• 15. März 2017 · 11:16 Uhr

"Sollte jetzt leichter sein": 2017 mehr echte Überholmanöver?

Red-Bull-Berater Helmut Marko glaubt, dass es durch die neuen Pirelli-Reifen mehr echte Überholmanöver geben und das Reifenschonen weniger wird

(Motorsport-Total.com) - Durch die Einführung der neuen und breiteren Pirelli-Reifen vermuten Motorsportexperten, dass das Schonen des schwarzen Golds der Vergangenheit angehört und die Formel-1-Piloten im Rennen wieder frei gegeneinander kämpfen können. "Einen Funkspruch 'Schone die Reifen!', glaube ich, werden wir nicht mehr hören", sagt Helmut Marko im Gespräch mit 'Servus-TV'.

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Helmut Marko glaubt, dass das Überholen 2017 leichter wird Zoom Download

"Wir hoffen, dass du ganz nahe ranfahren kannst. Das konnte man vorher nicht, weil die Reifen sofort überhitzt und untersteuert haben. Dann war die Balance des Autos dahin. Jetzt sollte das Überholen leichter sein." Durch die längere Haltbarkeit werden die Fahrer im Rennen über eine größere Distanz aggressiv fahren können, ohne dabei den Reifen zu zerstören. "Der Medium-Reifen scheint ewig zu halten", verrät Marko.

Peter Schöggl, Chef des Geschäftsbereichs Motorsport beim österreichischen Antriebsstrang-Spezialisten AVL, ergänzt: "Das sogenannte Tyre-Management wird es weiterhin geben, denn es bedeutet auch: wie schnell bekomme ich den Reifen warm? Im Rennen wird es aber eine deutlich geringere Rolle spielen."

Höhere Geschwindigkeiten und späteres Bremsen durch neue Reifen

Durch die neuen Reifen können höhere Geschwindigkeiten erreicht werden und die Fahrer später bremsen. Bei den ersten Rennen ist zu erwarten, dass die Piloten den perfekten Bremspunkt suchen und vielleicht über das Ziel hinaus schießen werden, weil sie zu spät gebremst haben.

Marko glaubt, dass die Red-Bull-Fahrer in dieser Hinsicht keine Probleme haben werden: "Wir haben zwei Leute, die auf der Bremse fantastisch sind. Ricciardo überholt aus dem Nichts heraus. Und wie wir bei Verstappen im Nassen gesehen haben, wussten wir gar nicht, wo er überholen wird. Wir sind optimistisch, aber die Praxis wird es zeigen."

"Als Fahrer passt man sich an die Situationen und die Autos an. Es wird ein bisschen schwieriger zu überholen und zu bremsen, weil man später bremsen und früher Gas geben kann", weiß Max Verstappen. "Der ganze Prozess wird viel kürzer."

Weniger, dafür spektakuläre Überholmanöver gewünscht

Doch nicht nur die neuen Reifen ermöglichen das Überholen, auch das Drag Reduction System (kurz: DRS) hat in den vergangenen Jahren für mehr Überholmanöver gesorgt. Der Klappflügel kommt bei einigen Technikexperten jedoch nicht gut an. "Ich bin kein großer DRS-Fan", gibt Ross Brawn zu. Marko stimmt dem ehemaligen Mercedes-Teamchef zu: "Es ist eine künstliche Überholhilfe."

Florian König, Formel-1-Moderator bei 'RTL' ergänzt: "Es gab Jahre in der Formel 1 mit 80 Überholmanövern. Gefühlt waren das aber nicht so viele, weil keine spektakulären dabei waren. Es gab Jahre, das waren es nur 30 oder 35 Überholvorgänge, von diesen wird heute noch gesprochen. Ich wäre lieber für die echten, auf der Strecke herausgefahrenen, statt einfach nur den Knopf drücken und auf der Geraden vorbei fahren."

"Ich wäre froh, wenn es wieder ursprünglich wäre." König weiß, dass die neuen Formel-1-Eigentümer von Liberty Media "nicht alles in einem Jahr zurückdrehen können". Dennoch hofft er, "dass die Menschen, die Einfluss haben, ihren Einfluss geltend machen und wir vielleicht in ein paar Jahren dahin kommen."

Hill: "Anzahl der Überholmänover ist kein Indiz für gutes Rennen"

"Nicht in ein paar Jahren. Das sollte schon früher passieren", widerspricht Marko. "Die breiteren Reifen sind der richtige Weg in diese Richtung", weiß Schöggl. "Man müsste den Abtrieb massiv wegnehmen, speziell durch den Diffusor. Dann könnte es funktionieren, ohne DRS zu überholen. Solange wir so viel Abtrieb haben, ist es schwierig."

Damon Hill findet ebenfalls, dass die Anzahl der Überholmanöver kein Indiz für ein gutes Rennen ist. "Das Entscheidende ist, wie nahe die Autos hintereinander fahren können. Solange es enge Positionskämpfe auf der Strecke gibt, ist es nicht so wichtig, ob auch tatsächlich überholt wird. Es gibt viele Positionswechsel durch das DRS, aber das ist alles künstlich herbeigeführt", sagt Hill bei 'badgergp.com'.

Fahrer sollen zeigen was sie können

"Wir sollten den Fahrern die Möglichkeit geben, ihr Können zu zeigen. Durch die Einführung der 'Verstappen-Regel' (Richtungsänderung in der Bremszone; Anm. d. Red.) wurden einige Überholmanöver unterbunden. Es gibt Regeln, wie man überholen darf. Aber das Überholen ist keine Regel, sondern Können, und es gibt verschiedene Wege zu überholen."

"Zu sagen, dass es nicht erlaubt ist, während dem Bremsen die Richtung zu ändern, weil es gefährlich ist - das verstehe ich nicht", wundert sich Johnny Herbert. "Der Fahrer vorne versucht nur, seine Position zu verteidigen."

"Ich habe einmal Senna geblockt und er hat mich deshalb geschimpft", erinnert sich Hill. "In der heutigen Zeit wäre ich dafür wahrscheinlich um zehn Plätze in der Startaufstellung nach hinten versetzt worden und hätte 20.000 Dollar Strafe bezahlen müssen!"

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