• 17. Juni 2016 · 13:28 Uhr

Ein Drink mit Eddie Irvine: Le Mans ist mir zu gefährlich

Ein Glas La Scolca mit Eddie Irvine: Auf seinem Boot erzählt er, wie er um ein Haar Le Mans gewonnen hätte, und erinnert sich an eine Anekdote mit Roland Ratzenberger

(Motorsport-Total.com) - Mit dem Grand Prix von Europa in Baku (Aserbaidschan) und den 24 Stunden von Le Mans steht im internationalen Motorsport wieder ein Großkampf-Wochenende bevor. Einer, der beides schon gemacht hat, ist Eddie Irvine. Zwischen 1993 und 2003 fuhr er (unter anderem für Ferrari) in der Formel 1, von 1992 bis 1994 nahm er außerdem am Langstrecken-Klassiker an der Sarthe teil. Und sowohl in der Formel 1 (1999 Vizeweltmeister) als auch in Le Mans (1994 Zweiter nach souveräner Führung) schrammte er nur ganz knapp am großen Wurf vorbei.

Grund genug für uns, die aktuelle Ausgabe unserer Kult-Videoserie "Ein Drink mit Eddie Irvine" diesmal ganz ins Zeichen des 24-Stunden-Rennens zu stellen. "Le Mans", sagt Irvine, während er auf seinem Boot entspannt von einem Glas La Scolca nippt, "ist wahrscheinlich mein Lieblingsrennen." Und das, obwohl Le Mans im Jahr 1994, als er gemeinsam mit Jeff Krosnoff und Mauro Martini für SARD fuhr, gnadenlos zu ihm war.

"Wir hätten mit Riesenvorsprung gewinnen müssen", erinnert er sich, aber eineinhalb Stunden vor Schluss trat plötzlich ein Getriebeschaden auf. "Wir hatten das Rennen in der Tasche, nur noch eine Stunde zu fahren. Aber dann löste sich alles in Luft auf, weil sich bei einem Gangwechsel ein Bolzen des Getriebes löste. So schnell kann's gehen!" Es ist nur eines von vielen Dramen, wie sie in Le Mans jedes Jahr passieren (Le Mans 2016 im Live Ticker) verfolgen.

Nicht einmal in Le Mans: Für Irvine gibt's kein Halbgas

Irvine fuhr einen sensationellen letzten Stint, holte noch eine ganze Runde auf, schaffte es aber nicht mehr, an den Siegern (Baldi/Dalmas/Haywood auf Porsche) vorbeizugehen. "Ich habe jede einzelne Sekunde Vollgas gegeben, wie im Qualifying. Die Leute sagen, du musst dein Tempo drosseln, aber das habe ich nie getan", lacht Irvine. "Du hast in Le Mans immer eine Chance. Damals war es noch nicht so professionell wie heute, und du hattest eine größere Chance, mit ein bisschen Glück zu gewinnen."

"Seit die großen Hersteller eingestiegen sind", sagt er, "finde ich Le Mans weniger ursprünglich, weniger pur. Die Hersteller machen es immer kaputt. Sie steigen ein, geben einen Haufen Geld aus, bleiben für drei, vier Jahre, langweilen sich und hauen wieder ab. Ich finde, dass man Herstellern verbieten sollte, Motorsport zu betreiben. Sie sollten Motorsport unterstützen, aber nicht mit eigenen Werksteams."

1994 als Ersatzmann für Roland Ratzenberger in Le Mans

Irvine fuhr Le Mans 1994 übrigens als Ersatzmann für den kurz zuvor tödlich verunglückten Roland Ratzenberger. Der war 1992 auf Toyota noch sein Teamkollege gewesen. In jenem Jahr erlebten die beiden auch eine Geschichte, über die sie sich ein Jahr später bei einem Treffen in Tokio kaputtlachten. Aber um die Story zu hören, müssen Sie sich schon das Video auf unserem Internetportal, auf Facebook oder auf YouTube anschauen.

Foto zur News: Ein Drink mit Eddie Irvine: Le Mans ist mir zu gefährlich

1994 war Eddie Irvine am Ende der schnellste Mann in Le Mans Zoom Download

1994 war Irvine für lange Zeit einer der letzten Fahrer, der einen Formel-1-Rennvertrag hatte und trotzdem nach Le Mans kam. Jahrelang kollidierte das Rennen mit dem Grand Prix von Kanada; dieses Jahr mit dem Grand Prix von Europa. 2015 hatte noch Nico Hülkenberg auf Porsche gewonnen - völlig überraschend gleich bei seinem ersten Antreten (gemeinsam mit Earl Bamber und Nick Tandy auf Porsche).

"Die Formel 1 ist heutzutage zu wichtig geworden. Die Topfahrer verdienen so viel Geld, dass sie nicht riskieren wollen, noch ein anderes Rennen zu fahren", erklärt Irvine. "Le Mans ist ein riskantes Rennen, denn die Strecke ist gefährlich und die Unterschiede im Können der einzelnen Fahrer sind sehr groß. Einem, der die Formel 1 ernst nimmt, würde ich nicht empfehlen, Le Mans zu fahren, denn das ist ein Risiko, das sich heutzutage nicht lohnt."

Comeback in Le Mans: Lust ja, Verstand sagt nein

Weshalb er sich Le Mans auch selbst nicht mehr antun würde, obwohl Tom Kristensen 2013 bewiesen hat, dass man auch mit 45 noch gewinnen kann. Irvine ist heute gerade mal um fünf Jahre älter. "Ich würde gern wieder dort fahren, aber es ist einfach zu gefährlich", sagt er. "Das Können der Fahrer streut zu sehr. Es gibt wirklich gute Jungs dort, die sehr schnelle Autos fahren, und es gibt wirklich schlechte Jungs, die wirklich schlechte Autos fahren. Die Geschwindigkeitsunterschiede sind enorm."

"Dieses Risiko will ich nicht mehr eingehen. Ich weiß genau: Wenn ich einsteige, gebe ich 100 Prozent, aber das wäre in meiner Position nicht fair", sagt Irvine und erklärt: "Ich trage Verantwortung für die vielen Menschen, die für mich arbeiten. Ich hatte eine fantastische Karriere, aber es ist Zeit, nach vorne zu schauen und mich auf meine Geschäfte zu konzentrieren. Es würde Spaß machen, aber ich würde es sehr, sehr ernst nehmen - und das wäre nicht gut."

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