• 15. April 2019 · 14:59 Uhr

Noten China: Leclerc "ein bisschen Nummer 2" bei Ferrari

Die Teamorder bei Ferrari beschäftigt die Experten Marc Surer und Nico Rosberg - Zweifel an Valtteri Bottas' Erklärung für den schlechten Start von der Pole

(Motorsport-Total.com) - Lewis Hamilton hat sich mit einer Gesamtnote von 1,6 den Tagessieg als bester Fahrer beim Grand Prix von China gesichert. Doch für die Experten stand am vergangenen Wochenende ein anderes Thema im Mittelpunkt: die Teamorder bei Ferrari.

"Vielleicht rächt sich das noch", meint zum Beispiel der ehemalige Formel-1-Pilot Marc Surer, der für uns traditionell die Experten-Noten vergibt. "Ja, Vettel war dieses Wochenende schneller. Aber ohne die beiden Teambefehle an Leclerc hätte dieser nun 43 Punkte und würde in der WM auf Platz drei liegen."

Surer benotet Leclerc mit Note 3 und damit - anders als die Redaktion - um einen Grad schlechter als Sebastian Vettel. Seine Begründung: Der Monegasse habe zwar durch die Strategie den vierten Platz an Max Verstappen verloren. Aber nach dem heiß diskutierten Funkspruch sei er "etwas lustlos" gefahren.

Nico Rosberg kann nachvollziehen, dass die Ferrari-Entscheidung für Leclerc "hart" war, wie er in seinem YouTube-Videoblog analysiert. "Aber ich denke, er muss im Moment damit leben. Sie haben ihm bereits gesagt, dass er ein bisschen Nummer 2 im Team sein wird."

Rosberg kritisiert Ferrari: "Nicht gerade toll gemanagt"

Was Rosberg kritisiert: "Man hätte ihm zumindest ein bisschen mehr Zeit geben können, damit er zeigen kann, dass er schneller fahren kann. Sie haben ihm gesagt, er muss schneller fahren oder Sebastian vorbeilassen - und dann geben sie ihm nicht einmal eine Runde dafür. Okay. Aber danach konnte Vettel auch nicht schneller fahren."

Vettel sei "ein, zwei Zehntel schneller" gewesen, aber das war in Rosbergs Augen "nicht genug", um eine Teamorder zu rechtfertigen. "Danach haben sie Leclercs Rennen total vermasselt, da er aufgrund der Strategie noch einen Platz an Verstappen verloren hat. Ehrlich gesagt war das nicht gerade toll, wie sie das gemanagt haben."

Aus Notensicht war China für Ferrari keines der besseren Wochenenden. Vettel belegte mit Gesamtnote 2,7 den achten, Leclerc (2,8) den neunten Platz. In der Gesamtwertung 2019 liegt Leclerc nun an vierter, Vettel an zwölfter Position.

Seinen ersten Tagessieg 2019 sicherte sich indes Titelverteidiger Lewis Hamilton. In Schanghai habe man "den Lewis, wie wir ihn kennen", gesehen, analysiert Surer und gibt dem Mercedes-Piloten die Note 1. Rosberg stimmt mit dieser positiven Einschätzung überein: "Das ist einfach typisch Lewis! Er war das gesamte Wochenende im Nirgendwo. Aber wenn es drauf ankommt, ist er da."

"Im Qualifying war es super eng. Im Rennen hat er es wieder einmal total auf den Punkt gebracht. Er war total fokussiert, hat den Start gut hinbekommen und ist dann davongezogen. Aber nicht nur das: Er hat im Rennen plötzlich auch sehr viel Pace gefunden, die er vorher nie hatte. Er war so verdammt schnell im Rennen. Er hat es einfach total verdient, toller Job!"

Teamkollege Valtteri Bottas landete in der Tageswertung auf dem siebten Platz, mit Note 3 von Surer, 2 von der Redaktion und Schnitt 2,4 von den mehr als 500 Lesern, die gevotet haben. Bottas argumentierte nach dem Rennen, er habe am Start wegen der weißen Ziellinie unmittelbar vor seiner Startbox Wheelspin gehabt. Eine Ausrede, die Rosberg nicht gelten lässt.

Rosberg glaubt Bottas nicht

"Da bin ich nicht ganz sicher, ob er recht hat oder nicht. Aber lassen wir das mal so stehen", äußert der Weltmeister von 2016 Zweifel an der Bottas-Erklärung. "Danach hat ihm ein bisschen Rennpace gefehlt. Das haben wir jetzt schon öfter gesehen bei ihm. Er muss im Rennen schneller werden. Aber wir wissen natürlich auch, dass Lewis eine großartige Messlatte ist."

Kontrovers betrachtet wird von einigen Usern, das zeigen die ersten Kommentare auf Facebook, die Redaktionseinschätzung von Verstappen als Fahrer des Wochenendes. Die Redaktion hat nach dem Grand Prix von China keine 1 vergeben, Verstappen aber mit Note 2 an erste Stelle gereiht. In der Kombination aller drei Säulen (Leser, Experte, Redaktion) landet er auf Platz vier.

Sein Duell mit Vettel sei "so cool" gewesen, sagt Rosberg: "Max Verstappen liefert immer eine Show ab. Man darf ihn niemals abschreiben. Auch wenn es nur eine 'halbe' Chance gibt, wird er immer alles versuchen. Denn eigentlich war das keine echte Überholmöglichkeit. Aber er ist einfach ganz tief innen reingestochen in der Bremszone. Das hat er so cool gemacht!"

"Er hat dann aber die Vorderräder blockiert. Sein Fehler dabei war, dass er die Bremsbalance etwas weiter zurückverlagern hätte sollen. Denn wenn du weißt, dass du so einen Angriff starten wirst, musst du dich darauf mit der richtigen Bremsbalance vorbereiten. Ich glaube nicht, dass er das getan hat. Das hat ihm wohl den dritten Platz gekostet."

Die Kritik einiger Leser: Verstappen war zwar vom Speed her - auch im Vergleich zu Pierre Gasly - erneut überragend; hat aber auch Fehler gemacht: die unglückliche Figur beim Taktik-Spielchen in Q3, den Dreher in der Aufwärmrunde, das gescheiterte Manöver gegen Vettel - übrigens fast eine Kopie seiner Attacke an der gleichen Stelle 2018, die damals in einer Kollision geendet ist.

Sonderapplaus für Rookie Albon

Platz zwei ging diesmal an Alexander Albon, der zwar - deswegen nur eine 2- von der Redaktion - am Samstag einen unnötigen Crash abgeliefert hat, am Sonntag aber ein blitzsauberes Rennen, für das er im offiziellen Formel-1-Voting zum Fahrer des Tages gekürt wurde. Von ganz hinten arbeitete sich Albon in die Punkteränge vor. "Nach so einem Crash eine starke Leistung", klatscht Surer Beifall.

Rosberg nickt: "Er setzt wirklich ein Zeichen, und das ist genau das, was du als junger Pilot, der frisch in die Formel 1 kommt, machen musst. Du musst die Aufmerksamkeit auf dich lenken. Das macht er, und dass er Fahrer des Tages geworden ist, ist wirklich cool. Weil er aus der Boxengasse gestartet ist und noch Zehnter wurde. Dabei hat er viele gute Überholmanöver gezeigt."

Albon holte die drittbeste Leserwertung und sicherte sich Platz zwei in der Tagestabelle. Noch vor Daniel Ricciardo, der ein unauffälliges Rennen fuhr, aber als "Best of the Rest" wohl das Maximum aus dem Renault geholt hat. "Diesmal war Daniel schneller als Nico Hülkenberg", hält Surer fest.

Rosberg ergänzt: "Ricciardo hat einen guten Job gemacht und sich intern endlich etwas etabliert. Er hat Nico Hülkenberg im Qualifying und Rennen geschlagen. Wirklich ein gutes Rennen. Aber Renault ist einfach so weit weg. Es ist wirklich unglaublich, wie weit sie noch weg sind. Die müssen noch sehr viel Boden gutmachen."

Und sonst? Pierre Gasly sei "endlich ein gutes Rennen gefahren", lobt Surer und packt für den Franzosen Note 3 aus (Leser: 3,3, Redaktion: 4). Robert Kubica "fällt im Rennen extrem ab" - wieder der letzte Platz für den Williams-Star. Und über die Dreierkarambolage in der ersten Runde sagt der Schweizer TV-Experte: "Kwjat war der Einzige, der den Unfall hätte verhindern können."

Die Idee hinter unserer Notenvergabe ist, die Leistungen an einem Wochenende und besonders im Rennen mit Noten zu bewerten (1 = Sehr gut, 6 = Ungenügend). Dabei sollen externe Einflüsse, die die Fahrer nicht selbst steuern können, möglichst ausgeblendet werden. Und damit nicht nur die Redaktion subjektiv bewertet, wie das bei Fußballmagazinen der Fall ist, haben wir mit den Lesern und dem Experten insgesamt drei gleichberechtigte Säulen geschaffen.


Das ultimative Fahrer-Ranking China 2019: 01. Lewis Hamilton, Note 1,6 (Leser 1,8 - Surer 1 - Redaktion 2) 02. Alexander Albon, Note 1,7 (Leser 2,0 - Surer 1 - Redaktion 2) 03. Daniel Ricciardo, Note 2,1 (Leser 2,2 - Surer 2 - Redaktion 2) 04. Max Verstappen, Note 2,1 (Leser 2,3 - Surer 2 - Redaktion 2) 05. Sergio Perez, Note 2,2 (Leser 2,6 - Surer 2 - Redaktion 2) 06. Kimi Räikkönen, Note 2,3 (Leser 1,9 - Surer 2 - Redaktion 3) 07. Valtteri Bottas, Note 2,5 (Leser 2,4 - Surer 3 - Redaktion 2) 08. Sebastian Vettel, Note 2,7 (Leser 3,1 - Surer 2 - Redaktion 3) 09. Charles Leclerc, Note 2,8 (Leser 2,4 - Surer 3 - Redaktion 3) 10. Nico Hülkenberg, Note 3,0 (Leser 3,0 - Surer 3 - Redaktion 3) 11. Lando Norris, Note 3,1 (Leser 3,4 - Surer 3 - Redaktion 3) 12. Carlos Sainz, Note 3,1 (Leser 3,4 - Surer 3 - Redaktion 3) 13. Romain Grosjean, Note 3,2 (Leser 3,5 - Surer 3 - Redaktion 3) 14. Pierre Gasly, Note 3,4 (Leser 3,3 - Surer 3 - Redaktion 4) 15. George Russell, Note 3,5 (Leser 3,5 - Surer 3 - Redaktion 4) 16. Antonio Giovinazzi, Note 3,7 (Leser 4,0 - Surer 3 - Redaktion 4) 17. Kevin Magnussen, Note 3,9 (Leser 3,6 - Surer 4 - Redaktion 4) 18. Lance Stroll, Note 4,0 (Leser 4,0 - Surer 4 - Redaktion 4) 19. Daniil Kwjat, Note 4,1 (Leser 4,3 - Surer 4 - Redaktion 4) 20. Robert Kubica, Note 4,7 (Leser 4,2 - Surer 5 - Redaktion 5)


Und so berechnen wir: Aus der durchschnittlichen Benotung der Motorsport-Total.com-User, der Benotung durch Experte Marc Surer und der Benotung durch unsere Redaktion ermitteln wir den Durchschnitt. Aus diesem Durchschnittswert ergibt sich unser Fahrer-Ranking. Wir bilden nur eine Kommastelle ab, für die Berechnung ziehen wir aber alle Kommastellen heran. Aus diesen teilweise nicht sichtbaren Kommastellen ergibt sich die Reihenfolge des Rankings zweier Fahrer bei vermeintlichem Benotungs-Gleichstand.

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2017 hat sich Sebastian Vettel den Award für den Fahrer des Jahres gesichert Zoom Download

Der Fahrernoten-WM-Stand 2019: 01. Lewis Hamilton (43) 02. Max Verstappen (40) 03. Valtteri Bottas (33) 04. Charles Leclerc (31) 05. Nico Hülkenberg (31) 06. Kimi Räikkönen (31) 07. Alexander Albon (24) 08. Lando Norris (23) 09. Daniel Ricciardo (15) 10. Sergio Perez (11) 11. Kevin Magnussen (10) 12. Sebastian Vettel (6) 13. Carlos Sainz (4) 14. Daniil Kwjat (1) 15. George Russell (0) 16. Lance Stroll (0) 17. Romain Grosjean (0) 18. Pierre Gasly (0) 19. Antonio Giovinazzi (0) 20. Robert Kubica (0)

Der punktbeste Fahrer wird nach Saisonende mit einem Award für den Fahrer des Jahres 2019 ausgezeichnet.

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