• 26. Juli 2018 · 19:11 Uhr

Vermehrt Interesse an Haas-Cockpits: Muss Grosjean zittern?

Haas-Teamchef Günther Steiner verrät, dass erhöhtes Interesse am Cockpit von Romain Grosjean besteht - Der Franzose möchte verlängern & hat keine Sorge

(Motorsport-Total.com) - Romain Grosjean fährt derzeit um seine Vertragsverlängerung bei Haas. Das Team erfährt durch die deutlich ansteigende Leistungskurve mehr Interesse von außen. Muss sich der Franzose also um seinen Platz in der Formel 1 sorgen? (Formel 1 2018 live im Ticker!) Er selbst reagiert gelassen und weiß, dass er seine Performance in der zweiten Saisonhälfte deutlich steigern muss. Teamchef Günther Steiner erklärt: "Konstanz heißt das Zauberwort."

Foto zur News: Vermehrt Interesse an Haas-Cockpits: Muss Grosjean zittern?

Romain Grosjean hat keinen Plan B: Er will bei Haas bleiben Zoom Download

"Wir wissen, was er in der Lage ist zu tun. An einem guten Tag ist er ziemlich herausragend. Wir müssen einfach dafür sorgen, dass er konstanter wird", meint der Südtiroler. Grosjean ist seit der ersten Stunde Mitglied des Haas-Teams, hat 2016 und 2017 als Punktehamster die Kassen gefüllt, doch 2018 läuft bislang wenig rund. Erst beim Grand Prix von Österreich gelang ihm mit Platz vier ein Befreiungsschlag. Die negativen Momente überwiegen jedoch: In Aserbaidschan, Spanien, Frankreich und Großbritannien unterliefen dem 32-Jährigen kapitale Fehler.

Die Geduld seines Teams hat er in den ersten elf Saisonrennen mehr als strapaziert. Auch Grosjean selbst muss sich das eingestehen: "Ich weiß, dass ich in ein paar Rennen nicht das abgeliefert habe, was von mir verlangt wurde. Hoffentlich ist das Geschichte und wir befinden uns wieder auf einem guten Weg. Derzeit fokussiere ich mich auf die Rennwochenenden. Wenn ich mein Bestes gebe, wird die Zukunft rosig aussehen." Er ist davon überzeugt, dass die US-Amerikaner genau wissen, wie viel er in den vergangenen Jahren geleistet hat.

Steiner: "Viele klopfen an unsere Tür"

Allerdings muss Grosjean, der derzeit bei 20 WM-Punkten auf Rang 14 steht, in der zweiten Saisonhälfte mit dem starken VF-18 mehr Topergebnisse einfahren. Steiner gibt zu, dass es in Grosjeans Hand liegt. "Wenn er das Wochenende gut beginnt, wird es in der Regel auch gut. Wir müssen dafür sorgen, dass er einen guten Freitag erwischt, dann laufen auch Samstag und Sonntag rund." Das Team hat aber nur bedingt Einfluss darauf: "Das ist schwierig hinzubekommen, da wir ihm schließlich nur das Auto geben können, was er fordert. Den Rest muss er selbst erledigen."

Foto zur News: Vermehrt Interesse an Haas-Cockpits: Muss Grosjean zittern?

Crash in Silverstone nach DRS-Fehler: Grosjean steckt wieder einmal im Kies Zoom Download

Und die Zeit drängt, denn durch die frühen Entscheidungen auf dem Fahrermarkt, hat die "Silly Season" bereits Fahrt aufgenommen. Das Haas-Team wird für viele Piloten immer attraktiver. Das Team konnte in einigen Rennen das viertschnellste Auto auf die Strecke stellen, die Partnerschaft mit Ferrari verspricht außerdem langfristige Stabilität und Aufstiegsmöglichkeiten. "Ich bin sicher, dass an der Tür geklopft wird", meint Grosjean darauf angesprochen.

Steht Haas mit anderen Piloten in Kontakt? Teamchef Steiner bleibt vage: "Ich würde nicht sagen, dass wir uns groß umsehen. Eher klopfen viele an unsere Tür. Leute fragen bei uns nach. Sie wollen wissen, was wir machen, aber bedeutet das, dass sie zu uns wollen? Wir werden nach den Ferien entscheiden, was wir machen wollen. Im Moment denken wir nicht daran", erklärt er. Zwar würde er über die Situation auf dem Fahrermarkt Bescheid wissen, dies jedoch nicht erzählen können, da "vertraulich". Steiner verrät nur so viel: In diesem Jahr gäbe es mehr Interesse an seinem Team und die Nationalität eines Fahrer würde keine Rolle bei der Entscheidung spielen.

Grosjean stellt klar: "Ich möchte hier bleiben!"

Nicht nur Grosjean verfügt über keinen Vertrag für die kommende Saison, auch Kaliber wie Kimi Räikkönen oder Carlos Sainz wackeln. Das sei allerdings derzeit nur Theorie, bleibt Steiner realistisch. "Man weiß nicht, was sie machen werden. Nur weil sie womöglich frei sind, ist das noch keine Tatsache. Derzeit gibt es einfach viele Gerüchte, da sich noch niemand entschieden hat." Erst wenn ein Topteam sich festlegt - Räikkönens Platz bei Ferrari könnte frei werden, Ricciardo ist bei Red Bull noch nicht bestätigt - gibt es Veränderung, glaubt der Teamchef. "Danach werden auch wir kleinen Teams uns entscheiden." Nachsatz: "Wir können uns auch schon früher entscheiden, wir müssen ihre Entscheidungen nicht abwarten - aber das wird den Laden ins Rollen bringen."

"Es gibt immer viel Gerede und Spekulationen im Fahrerlager", kennt Grosjean das Spiel bereits. "Es gibt außerdem nicht viele Piloten mit großem Erfahrungsschatz, die wechseln und ein Team aufbauen können", streicht er seine Qualitäten hervor. Der 133-fache Grand-Prix-Teilnehmer stellt klar: "Meine Priorität ist es, hier zu bleiben und weiterhin gute Leistungen abzuliefern." Gespräche hätten bereits stattgefunden, aber erst in der Sommerpause möchte auch er sich konkrete Gedanken über seine Zukunft machen.

"Es war toll, dass ich in den vergangenen beiden Jahren nicht darüber nachdenken musste", schmunzelt der gebürtige Schweizer. Abgesehen von Red Bull, Ferrari oder Mercedes hat Grosjean bei Haas wohl die besten Chancen im Mittelfeld aufzuzeigen. Den Wechsel in ein Topteam hat er mittlerweile bereits abgehakt. "Ferrari wird wohl Leclerc unter Vertrag nehmen, wenn das noch nicht geschehen ist. Red Bull wird ihre eigenen jungen Talente einsetzen, ebenso bei Mercedes. Da kommen viele Talente nach."

Grosjean hakt Top-Cockpit und WM-Titel (fast) ab

Solange es diese "Zweiklassengesellschaft" in der Formel 1 gibt, könne es durchaus passieren, dass er nie einen Grand Prix gewinnen oder nie die Chance auf den WM-Titel bekommen werde, muss sich Grosjean eingestehen. "So läuft es in der Formel 1. Das gilt auch für Hülkenberg oder Perez." Er spricht von einem "unglücklichen Timing" seiner Karriere, allerdings ist er mit seinen zehn Podestplätzen auch nicht unzufrieden. "Ich glaube daran, dass ich noch eine Weile in der Formel 1 bleiben kann. Ich fühle mich nicht alt. Wer weiß schon, was 2021 passieren wird. Derzeit fühle ich mich wohl in diesem Team, ich bin sehr stolz darauf, was uns in den vergangenen zweieinhalb Jahren gelungen ist. Und wir haben noch ein paar offene Rechnungen."

Ein Rücktritt zu Saisonende wäre "traurig", allerdings auch kein "Weltuntergang", so Grosjean. Ein Sieg wäre ihm dann wohl verwehrt geblieben. "Ich habe zuletzt eine Statistik gesehen, dass ich mehr Titel in Nachwuchsserien gewonnen habe als alle anderen Fahrer, sogar mehr als Lewis. Aber in der Formel 1 kann man ohne das richtige Auto nicht gewinnen. Ich bin aber lieber in dieser Situation, als Teamkollege eines drei- oder viermaligen Weltmeisters zu sein, ohne im selben Auto je den Titel gewonnen zu haben."

Foto zur News: Vermehrt Interesse an Haas-Cockpits: Muss Grosjean zittern?

Lichtblick in Österreich: Grosjean fährt sensationell auf Platz vier Zoom Download

Altersgrenze hat er sich selbst keine auferlegt. Somit könnte er sogar noch im Alter von 40 Jahren Formel 1 fahren. Sein Vorbild: Ex-Teamkollege Kimi Räikkönen, der im Oktober 39 Jahre alt wird. "Er macht keinen schlechten Job. Ich habe erst mit 27 begonnen, war also viel später dran. Beginnt man mit 18 und fährt bis 38 dann hat man 20 Jahre in der Formel 1 verbracht. Bei mir war es so, dass ich mit 23 eine Chance bekam und dann den Wölfen zum Fraß vorgeworfen wurde. Ich bin zurückgekommen, das hat aber ein wenig Zeit gebraucht", erinnert er sich an sein Debütjahr bei Renault 2009 und die Rückkehr 2012.

Mit 32 fühlt er sich noch nicht alt, dennoch rücken immer mehr junge Talente nach. Grosjean sorgt sich dennoch nicht darum, denn: "Als junger Fahrer kann man sich eine Sache nicht kaufen: Erfahrung. Junge Talente sind toll, aber wer entwickelt das Auto? Ich hatte immer das Glück, dass ich bei unterschiedlichen Teams unter verschiedenen Reglements gearbeitet habe und helfen konnte, das Auto zu verbessern." Das wird er auch in den kommenden Monaten wieder versuchen, um Haas davon zu überzeugen, ihn für ein viertes Jahr und womöglich noch länger zu engagieren. "Ich habe vielleicht noch sechs oder sieben Jahre. Zumindest habe ich dafür noch die Energie."

Fotos & Fotostrecken
Foto zur News: Formel-1-Qualifying: Modus im Wandel der Zeit
Formel-1-Qualifying: Modus im Wandel der Zeit
Foto zur News: F1: Grand Prix von China (Schanghai) 2024
F1: Grand Prix von China (Schanghai) 2024
Freitag

Foto zur News: F1: Grand Prix von China (Schanghai) 2024
F1: Grand Prix von China (Schanghai) 2024
Technik

Foto zur News: Als die Formel 1 zuletzt in China fuhr ...
Als die Formel 1 zuletzt in China fuhr ...

Foto zur News: F1: Grand Prix von China (Schanghai) 2024
F1: Grand Prix von China (Schanghai) 2024
Pre-Events
Folge Formel1.de
Formel-1-Quiz

Bei welchem Team begann Jack Brabham seine Formel-1-Karriere?

Formel-1-Datenbank
Formel-1-Datenbank: Ergebnisse und Statistiken seit 1950
Formel-1-Datenbank:
Ergebnisse und Statistiken seit 1950

Jetzt unzählige Statistiken entdecken & eigene Abfragen erstellen!

Formel1.de auf YouTube