• 05. April 2018 · 13:16 Uhr

"Party-Modus" erklärt: Was ist das eigentlich?

Alle diskutieren darüber, aber viele wissen nicht, was eigentlich genau gemeint ist: Dieses Feature erklärt, welche Motorenmodi es in der Formel 1 gibt

(Motorsport-Total.com) - Nicht erst seit Lewis Hamilton erstmals vom "Party-Modus" gesprochen hat, sind die speziell für das Qualifying verfügbaren Motoreneinstellungen des Mercedes-Teams ein heißes Gesprächsthema. Nicht nur Mercedes, sondern auch andere Hersteller können für kurze Zeit mehr Leistung freigeben - aber dem Vernehmen nach betreibt Mercedes diese Disziplin am extremsten.

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Der "Party-Modus" von Mercedes sorgt in der Formel 1 für Diskussionen Zoom Download

Das wiederum veranlasst Konkurrenten wie Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko zur Forderung, man solle die Teams dazu zwingen, das ganze Rennwochenende mit einer einzigen Motoreneinstellung bestreiten. Aber was genau sind diese Motorenmodi eigentlich und wozu sind sie gut?

Die Modi sind eine Kombination aus Einstellungen, mit denen die Performance des Verbrennungsmotors sowie der Fluss der elektrischen Energie angepasst werden können. Die Performance des Motors lässt sich zum Beispiel durch die Menge an Benzin, das in die Brennkammer eingespritzt wird, oder das Timing der Zündung verändern.

Auf der Hybridseite der Antriebseinheit verändern die Modi die Wechselwirkung und den Zeitpunkt für die Abgabe (maximal 120 kW via MGU-K) und die Rückgewinnung (sowohl der MGU-K als auch der MGU-H) der elektrischen Energie.

Schmaler Grat zwischen Performance und Zuverlässigkeit

Die Hauptaufgabe der Modi ist es, die Performance und die Zuverlässigkeit auszubalancieren. In der Formel 1 dreht sich alles um die Performance, da es aber in der Saison 2018 pro Fahrer nur drei Antriebseinheiten (und von einigen Komponenten sogar nur zwei) gibt, spielt die Zuverlässigkeit eine immer wichtigere Rolle. Aus diesem Grund stehen den Fahrern die höheren Power-Modi für eine geringere Anzahl an Kilometern zur Verfügung.

Das in diesem Zusammenhang am häufigsten diskutierte Mercedes-Team setzt im Verlauf eines Wochenendes eigenen Angaben nach drei Basis-Modi ein: einen für den Großteil der Freien Trainings, einen für den Großteil des Qualifyings und einen für den Großteil des Rennens.


Fotostrecke: So funktioniert ERS

Alle drei können durch unterschiedliche Feineinstellungen an verschiedene Situationen angepasst werden. Diese bestimmen, ob die elektrische Energie über eine Runde abgegeben, gesammelt oder ausgeglichen eingesetzt werden soll (bei Letzterem gleichen sich die Energieabgabe und die Rückgewinnung gegenseitig aus).

Am Start des Rennens ist die Performance beispielsweise besonders wichtig. Also wird sich der Fahrer in diesem Fall für die volle Abgabe der Energie entscheiden. Entweder um seine gute Startposition zu verteidigen oder um zu versuchen, auf der Startrunde Plätze gutzumachen.

Mercedes in Melbourne konservativ unterwegs

Aber in der Formel 1 geht es um eine Mischung aus mutigen Überholmanövern auf der Strecke und taktischen Strategieentscheidungen. Deshalb wechseln die Fahrer später in einen Managementmodus zum Sammeln der Energie und Aufladen der Batterie. So können sie sicherstellen, dass ihnen für ihren nächsten Angriff mehr Energie zur Verfügung steht.

Sowohl Lewis Hamilton als auch Valtteri Bottas wechselten während des Grand Prix von Australien in einen Rennmodus mit geringerer Performance, als sie im Verkehr feststeckten und in den Luftturbulenzen der Autos vor ihnen fuhren. So konnten sie ihre Motoren kühlen und eine Überhitzung verhindern.


So hat Hamilton den Sieg in Melbourne verloren

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Mercedes-Chefingenieur Andrew Shovlin erklärt in der Strategie-Analyse, wie Lewis Hamilton das Rennen in Melbourne verlieren konnte. Weitere Formel-1-Videos

Eine ähnliche Herausforderung stellt eine Safety-Car-Phase dar. Darin versuchen die Fahrer, Energie zu konservieren und die Antriebseinheit zu schonen. Aus diesem Grund wird der Modus so eingestellt, dass er die Belastung reduziert und die Komponenten kühlt.

Auch im Freien Training ist es wichtig, Schäden zu vermeiden und die Zuverlässigkeit auszudehnen. Schließlich macht es keinen Sinn, die Motoren im Training bis ans Limit zu belasten, da sie sieben Rennwochenenden halten müssen. Es gibt jedoch eine Session, in der die Antriebseinheit bis an ihre absoluten Grenzen getrieben wird und in der die Fahrer alles ausreizen: das Qualifying.

Für das Qualifying wird der leistungsstärkste Modus ausgewählt. Dieser Modus wird an jedem Rennwochenende nur für ein paar Runden eingesetzt und das auch nur abhängig davon, wie die Konkurrenzsituation aussieht - manchmal wird dieser Qualifying-Modus während der gesamten Qualifikation eingesetzt, manchmal nur im Q3.

"Phase-Dokument" gibt die Richtung vor

Die verfügbaren Kilometer werden durch das "Phase-Dokument" festgelegt, das die Limits für den Einsatz der Antriebseinheit an jedem Rennwochenende bestimmt. Dieses ist sowohl für die beiden Werksautos als auch die Mercedes-Kundenteams identisch.

Die Modi werden beim ersten Komponententest in Brixworth festgelegt und das Kilometerlimit wird durch das Ergebnis des Longrun-Programms bestimmt. Einige davon sind streckenspezifisch, andere eher allgemeingültig. Die Entscheidung über die Verwendung eines Modus liegt entweder beim Fahrer oder erfolgt auf Ratschlag der Ingenieure, die mittels Funk mitteilen, welche Einstellung vorgenommen und welcher Modus ausgewählt werden sollte.

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Viele Einstellungen können direkt am Lenkrad vorgenommen werden Zoom Download

Wenn im Funk des Teams technisch klingende Anweisungen zu vernehmen sind, könnte es sich dabei sehr gut um das Verändern der Power-Unit-Modi handeln. Die Fahrer ändern dann den Modus über die Regler an ihrem Lenkrad.

Die Modi sind auf Powerstrecken wie Spa-Francorchamps oder Monza besonders wichtig, da es auf diesen lange Geraden und Beschleunigungszonen gibt. In der Formel-1-Saison 2018 steht die erste Power-Strecke am vierten Rennwochenende in Baku auf dem Programm.

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