• 30. August 2018 · 21:17 Uhr

Nach dem Spa-Horror: Dreht bei Halo jetzt der Meinungswind?

Nach dem Unfall in Spa-Francorchamps loben plötzlich alle den Beitrag von Kopfschutz Halo, dabei ist nicht klar, ob Charles Leclerc ohne getroffen worden wäre

(Motorsport-Total.com) - Der schwere Unfall in der ersten Kurve von Spa-Francorchamps hat viele umdenken lassen, wenn es um das Thema Halo geht. Vor seiner Einführung würde der Kopfschutz als hässlich und teilweise unnötig verspottet, doch im Laufe der Saison wurden die kritischen Stimmen immer weniger - seit dem vergangenen Sonntag ist die Diskussion wieder entflammt, allerdings eher zu Gunsten des Kopfschutzes.

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Die Kampfspuren am Halo von Charles Leclerc sprechen eine deutliche Sprache Zoom Download

"Die Debatte ist nun vorbei", sagt Carlos Sainz auf Sinn und Unsinn von Halo angesprochen. "Ich habe schon vor ein oder zwei Jahren gesagt: Wenn Halo in zehn Jahren ein Leben rettet, dann ist es das wert. Es hat vielleicht gerade ein Leben gerettet oder Charles' Kopf zumindest vor einer schweren Verletzung bewahrt - das ist es wert", betont der Spanier.

In Belgien stand nämlich Charles Leclerc dabei im Mittelpunkt. Als Fernando Alonsos McLaren über seinen Sauber flog, schützte ihn Halo möglicherweise vor Schlimmerem als nur den Ausfall. Zumindest waren am Schutzbügel deutliche Spuren von Alonsos Reifen zu sehen. "Wir wissen nicht, was ohne passiert wäre, von daher war ich natürlich sehr glücklich, dass ich es über mir gehabt habe", meint der Betroffene selbst.

Kritiker lassen sich erweichen

Mittlerweile sind selbst die größten Kritiker etwas leiser geworden. Vor der Einführung wetterte vor allem Nico Hülkenberg deutlich gegen das System. Zwar ist er immer noch kein großer Fan von Halo, wie er sagt, "aber ich muss auf die Fakten schauen und zugeben, dass es der Formel 1 etwas bringt - speziell was die Sicherheit angeht, die wir im Auto schätzen. Es hat sich als ziemlich nützlich erwiesen."

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Wie der Unfall ohne Halo ausgegangen wäre, ist nicht zu beweisen Zoom Download

Doch genau da liegt die Frage: Was hat Halo in dem konkreten Fall eigentlich gemacht? Und da gehen die Meinungen auseinander: "Natürlich können wir nur spekulieren, was ohne passiert wäre", meint Hülkenberg. "Aber die Reifenspuren waren auf dem gesamten Halo verteilt, und von dieser Sicht her hat es sehr gute Arbeit geleistet."

"Es ist schwierig zu sagen, was es gemacht hat und was nicht", zuckt auch Kevin Magnussen mit den Schultern. Der Däne galt als noch größerer Halo-Kritiker und bleibt bei seinem Standpunkt: "Für mich ist die Idee der Formel 1 immer noch ohne Halo, wie die Idee von Motorrädern zwei Räder sind", meint er. Allerdings gibt er zu: "Wenn man sieht, dass Halo gerade ein Leben gerettet hat, dann wird man nicht sagen: 'Ich wünschte, es wäre nicht da gewesen.' In dem Fall ist man natürlich glücklich, dass es da war."

Verstappen: Halo-Wirkung dramatisiert

Max Verstappen gehört derweil zu den wenigen, die Halo in diesem Fall komplett anzweifeln: "Ich denke, es sah schlimmer aus, als es war", winkt er ab. "Ein Auto fällt niemals vertikal auf ein anderes drauf, wir schlittern nur darüber. Und weil Halo so weit hinaussteht, wird es natürlich irgendwann getroffen", sagt er. "Je mehr man vor einen Fahrer baut, desto größer ist die Chance, dass es getroffen wird." Der Red-Bull-Pilot glaubt, dass Leclerc nicht getroffen worden wäre, wenn das Halo nicht da gewesen wäre. "Sie haben es etwas zu sehr dramatisiert", sagt er.


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Beweisen kann das jedoch aktuell niemand. "Es ist gut, dass wir das Halo haben und dass diese Zweifel da sind", meint Fernando Alonso, der sich gar nicht ausmalen möchte, was ohne Halo passiert wäre. Laut dem Spanier sollte es jedenfalls keine Zweifel mehr am Halo selbst geben. "Das Halo ist gekommen, um zu bleiben", sagt auch Haas-Teamchef Günther Steiner.

Look trotzdem ausbaufähig

Allerdings gibt es beim Thema Halo auch die Meinung, dass das Ende der Fahnenstange nicht erreicht ist. "Man muss der Formel 1 applaudieren, dass sie diese schwierige Entscheidung gegen die Meinung vieler Leute getroffen haben, aber ich denke, dass es immer noch zu hässlich ist", meint Carlos Sainz. "Wir müssen den Look immer noch verbessern. Dabei können wir bessere Arbeit leisten", meint er.

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Carlos Sainz findet den Look von Halo noch ausbaufähig Zoom Download

"So hässlich wie in Australien sieht es zumindest nicht mehr aus", sagt Daniel Ricciardo, der sich mittlerweile wie viele Fans und Fahrer daran gewöhnt hat. "Mir fällt es schon gar nicht mehr auf", meint auch Sebastian Vettel, "außer wenn ich Fotos aus dem Vorjahr sehe. Da fehlt dann etwas." Und somit dürften die Diskussionen um den Look von Halo weitergehen, um den Sinn haben sich die Wogen erst einmal geglättet.

Das Thema Halo wird übrigens in der jüngsten Ausgabe des Podcasts 'Starting Grid' von 'meinsportradio.de' ausführlich analysiert. Die Moderatoren Kevin Scheuren und Ole Waschkau blicken dort im Gespräch mit unserem Chefredakteur Christian Nimmervoll auch ausgiebig auf den anstehenden Italien-Grand-Prix voraus.

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