fotostrecke: Fünf Doppelsiege in Serie - und was passierte dann?

Auch ist die Distanz kürzer und der Volllastanteil geringer, weswegen Spritknappheit hier kein Thema sein dürfte. Laut 'auto motor und sport' war nämlich dieser Punkt ein Grund dafür, das Motoren-Update vorzuziehen. In Melbourne und Baku mussten Vettel und Teamkollege Charles Leclerc stark Sprit sparen, in Spanien folgte eine neue Ölspezifikation von Shell, die das womöglich eindämmen sollte. Auch hier wäre Monaco für die alte Ausbaustufe prädestiniert.

Vettel will nicht auf die WM schauen

Doch egal was, wie und warum: Ferrari darf sich weitere Schwächephasen in dieser Saison nicht mehr erlauben, möchte man in der WM noch Chancen gegen Mercedes haben. 58 Punkte beträgt der Rückstand von Vettel in der Meisterschaft bereits auf Spitzenreiter Lewis Hamilton, in der Konstrukteurswertung sind es bereits stolze 96. "Zu diesem Zeitpunkt hat es keinen Sinn auf die WM zu schauen", muss Vettel einsehen.

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Sebastian Vettel will die Meisterschaft Rennen für Rennen angehen Zoom Download

Trotzdem würde Marc Surer den WM-Kampf aus Sicht der Roten noch nicht abhaken: "Wir haben schon öfter Änderungen im Laufe der Saison gesehen. Plötzlich finden sie vielleicht den Stein des Weisen. Oder der Mercedes funktioniert plötzlich nicht mehr so gut wie er jetzt funktioniert", meint er. Zudem stehen noch 16 Rennen auf dem Programm, wodurch es noch Möglichkeiten zur Verschiebung gibt. "Aber natürlich: Aufzuholen wird jetzt schon schwierig."

Vettel möchte es derzeit Rennen für Rennen nehmen, und trotz der Rückschläge hat er den Glauben an seine Crew noch nicht verloren: "Wir sind ein starkes Team. Wir haben in der Vergangenheit bewiesen, dass wir das beste Auto bauen können", stellt er klar. "Das Ergebnis ist nicht so positiv, aber wir glauben an unser Team."

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