• 07. August 2016 · 12:11 Uhr

Felipe Massa: FIA sollte Strategiegruppe bei Halo überstimmen

Der Halo-Cockpitschutz soll nicht vor 2018 eingeführt werden, so hat es die Strategiegruppe der Formel 1 entschieden - Felipe Massa sieht die FIA in der Pflicht

(Motorsport-Total.com) - Von vielen Piloten im aktuellen Formel-1-Fahrerfeld wird der Cockpitschutz Halo als alternativlos erachtet, um für mehr Sicherheit in der Königsklasse des Motorsports zu sorgen. Dennoch votierte die Strategiegruppe Ende Juli gegen die Einführung des Systems in der nächsten Saison. Die FIA teilte daraufhin mit: "Angesichts des engen Zeitrahmens wird es als ratsam eingeschätzt, den Rest des Jahres und den Beginn der kommenden Saison für weitere Versuche zu verwenden."

Heißt: Das Halo-System soll weiter getestet und ausgebaut werden, bleibe aber eine "starke Option für 2018". Das wiederum legt nahe, dass alternative Lösungen bei entsprechender Weiterentwicklung damit längst nicht aus dem Rennen sind. Zahlreiche Piloten hatten sich enttäuscht über die Verzögerung gezeigt, schließlich geht es um ihre Sicherheit. Kaum einer weiß das besser als Williams-Pilot Felipe Massa. 2009 traf ihn beim Qualifying in Ungarn eine Metallfeder am Kopf und verletzte ihn schwer.

Nicht nur deshalb findet er die Entscheidung, mit der Halo-Einführung zu warten, falsch. "Wir müssen verstehen, dass Halo ein großer Schritt nach vorn ist", appelliert Massa an die Entscheidungsträger. " Ich werde mich immer für die Sicherheit einsetzen und dafür, sie zu verbessern. Nach meinem Unfall und nachdem, was Jules (Bianchi, Anm. d. R.) passiert ist... Ich glaube, Halo hätte ihn nicht gerettet. Aber es kann mit Sicherheit einige Fahrer vor Schlimmerem bewahren", sagt er weiter.

Kippt die FIA die Halo-Entscheidung? Massa dafür

Genau deshalb hofft Massa weiter auf eine baldige Einführung des Cockpitschutzes und fordert ein Machtwort der FIA: "Meiner Meinung sollte sie alle überstimmen können, wenn es um die Sicherheit geht. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie genau das abläuft. Aber ich denke nicht, dass die FIA das allein entscheidet." Tatsächlich ist der Prozess der Entscheidungsfindung in der Formel 1 komplex und durchläuft mehrere Instanzen wie die sogenannte Strategiegruppe, die Formel-1-Kommission und den FIA-Weltrat.

Im Falle von Halo hatte die FIA das Thema in die Hände der Teams gelegt, fand damit aber vorerst keine Zustimmung. Doch FIA-Chef Jean Todt will den Cockpitschutz unbedingt und könnte ihn - ganz im Sinne von Massa - dennoch durchdrücken. Denn sicherheitsrelevante Entscheidungen darf der Weltverband auch ohne Zustimmung von Strategiegruppe und Formel-1-Kommission treffen. Allerdings wird gemutmaßt, dass Todt wegen des Widerstands von den Teams und Bernie Ecclestone davor zurückschreckt.

Williams-Fahrer Massa bedauert das: "Ich denke nicht, dass die FIA allein das Problem ist. Die Teams haben sehr viel Macht - vielleicht mehr als FIA. Ich finde, die FIA sollte das wichtigste Entscheidungsorgan sein. Aber so funktioniert die Formel 1 nun mal." Ob der Halo seinen Unfall von 2009 hätte verhindern können, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden. Denn dass eine kleine Metallfeder an der Konstruktion vorbeifliegt und den Fahrer so dennoch ungefiltert trifft, ist nicht auszuschließen.

Williams-Pilot fordert mehr Tests mit Halo

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Großer Preis von Belgien 2012: rosjean mäht über das Auto von Alonso Zoom Download

"Sie war gar nicht so klein. Es war ein Kilo", erinnert sich der 35-Jährige heute. "Ich denke, so etwas würde zuerst den Halo treffen. Natürlich kann es dann immer noch nach ihnen vordringen. Aber dann hat es vielleicht eine andere Flugbahn und tritt den Fahrer nicht so hart", glaubt Massa und ergänzt: "Ein Rad ist wieder ein anderer Fall. Es würde das Halo treffen, aber wahrscheinlich nicht den Kopf." Auch beim Crash zwischen Romain Grosjean und Fernando Alonso in Spa 2012 wäre ein Halo besser gewesen.

Damals kollidierten kurz nach dem Start mehrere Autos, woraufhin Grosjean die Kontrolle über sein Fahrzeug verlor und beim Flug über Alonso nur knapp dessen Helm verfehlte. "Da es von Vorteil gewesen, den Halo zu haben. Schließlich ist er nur knapp an seinem Kopf vorbeigeschrammt", urteilt Massa. Das der Cockpitschutz das Nonplusultra in Sachen Sicherheit, vermag zwar auch er nicht zu sagen: "Ich habe es nie getestet, also kann ich nicht beurteilen, ob es wirklich das Beste ist."

"Aber ich denke, es wäre gut, es am Auto zu haben und es auf verschiedenen Strecken auszuprobieren. Nur so kann man bewerten, ob es an der Sicht etwas ändert oder nicht - wenn nicht, bin ich dafür", fügt der Brasilianer hinzu und kritisiert die bisherigen Tests als unzureichend: "Nur auf einer Installationsrunde damit zu fahren, das funktioniert nicht." Auch das Argument, der Halo-Cockpitschutz sei hässlich, zählt für Massa nicht: "Die Sicherheit geht vor und man wird sich schnell daran gewöhnen."

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