• 02. Januar 2017 · 12:56 Uhr

Nico Rosberg: Den Titel im Kopf gewonnen?

Um sich endlich gegen den Stallrivalen Lewis Hamilton durchzusetzen setze Nico Rosberg 2016 verschärft auf Mentaltraining

(Motorsport-Total.com) - Ein gewisses Talent dafür, Rennwagen möglichst schnell um einen Grand-Prix-Kurs zu lenken, kann man keinem Formel-1-Piloten absprechen. Aber was unterscheidet den Durchschnitts-Piloten von einem echten Champion? Oft sind es nur die kleinsten Nuancen und oft sind diese im Kopf zu finden. In der spannenden Saison 2016, in der sich Nico Rosberg und Lewis Hamilton an der Spitze abwechselten, könnte genau dort die Entscheidung gefallen sein. Denn während der dreimalige Weltmeister seine Gedanken gerne für sich selbst sortiert, hat sich Rosberg mental noch einmal taktischer aufgestellt - mit Meditation.

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In sich hineingehorcht: Nico Rosberg setzte 2016 auf mentale Stärke Zoom Download

"Ich habe das nach dem Rennen in Austin 2015 noch mal richtig verstärkt", verrät er gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung über sein Mentaltraining. "Das war der Knackpunkt. Meditation ist ein großes Wort, es ging eher um Achtsamkeit, ich habe mehr auf mich geachtet und das Konzentrationstraining verstärkt."

Drei Jahre auf höchstem, motorsportlichem Level und dabei schon zweimal geschlagen - das musste erst einmal verkraftet und in positive Energie umgesetzt werden. Rosberg ist nicht der erste, der sich dafür professionelle Hilfe gesucht hat.


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"Man muss seine Gefühle und Gedanken kontrollieren, damit die Sorgen einen nicht hinabziehen", erklärt der frisch gebackene Champion. "Daraus kann eine Spirale entstehen, aus der man nicht mehr herauskommt. Wenn man auf sich achtet, merkt, dass sie kommen, sich damit auseinandersetzt, dann verlieren die negativen Gedanken schnell an Kraft."

Verarbeitung statt Verdrängung - Rosberg hat gelernt, wie er Situationen wie das Verlieren der WM in Austin 2015 oder die dramatische teaminterne Kollision in Barcelona 2016 effektiv wegstecken kann: "Man darf sie nicht wegdrücken, dann wird es immer schlimmer. Man muss sie annehmen und früh verarbeiten. Das erfordert aber viel Arbeit, das ist ein weiter Weg. Ich kann ihn nur jedem empfehlen, der sich nicht ablenken lassen will von Nebensächlichkeiten in einem Wettkampf oder einer vergleichbaren Herausforderung über - in unserem Fall - acht Monate. Ich glaube, dass ich zum Schluss der Saison enorm von diesem Training profitiert habe."


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Während Hamilton einfach "nie zurückblickt oder an das was-wäre-wenn" denkt, beschrieb es der ehemalige Crash-Pilot Romain Grosjean so: "Wir haben Ingenieure, die das Auto optimieren, und wir haben Trainer, die unsere körperliche Leistungsfähigkeit verbessern. Wieso sollte man also keinen Psychologen zu Rate ziehen, um das Gehirn zu verbessern und herauszufinden, wie es funktioniert"

Dem schließt sich auch Rosberg an: "Man sieht das ja auch in anderen Sportarten. Da arbeitet man jahrelang auf ein Ziel hin wie zum Beispiel der Turner Fabian Hambüchen. Wahrscheinlich hat er manche Übung am Reck tausend Mal richtig gemacht, und jeder von uns weiß doch, dass eine winzige Unaufmerksamkeit alles zunichte machen kann. Die Spannung ist an Intensität kaum zu übertreffen. Deshalb ist es so wichtig und so verdammt schwierig, im entscheidenden Moment neben der nötigen Leidenschaft und Aggressivität die Kontrolle zu behalten."


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Eine Siegesserie in sieben saisonübergreifenden Grands Prix, ein WM-Vorsprung von zwischenzeitlich 39 Punkten, das Zurückerobern der WM-Führung nach dem Frühsommertief und schließlich das Standhalten des Drucks, den Titel nur noch aus eigener Kraft vergeigen zu können - Rosbergs Abschieds-Jahr in der Königsklasse war keine Ansammlung von Zufällen.

"Ich habe auch im Urlaub gut gearbeitet", betont er. "Ich habe das Mentaltraining noch mal forciert und dann den Spieß umgedreht mit dem Höhepunkt in Suzuka. Eine Hundertstelsekunde schneller im Qualifying im letzten Moment. Das waren zwar nur zehn Zentimeter, aber das hat Spuren hinterlassen. Er hat am Sonntag seinen Start verhauen. Das ist zwar nur eine Nuance, eigentlich nichts. Aber wenn man am Tag zuvor im freien Training eine Niederlage eingesteckt hat, wirkt so ein Sekundenbruchteil wie ein Punch."

Dennoch weiß der zurückgetretene Mercedes-Pilot, dass er mit seiner Methode nur einen kleinen Unterschied in einem Pool voller fähiger Rennfahrer gefunden hat. "Wir müssen alle hellwach sein da oben", sagt er. "Wir brauchen ein gutes Gedächtnis, wir müssen uns präzise erinnern können an bestimmte Abstimmungen auf bestimmten Rennstrecken zu bestimmten Bedingungen. Wir sollten in der Lage sein, viele Informationen mehr oder weniger gleichzeitig verarbeiten zu können. Wir verändern ja vor jeder Kurve bestimmte Parameter. Und es gibt schon mal 18 davon."

"Diese Arbeit sieht man manchmal über die Cockpiteinstellung, wenn wir die Knöpfe am Lenkrad bedienen", so Rosberg weiter. "Und dabei ist es nicht so, dass wir in jeder Runde an derselben Stelle dasselbe machen. Das Auto verändert sich allein durch den Benzinverbrauch, die Reifen lassen nach, die Piste verändert sich. Ich denke, dass wir uns vor allem extrem schnell auf Veränderungen einstellen können müssen, wenn wir Erfolg haben wollen. Das ist unsere größte Fähigkeit."

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