• 10. April 2017 · 11:49 Uhr

"Eier"-Attacken statt DRS-Flug: Überholen hat wieder Qualität

Die Zeiten, in denen Piloten in China mit DRS am Gegner vorbeifegten, sind vorbei: Die Überholmanöver werden zwar weniger, dafür aber besser

(Motorsport-Total.com) - DRS auf. Vorbeifahren. Auf der Rennlinie einscheren. Bremsen. So sah das Geheimrezept der Überholmanöver in China in den vergangenen Jahren aus. Die 1,3 Kilometer lange Gerade war geradezu prädestiniert für solche "Manöver", bei denen der Vordermann kaum eine Chance hatte, sich zu wehren. Die Formel 1 hatte Überholmanöver inflationär verteilt und Kämpfe somit zur Mangelware gemacht.

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Für ein erfolgreiches Überholmanöver, muss man das Herz in die Hand nehmen Zoom Download

Nicht allerdings in diesem Jahr! Wurde die neue Königsklasse für ihre mangelnden Überholaktionen in Australien noch kritisiert, gab es gestern in Schanghai deutliches Lob für den Rennsport, der wieder "Eier" verlangt, wie Ex-Pilot Alexander Wurz vermerkt. Zwar ging die Anzahl der Überholmanöver im Vergleich zum Vorjahr von 182 (!) auf 54 zurück, doch die Aktionen waren dafür echt.

"Es mag zwar weniger Überholmanöver gegeben haben, aber sie waren alle verdient", hatte Red-Bull-Teamchef Christian Horner Spaß am Rennen. Ob Sebastian Vettel gegen Kimi Räikkönen oder Max Verstappen gegen Daniel Ricciardo: Die Piloten mussten sich die Chancen wieder erkämpfen und diese dann auch nutzen. "Heute waren die Manöver ziemlich cool. Sie waren toll, die Fahrer sind nicht einfach vorbeigefahren", zeigt sich auch Haas-Teamchef Günther Steiner begeistert.

DRS nicht mehr überwirksam

Die Zahlen belegen auch die neue Qualität der Formel 1. Gab es im Vorjahr noch 70 erfolgreiche Attacken mithilfe des Klappflügels DRS, fuhren die Piloten am Sonntag nur noch zehnmal mit offenem Flügel vorbei. "Es sieht so aus, als wäre das DRS ausgeglichen worden. DRS macht den Job, für den es gedacht war, aber die Fahrer müssen den Job nun auch erledigen", sagt Horner.

Überhaupt war die lange Gegengerade kein so großer Faktor mehr. Früher warteten die Piloten einfach bis zu dieser Passage und flogen spielend vorbei, doch gestern mussten sie sich andere Alternativen suchen. Die hat sich vor allem in Kurve 6 geboten. Die Fahrer versuchten in der Schneckenkurve dicht am Vordermann zu sein, um sich dann neben den Gegner zu bremsen, was ein paar starke Manöver zur Folge hatte.

"Es sind halt richtige Überholmanöver. Es wird nicht nur bei der Taktikabteilung angerufen: Bring mich da vorbei. Sondern man muss sich den Gegner zurechtlegen", erklärt Ex-Pilot und TV-Experte Christian Danner bei 'RTL'. Das kommt übrigens nicht nur bei den Zuschauern gut an, sondern auch bei den Fahrern selbst: "Überholen ist schwierig, aber das sollte es auch sein. Man sollte nicht einfach nur vorbeifahren", betont Sebastian Vettel, der besonders durch seinen intensiven Kampf (inklusive Berührung) mit Daniel Ricciardo im Gedächtnis bleibt.

Vettel: Es gibt auch mal 0:0-Spiele

Nun bleibt natürlich die Frage, wie sich der Sport in den kommenden Rennen entwickeln wird. Auf Strecken, die schon vorher nicht gerade zum Überholen eingeladen haben, droht eine noch größere Prozession, doch auf Kursen wie Schanghai könnte man das gute Maß gefunden haben. Für Vettel ist die Kritik aber übertrieben, wenn ein Rennen mal nicht so viele Manöver bietet, wie es zuletzt in Australien der Fall war.


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"Es gibt mal bessere, mal schlechtere Rennen. Es gibt auch Spiele mit vielen Toren und Möglichkeiten, und dann gibt es ein hartes 0:0", vergleicht es der Ferrari-Pilot mit der Lieblingssportart der Deutschen, dem Fußball. Die Königsklasse hat sich mit ihrem neuen Reglement auf jeden Fall dafür entschieden, den Überholmanövern wieder mehr Gewicht und Klasse zu verleihen.

Das sei im Sinne des Sports: "Man sieht, dass alle mehr Spaß haben", betont Vettel. Der Tenor ist klar. Die Formel 1 braucht keine Quantität in Sachen Überholen sondern Qualität. "Ich brauche keine 135 einfachen Manöver", meint Wurz stellvertretend. "Ich liebe die echten Mega-Moves, wie sie Max und Seb gezeigt haben."

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