• 16. Juni 2018 · 13:19 Uhr

Paddy Lowe: Warum junge Fahrer auch ein Segen sein können

Kein gutes Auto - aber auch keine Fahrer, die deshalb aufmucken: Der Williams-Technikchef verrät, warum er derzeit Stroll und Sirotkin einem Alonso vorzieht

(Motorsport-Total.com) - Ex-Formel-1-Fahrer und TV-Experte Martin Brundle bringt es auf den Punkt: "Bei Williams muss etwas Dramatisches passieren." Doch viele Gründe, für den Traditionsrennstall in der Formel-1-Saison 2018 nicht schwarz zu sehen, gibt es derzeit nicht: Mit gerade mal vier Punkten liegt die Truppe nach sieben Rennen abgeschlagen auf dem letzten Platz der Konstrukteurswertung. Traktion, Stabilität, Speed - dem FW41 mangelt es an vielem, am gravierendsten dürfte ein grundlegendes Aerodynamik-Problem sein, das teilweise für Strömungsabriss sorgt und den Boliden schwer fahrbar macht.

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Paddy Lowe hat derzeit viel zu tun, die Williams-Krise zu erklären Zoom Download

Doch nicht nur das Auto aus Grove steht in der Kritik, auch die jungen Fahrer Lance Stroll und Sergei Sirotkin bekommen zum Teil beißenden Spott ab. Beim letzten Grand Prix in Kanada bauten beide Piloten jeweils schon im ersten Freien Training einen Unfall und schafften es im Qualifying nicht über Q1 hinaus. Das Rennen beendete Sirotkin als Letzter, während Stroll bei seinem Heim-Grand-Prix bereits in der ersten Runde die Kontrolle über seinen Wagen verlor, Toro-Rosso-Fahrer Brendon Hartley in die Mauer schickte und für einen gefährlichen Unfall sorgte.

Kein Wunder, dass manch Kritiker fragt: Sind die beiden so schlecht, oder ist der Williams der Saison 2018 schlicht unfahrbar? Von Seiten der Teamführung lässt man richtigerweise keine Gelegenheit aus, sich vor seine jungen Fahrer zu stellen: Sowohl Claire Williams als auch Technikchef Paddy Lowe verteidigen Stroll und Sirotkin vehement. "Die machen doch einen prima Job. In dieser Situation geht es darum, ruhig zu bleiben, sich nicht verrückt machen zu lassen und das Ziel nicht vor Augen zu verlieren. Weiter hart arbeiten. Das machen sie", sagt Lowe.

Auch Stroll und Sirotkin verlieren allmählich die Geduld

Der Brite, der seine Ingenieurs-Karriere in der Formel 1 1987 bei Williams begann, erkennt sogar einen Segen darin, in der augenblicklichen Lage auf zwei so junge, unerfahrene Piloten zu setzen. "Alles hat doch seine Vor- und Nachteile. Wenn du ein schlechtes Auto hast, aber dafür einen Fahrer, der die Erwartung hat, immer zu gewinnen, dann kann das zum Problem werden", sagt der Technikboss und schielt dabei auf den anderen britischen Traditionsrennstall: "Wir haben das ja bei Alonso und McLaren in letzter Zeit ein paar Mal gesehen..."


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Unvergessen sind manch ätzende Funksprüche des spanischen Star-Piloten in den vergangenen Jahren, als er besonders Antriebspartner Honda mehrfach öffentlich bloßstellte und etwa als "GP2-Motor" verunglimpfte. Doch ob eine Aussage wie "Wenn wir schon nichts bieten können, haben wir wenigstens auch keine Piloten, die Ansprüche stellen" einen stolzen Rennstall wie Williams wirklich weiter bringen, sei dahingestellt. Zumal auch bei Stroll und Sirotkin die Geduld arg strapaziert ist, wie zuletzt zu beobachten war.

Der 22-jährige Russe machte zuletzt im Mai in Barcelona seine Sitzprobleme im FW41 öffentlich und holte sich dafür einen Rüffel von der Williams-Pressesprecherin ab. Stroll nörgelte zuletzt am Kanada-Freitag offen an der Performance des Autos herum. Auch sein milliardenschwerer Vater Lawrence, einer der Hauptgeldgeber des Teams, fordert bereits öffentlich, dass die Probleme - die "ein Blinder" erkennen könnte - endlich gelöst werden.

Paddy Lowe: Piloten sind halt so...

Doch Routinier Lowe will all das nicht zu hoch hängen. "Fahrer reagieren je nach Situation eben unterschiedlich. Manchmal sind sie emotional und sagen nach dem Rennen etwas..." Der 56-Jährige, der bei McLaren und Mercedes lange mit Superstar Lewis Hamilton zusammengearbeitet hat, sagt: "Ich habe schon mit einem gearbeitet, der viele Rennen und Weltmeisterschaften gewonnen hat", verweist er darauf, dass auch Hamilton teamintern kein Blatt vor den Mund nahm. "Das macht mir nichts aus. Manchmal passieren in einem Rennen Dinge, die einen Fahrer frustrieren. Unser Job als Team ist es dann, ihn wieder aufzurichten und ihm klar zu machen, worauf seine Konzentration liegen muss."

Für seine Youngster bei Williams sei dies ohnehin nicht nötig: "Sie sind beide total motiviert. Während eines Rennwochenendes denken sie nur über ihre Aufgaben nach und verschwenden keine Energie mit irgendetwas anderem", so Lowe abschließend.

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