• 14. Mai 2017 · 08:48 Uhr

Adrian Newey: "Zitrone" RB13 macht süßen Ruf nicht kaputt

Geht die Ära Adrian Newey in der Formel 1 zu Ende? Ein Urteil, das "zu hart" ist, finden die Experten, die ihn kennen und es wissen müssen ...

(Motorsport-Total.com) - Für viele Experten war vor der Formel-1-Saison 2017 klar: Es kommt ein neues Reglement, also wird Adrian Newey mit seinem Red-Bull-Design in der Aerodynamik allen anderen einen Schritt voraus sein. Dem ist aber nicht so. Der RB13 wirkte schon in Melbourne optisch weniger innovativ als etwa die Konkurrenz von Ferrari, und auch das groß angekündigte Barcelona-Update ist zumindest von außen kaum zu erkennen, während sich Mercedes hochspannende Aero-Details einfallen hat lassen.

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RB13 enttäuscht: Adrian Newey erhält Rückendeckung von zwei Experten Zoom Download

Sportlich ist Red Bull in der Formel 1 derzeit nur dritte Kraft. Das liegt sicher zum Teil am Renault-Antrieb, aber auch am Chassis. "Adrian weiß, es geht um seine Reputation", hat Motorsportkonsulent Helmut Marko schon im April im Interview mit 'Motorsport-Total.com' gesagt. Und auch Alexander Wurz erklärt: "Im Winter dachten alle, dass der Red Bull das aerodynamisch ausgefeilteste Auto wird. Das ist jetzt zum ersten Mal nicht so."

Daraus aber gleich den Schluss zu ziehen, dass Newey sein Handwerk verlernt hat, sei nicht zulässig, sagt Eddie Irvine in der heute veröffentlichten zweiten 2017er-Folge von "Ein Drink mit Eddie Irvine": "Nur weil sie dieses Jahr zu langsam sind, kann man nicht schlussfolgern, dass Adrian seine Magie verloren hat. Vielleicht hat er eine falsche technische Entscheidung getroffen. Diese Jungs machen auch manchmal etwas falsch. Er ist keine Maschine."

Wurz nimmt Newey in Schutz

Wurz stimmt gegenüber 'Motorsport-Total.com' zu: "Deswegen zu sagen, der Newey kann's nimmer, ist ein bisschen hart. Wenn ein Fahrer mal ein schlechtes Rennwochenende hat, kannst du auch nicht gleich sagen, der kann nicht mehr Autofahren." Aber: "Die Trendwende, die da passiert ist, ist schon interessant. Ob es nämlich eine anhaltende Trendwende ist oder ob es daran liegt, dass sich die Formel 1 vom System, von der Entwicklung her geändert hat."

Die Theorie des heutigen Williams-Beraters, der in seiner Zeit als McLaren-Testfahrer mit Newey zusammengearbeitet hat: CFD-Technologie, Windkanal und Datenverarbeitung sind anno 2017 so weit fortgeschritten, dass du "vielleicht nicht mehr den Menschen brauchst, der die zündende Idee hat. Du kannst dich zu Tode testen und optimieren und kommst in kleineren Schritten vielleicht weiter als ein Genie mit einem Geistesblitz."

Löst "Big Data" die alten Genieblitze ab?

"Das ist ein Zeichen für die Technologie und die Datenverarbeitung. Da ist in den letzten Jahren viel passiert, weil inzwischen so viel Computerpower zur Verfügung steht. Weltweit werden Technologie und Datenverarbeitung so wichtig, dass wir das jetzt in der Formel 1 auch können und machen, teilweise auch mit den großen Technologiefirmen gemeinsam. Da passiert gerade eine Explosion", sagt Wurz, betont aber: "Das ist nur eine Vermutung."

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Adrian Newey und Alexander Wurz haben bei McLaren eng zusammengearbeitet Zoom Download

Fest steht für ihn: "Auf jeden Fall kommt Red Bulls Rückstand nicht nur vom Motor. Das sagen sie selbst auch. Aber die Erwartung war bei einem Genie wie Adrian Newey, dass sein Auto zwei Zehntel schneller sein muss, weil er dran arbeitet." Genau einzuschätzen, wie gut oder schlecht der RB13 ist, sei freilich schwierig. Schließlich steckt in dessen Heck der Renault-Motor, der laut einhelliger Expertenmeinung nicht so stark ist wie jener von Mercedes.

Dass Newey durch das Aston-Martin-Projekt - er entwickelt den Supersportwagen Valkyrie - von seinen Formel-1-Aufgaben abgelenkt sein könnte, glaubt Wurz weniger. Ganz im Gegenteil: "Normalerweise ist es förderlich, nicht nur an einer Sache zu arbeiten. Das Gehirn ist ein Muskel. Wenn du jeden Tag nur in einem Bereich trainierst und keinen Ausgleichsport machst, ist das auf Dauer auch nicht gut."

Irvine: Newey hat die meisten Weltmeister produziert

Zweitens seien Ingenieure, die nicht nur auf einen Bereich spezialisiert sind, in der Regel besser organisiert: "Weil du dich organisieren musst, um zwei oder drei Sachen unter einen Hut zu bringen. Dafür musst du effizient arbeiten. Und darum geht's eigentlich", sagt Wurz. Gleichzeitig betont der 43-Jährige aber, dass er natürlich "nicht beurteilen" kann, wie viele Stunden Newey für Valkyrie und wie viele für die Formel 1 aufwendet.

Eddie Irvine bleibt jedenfalls bei einer alten Faustregel aus seiner Zeit, die da lautete: Entweder bist du Michael Schumacher oder du sitzt in einem Adrian-Newey-Auto, sonst kannst du nicht Weltmeister werden! "Schau dir Villeneuve, Hill, Prost, Häkkinen, Mansell an: Wie viele Weltmeister hat Adrian eigentlich produziert? Vettel natürlich auch", sagt der Beinahe-Weltmeister von 1999 und ergänzt: "Eine Zitrone sagt nicht viel aus."

Die zweite 2017er-Folge von "Ein Drink mit Eddie Irvine" ist jetzt in voller Länge im Videobereich auf Motorsport-Total.com und Formel1.de sowie auf YouTube verfügbar. Der ehemalige Ferrari-Star stichelt darin unter anderem erneut gegen Sebastian Vettel und glaubt, dass Valtteri Bottas nach seinem Sieg in Sotschi eine realistische Chance hat, Lewis Hamilton zu schlagen. An Teamorder bei Mercedes glaubt Irvine jedenfalls nicht.

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