• 19. Mai 2019 · 18:03 Uhr

Ex-Teamchef Franz Tost verteidigt Sebastian Vettel gegen Kritik

Sebastian Vettel war in den vergangenen zwei Jahren in mehrere unglückliche Situationen verwickelt, ihn dafür zu kritisieren, sei aber nicht fair, findet Franz Tost

(Motorsport-Total.com) - Sebastian Vettel steht nach einer ganzen Reihe von kleinen Fehlern und Fehleinschätzungen in den vergangenen zwei Jahren vor allem in der Ferrari-Heimat Italien in der Kritik. Aber sein ehemaliger Teamchef Franz Tost, der ihn 2008 bei Toro Rosso zum "Wunder von Monza" geführt hat (Vettels erstem Sieg in der Formel 1), stärkt dem heutigen Ferrari-Star den Rücken.

Seit Vettel in Baku 2017, beim absichtlichen Rammstoß gegen Lewis Hamilton, die Sicherungen durchgebrannt sind, gab es eine ganze Verkettung von unglücklichen (Zweikampf-)Situationen, in denen er zumeist den Kürzeren gezogen oder einen Fehler gemacht hat.

In Le Castellet 2018 kollidierte er am Start mit Valtteri Bottas. Unnötig, weil er sich damit vor allem selbst schadete. In Hockenheim endete der Traum vom ersten Sieg im Motodrom im Kiesbett der Sachs-Kurve. In Monza krachte er mit Hamilton zusammen, der weiterfahren konnte. Vettel nicht. Eine vorentscheidende Situation in der WM.

In Suzuka drehte sich Vettel nach einer Attacke gegen Max Verstappen, und in Austin hatte er in einer ähnlichen Situation mit Daniel Ricciardo das schlechtere Ende für sich. In Bahrain 2018 drehte er sich wieder nach Rad-an-Rad-Duell mit Hamilton. Nicht an allem war er alleine schuld. Aber die Verkettung so vieler Zwischenfälle kann eigentlich kein reiner Zufall mehr sein.

Man kann nicht immer alles kontrollieren ...

Oder? Tost nimmt Vettel im Interview mit 'Motorsport-Total.com' explizit in Schutz und spricht ihn von jeder bösen Absicht frei: "Das sind Hundertstelsekundenangelegenheiten. Ich glaube, dass das kein Fahrer im Vorfeld plant."

"Sowas wie Monza planst du nicht im Vorfeld. Die kommen Seite an Seite dort an, und es kann genauso gut Hamilton treffen. Das sind Nuancen. Es ergibt sich durchs Driften, durchs Sliden, das hast du nicht immer hundertprozentig unter Kontrolle", analysiert der Österreicher. Und in Bahrain sei er "einfach zu aggressiv aufs Gas gegangen".

Wir halten im Interview dagegen: Einmal ist Zufall, zweimal vielleicht auch noch - siebenmal aber nicht mehr. Steckt vielleicht ein mentales Problem dahinter, das Vettel selbst gar nicht bewusst ist, ihn aber unterbewusst in kritischen Situationen dazu bringt, die falschen Hundertstelsekundenentscheidungen zu treffen?

Tost findet, man kann das Thema auch anders betrachten: "Das zeigt aber auch, dass er immer noch die nötige Aggressivität hat und keinen Platz herschenken will. Solche Kollisionen hat es immer schon gegeben - erinnern wir uns an Prost und Senna zurück. Und solche Kollisionen zwischen Top-Fahrern wird es auch immer geben."

"Deshalb gewinnen sie Rennen und Meisterschaften, weil sie, wenn es sein muss, dem anderen in die Kiste fahren. Passt auch, ist okay", sagt der Toro-Rosso-Teamchef und ergänzt: "Es gibt auch Beispiele, wo er nicht den Kürzeren gezogen hat, wo ein Überholvorgang ganz normal über die Bühne gegangen ist."

"Es fällt natürlich auf, wenn's daneben geht, wenn er sich dreht. Dann reden die Leute drüber. Die anderen Überholvorgänge, die planmäßig ablaufen, werden ad acta gelegt", so Tost. Er finde das Zweikampfverhalten Vettels "gut. Ich finde, das ist das Salz in der Suppe, und das soll so sein!"

Vettel bei Red Bull besser aufgehoben als bei Ferrari?

Unbestritten sei hingegen, dass Vettel die Rückendeckung seines Teams hinter sich spüren muss, um maximale Leistung abrufen zu können. Das sei aber, meint Tost, bei ihm nicht anders als bei anderen: "Das braucht jeder Fahrer. Es gibt keinen Fahrer, dem das egal ist. Vor allem die Topfahrer sind da wahnsinnig sensibel. Die müssen wissen, dass das ganze Team hundertprozentig hinter ihnen steht."

"Erinnern wir uns: Es hat auch bei Hamilton und Mercedes eine Aussprache in Totos Küche gegeben, weil Hamilton das Gefühl hatte, dass Rosberg vielleicht ein bisschen bevorzugt wurde", verweist Tost auf Vettels vielleicht größten Konkurrenten, der aktuell oft als nervenstärker dargestellt wird.

Tost weiter: "Du musst den Fahrern wirklich das Gefühl geben, dass das Team hinter ihnen steht, dass sie den hundertprozentigen Support haben. Sobald sie merken, dass das nicht mehr der Fall ist, werden sie verunsichert. Das sind alles rohe Eier."

Während Vettel bei Ferrari, so hört man, besonders 2018 nicht immer die volle Rückendeckung gespürt hat, wurde er zu Red-Bull-Zeiten von seinem Team stets beschützt. Der viermalige Weltmeister und die Red-Bull-Chefs Christian Horner und Helmut Marko pflegen bis heute ein gutes Verhältnis.

Trotzdem glaubt Tost nicht, dass es eine Vettel-Rückkehr zu Red Bull geben wird. Der Deutsche sei zwar "in der Konstellation, wie es damals war, sicher" bei Red Bull besser aufgehoben gewesen. Aber: "Jetzt, mit Max Verstappen, wäre es eine andere Geschichte. Momentan ist Max Verstappen bei Red Bull der absolute Lieblings- und Topfahrer, ganz klar."

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