• 19. Mai 2018 · 14:46 Uhr

Sebastian Vettel: Mit den Jahren kommt die Gelassenheit

Obwohl der Ferrari-Star die WM-Führung an Lewis Hamilton verloren hat und zuletzt vieles schief lief, gibt er sich entspannt - Aufregung außerhalb des Autos lohne nicht

(Motorsport-Total.com) - Erleben wir in der Formel-1-Saison 2018 einen neuen Sebastian Vettel? Diese Frage stellen sich viele Beobachter, die den 30-Jährigen seit langem kennen. Der Unterschied sticht tatsächlich ins Auge: In den vergangenen Jahre zeigte der Deutsche, dass sein Blut durchaus leicht in Wallung zu bringen ist - mit manchen Aktionen schuf er sich einen zweifelhaften Ruf. Da wäre beispielsweise der Rammstoß von Baku 2017, als er sich von Lewis Hamiltons Safety-Car-Spielchen derart aus der Ruhe bringen ließ.

Foto zur News: Sebastian Vettel: Mit den Jahren kommt die Gelassenheit

Sebastian Vettel geht das WM-Duell gegen Lewis Hamilton weniger verbissen an Zoom Download

Oder diverse Ausraster im Funk, etwa 2016 in Mexiko, als er sich zu einer derben Beleidigung von Rennleiter Charlie Whiting hinreißen ließ. Vielen Formel-1-Fans klingen auch noch seine vehementen Forderungen nach "Blue flags" bei Überrundungen in den Ohren... Ganz anders der Sebastian Vettel 2018: Obwohl es nach einem guten Saisonstart zuletzt für den Ferrari-Piloten nicht mehr rund lief und Widersacher Hamilton die WM-Führung an sich riss, zeigt sich der Heppenheimer entspannt.

Als ihn Heißsporn Max Verstappen in China abräumte, gab er sich im Anschluss versöhnlich. Hätte er da früher nicht schon direkt am Funk nicht zitierfähige Grüße geschickt? Als er durch Pech, eine ungünstige Safety-Car-Phase und einen ambitionierten Überholversuch beim Restart einen eigentlich verdienten Aserbaidschan-Sieg verlor, zuckte er im Anschluss mit den Schultern und meinte. "Heute war viel mehr Positives in unserem Rennen."

Leidenschaft gleich groß: Von wegen "Alles-egal-Vettel

Erleben wir 2018 also den Alles-egal-Vettel, wie er vom Boulevard bereits getauft wurde? Oder steckt dahinter eine selbst auferlegte Taktik, um im heißen WM-Kampf gegen Mercedes-Pilot Hamilton keine unnötigen Energien zu verschwenden. Nichts von beidem, meint Vettel und betont: Mit den Jahren wird man einfach gelassener! "Ja, natürlich habe ich jetzt eine andere Herangehensweise als vor zehn Jahren. Das macht einfach die Zeit mit dir", stellt der 30-Jährige fest.

Dass er nicht mehr dieselbe Hingabe wie früher habe, bestreitet er dabei vehement: "Versteht mich nicht falsch, das soll nicht heißen, dass es mir jetzt egal ist. Aber wenn du älter wirst, änderst du deine Sichtweise auf manche Dinge - und du wirst hoffentlich auch ein kleines bisschen klüger." Seine Leidenschaft sei dabei immer noch gleich groß wie ehedem. "Ich liebe was ich tue, ich liebe das Rennfahren. Aber es gibt eben so viele Menschen, die sich jeden Tag eine Meinung über mich bilden - manchmal haben sie dabei recht, manchmal nicht", spricht Vettel an, dass er ein gebranntes Kind in Sachen Medienschelte und öffentlicher Kritik ist.

Vettel: "Ändern kann ich es sowieso nicht mehr..."

Speziell nach dem Baku-Vorfall 2017 prasselte vieles auf den viermaligen Formel-1-Weltmeister herein. Seien Erkenntnis: "Der Wirbel danach lohnt sich nicht. Der ist oftmals anstrengender als der eigentliche Ärger in dem Moment. Das ist heute einfach ein bisschen schade, dass man das so dann nicht mehr leben kann. Aber es wird dann zerrissen und von jedem Standpunkt betrachtet, anstatt dass einfach hingenommen wird, was war", hadert er.


Fotostrecke: Sebastian Vettels kontroverseste Momente

Mit den Jahren ist Vettel deshalb zur Erkenntnis gekommen: "Am wichtigsten ist, dass du dich selbst genau kennst und ehrlich zu dir selber bist. Dann kannst du es dir auch leisten, weniger auf die Stimmen von außen zu hören. Du lässt dich nicht ablenken und genießt einfach das Rennfahren." Immer wieder betont er dabei den Spaß am Fahren, der für ihn im Vordergrund stehe. "Ich mache einfach den bestmöglichen Job, den ich kann, dann kann ich auch zufrieden ins Bett gehen." Selbst, wenn es wie zuletzt in Schanghai, Baku und Barcelona ergebnismäßig nicht nach Wunsch für den Ferrari-Star lief.

Dass er nun schon in seinem dritten Jahr im Team aus Maranello sei, würde überdies helfen. "Wir kennen uns alle, wir wissen, was wir tun müssen, um das Bestmögliche herauszuholen. Da betrachtet man dann das eine oder andere - ich will nicht sagen egal, aber ein bisschen gelassener." Kurzum: "Es gab gewisse Dinge, über die ich mich in der Vergangenheit vielleicht ein bisschen mehr aufgeregt habe. Ich glaube zwar nicht, dass ich mich jemals durch Kleinigkeiten ablenken ließ - aber jetzt denke ich mir, ändern kann ich es sowieso nicht mehr. Schließlich bin ich lange genug dabei", so das Fazit des "neuen", entspannten Sebastian Vettel.

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