• 03. April 2018 · 16:16 Uhr

"Mädcheninternat" und schlechtes Auto: Krise bei Williams

Kritik an den zwei namenlosen Paydrivern, dazu jede Menge Probleme mit dem FW41: Wieso Technikchef Lowe noch Hoffnung hat - Webber übt Kritik an Piloten

(Motorsport-Total.com) - Der Formel-1-Saisonauftakt in Australien war für die Williams-Mannschaft ein Debakel. Weder im Qualifying noch im Rennen kamen die Briten in die Nähe der Top 10 und der WM-Punkte. Kritik regt sich nicht nur an der finanzkräftigen, möglicherweise talentarmen und erwiesenermaßen unerfahrenen Pilotenpaarung aus Lance Stroll und Sergei Sirotkin. Auch das heiß erwartete Paddy-Lowe-Auto FW41 ist eine einzige Baustelle. Der Technikchef bekennt selbst: "Wir sind enttäuscht."

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Williams steht den Eindrücken aus Melbourne zufolge eine zähe Saison bevor Zoom Download

Lowe mit Blick auf Melbourne weiter: "Wir hatten erwartet, die sechste oder siebte Kraft im Feld zu sein. Sieben, das wäre möglich gewesen, zumal wir Force India (im Qualifying; Anm. d. Red.) geschlagen haben." Aber nicht im Rennen, wo die Pinken klar besser unterwegs waren. Es scheint, als sei Williams im vergangenen Winter in allen Belangen ins Hintertreffen geraten. Gut möglich, dass das Team 2018 nur mit Toro Rosso und Sauber um die Positionen am Ende des Feldes balgt.

Der FW41 produziert ohnehin zu viel Reifenverschleiß, dazu wird das Auto beim Hinterherfahren extrem unruhig, was das Problem intensiviert. Auch überhitzt der Motor chronisch: "Vielleicht lag es nur an den Außentemperaturen", überlegt Lowe und verweist darauf, dass die Mercedes-Werksmannschaft mit ähnlichen Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt hätte. Allerdings: Im Qualifying bei kühleren Bedingungen musste Williams keine Leistung rausnehmen - und ging trotzdem baden.

Zusätzlich traf Stroll im Rennen ein Problem beim Abruf von Energie aus den Hybridsystemen. Der Antrieb soll sich phasenweise falschen Modus befunden haben, die Gründe sind rätselhaft. Da nützte es auch nichts mehr, dass beide Fahrer mit der Balance des neuen Dienstwagens zufrieden waren.

"Wir arbeiten an vielen Dingen, die wir in den kommenden Wochen an die Strecken bringen wollen", verspricht Lowe. "Was wir in Melbourne erlebt haben, ist wie jedes Jahr mit Vorsicht zu genießen und hat nur bis zum folgenden Rennen Bestand." Allerdings dürfte Williams auch in Bahrain keinen einfachen Stand haben, wenn es noch heißer wird als in Australien. Lowe macht Mut: "Wir dürften schneller entwickeln als vergangenes Jahr. Es geht um Tage und Wochen, nicht Monate."

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Steht in der Kritik: Sergei Sirotkin, bislang ein Nobody in der Szene Zoom Download

Auch Stroll zeigt sich zuversichtlich: "Wir wissen ganz gut, wo es hapert. Es geht jetzt darum, die Teile zu produzieren, die wir brauchen, und sie an das Auto zu schrauben." Oder wie seine Kritiker es formulieren würden: Williams braucht die Fahrer, die den Boliden schnell bewegen können.

Ex-Formel-1-Pilot Mark Webber, der 2005 und 2006 für das Team unterwegs war, ist mit der Kombination Stroll/Sirotkin nach eigener Aussage "nicht glücklich". Das moniert er im Gespräch mit der Zeitung 'Metro' und wünscht sich eine gemischte Paarung. Ein Neuling und ein Routinier also, nicht zwei Grünschnäbel. "Zwischen den Piloten muss die Chemie stimmen. Die Formel 1 ist kein Mädcheninternat, sondern braucht Fahrer, die auf den Punkt ihre Leistung bringen", so Webber.

Mercedes' Team-Aufsichtsrat Niki Lauda soll sich bei der Ausstrahlung eines TV-Interviews mit Sirtokin in der Hospitality erkundigt haben, welche Rennserie gerade übertragen würde - das Gesicht des Rookies sagte der Rennlegende offenbar gar nichts - ein Sinnbild für die Williams-Lage.


Präsentation Williams FW41

Lowe nimmt seine Jungs in Schutz: "Er mag bei seinem letzten Qualifying-Versuch einen Fehler gemacht haben, aber die Runden zuvor waren wirklich gut. Er befindet sich in seinem zweiten Jahr und ist viel reifer, erfahrener und selbstbewusster", stärkt er Stroll den Rücken. Sirotkin hätte in seinem ersten Formel-1-Zeittraining unter gewaltigem Druck gestanden und wäre selbst sein größter Kritiker: "Er hat nur einen Sektor nicht hinbekommen. Er sollte sich dafür nicht selbst geißeln."

Mit mehr Erfahrung, so die Botschaft, würde sich der Russe stabilisieren. Auch Ex-Weltmeister Damon Hill sieht nicht schwarz für Sirotkin: "Er braucht Zeit", sagt er 'Motorsport-Total.com'. "Talent besitzt er, aber genau wie Lance dauert es, bis er selbstbewusster wird und Erfahrung sammelt."

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