• 17. Mai 2016 · 18:08 Uhr

Williams denkt an '17: Updates bis Ungarn, Angst vor Red Bull

Weil Williams den Anschluss an Red Bull zu verlieren droht, könnte dieses Jahr die ideale Gelegenheit sein, sich frühzeitig auf das 2017er-Auto zu konzentrieren

(Motorsport-Total.com) - Das Williams-Team hat in Barcelona einen ernüchternden Grand Prix erlebt. "Dass Barcelona und Monaco für uns die schwierigsten Strecken sind, wussten wir schon vorher", sagt Valtteri Bottas zwar. Aber wenn man die harten Tatsachen dann am eigenen Leib vorgeführt bekommt, tut's trotzdem weh.

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Valtteri Bottas konnte Daniel Ricciardo in der letzten Runde nicht hinter sich halten Zoom Download

So zum Beispiel in der vorletzten Runde am Sonntag. Bottas lag an fünfter Stelle - und konnte nicht einmal von Daniel Ricciardos Reifenschaden profitieren. Ricciardo hatte nach 64 von 66 Runden 38,7 Sekunden Vorsprung auf Bottas. Er rollte dann in gemäßigtem Tempo an die Box, ließ die Reifen wechseln und kam auf gleicher Höhe mit dem Williams auf die Strecke. Das Live-Timing führte Bottas kurzzeitig sogar als Vierten. Aber schon in der ersten Kurve war das Thema erledigt.

"Wir dachten, dass Ferrari das zweitschnellste Team sein würde und dass wir dann knapp hinter Red Bull kommen würden", sagt Bottas. "Das ist merkwürdig, denn in Russland waren wir noch stärker als sie. Aber es ist so stark streckenabhängig." Williams war im Qualifying in Barcelona um fast eine Sekunde langsamer als Ricciardo, verlor die Zeit gleich verteilt auf alle drei Sektoren. "Auf Strecken wie dieser fehlt uns die Kurvengeschwindigkeit", seufzt er.

Mercedes-Power kaschiert Williams-Schwächen

Dabei ist das Qualifying noch nicht einmal die größte Williams-Baustelle. Renntempo und Reifenabbau, so Bottas, bremsen den FW38 am meisten. "Das kommt zu einem großen Teil daher, dass uns Anpressdruck fehlt. Wir rutschen in den schnellen Kurven mehr als unsere direkten Gegner", erklärt er. Oder, brutaler ausgedrückt: Das Williams-Chassis ist kein Geniestreich, der Mercedes-Antrieb kaschiert aber viele Schwächen.

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Nach hinten hat Williams Vorsprung auf Force India - zumindest noch... Zoom Download

"Unsere Fortschritte waren einfach zu klein", stellt Bottas fest. "Mercedes und Ferrari sind einen großen Schritt vor uns. Es wird schwierig, die noch einzuholen. Sie verbessern sich ja auch ständig und kämpfen in der Meisterschaft gegeneinander. Wir strengen uns an, aber es wird sehr schwierig. Ein realistischeres Ziel für uns wäre in dieser Saison Platz drei in der Konstrukteurs-WM." Und da heißt der Hauptgegner Red Bull.

Der Punktestand von 65:94 aus Williams-Sicht ist freundlicher als die Differenz auf der Stoppuhr. "Abgesehen von Russland waren die in jedem Rennen besser als wir", findet Felipe Massa. Er glaube zwar nicht, "dass ihr Chassis besser ist als das von Mercedes. Alle sagen ja, dass der Motor in Monaco keine Rolle spielt, aber Mercedes ist dort trotzdem am schnellsten. Aber der Red Bull ist auch sehr, sehr gut."

Red Bull mit Renault-Update für Williams unschlagbar?

Und soll für Monaco, spätestens aber für Kanada 35 PS zusätzlich bekommen. Das entspricht laut Helmut Marko auf manchen Strecken bis zu einer halben Sekunde; im Kurvengeschlängel von Monaco werden es wohl eher 0,2 sein. Technikchef Pat Symonds hat Red Bull nicht erst seit dem Sieg in Barcelona auf dem Zettel: "Ich habe schon in China gesagt, dass man sich ihre Performance in langsamen Kurven genau anschauen sollte. Die war nämlich atemberaubend!"


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"Durch die Haarnadel und die letzte Kurve waren sie schneller als Mercedes", sagt er. Im langsamen letzten Streckenabschnitt in Barcelona waren Max Verstappen und Ricciardo sogar so schnell, dass ihnen die Ferraris bis zum Ende der folgenden Start- und Zielgerade nie gefährlich werden konnten, obwohl diese auf die gesamte Runde gesehen deutlich schneller waren. Daher: "Red Bull wird mit dem Update ein wirklich sehr starker Gegner sein."

Symonds: Auch Ferrari sollte Red Bull fürchten

"Sie haben aber ihre Aufs und Abs", erklärt Symonds. "In Russland waren sie nicht mehr so schnell wie in China. Vergessen wir mal den Faktor Motorleistung, aber selbst im dritten Sektor waren sie dort nicht so konkurrenzfähig." Trotzdem: "Ich glaube, da müssen uns nicht nur wir Sorgen machen, sondern Ferrari auch!" Speziell in Monaco. "Aber dann", wirft Bottas ein, "kommen Baku und Kanada. Das müsste uns besser liegen."

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Pat Symonds glaubt, dass nicht nur Williams wegen Red Bull besorgt ist Zoom Download

Auch Massa glaubt, dass Williams wegen des großen Rückstands am vergangenen Wochenende zwar gewarnt sein sollte, aber nicht in Panik verfallen muss: "Barcelona ist eine sehr gute Strecke für Red Bull. Und Monaco wird ihnen vielleicht am besten liegen. Aber das ist keine Überraschung. Wir wissen, dass Red Bull dieses Jahr viel stärker ist. Russland war nicht ihre beste Strecke, aber es gibt viele Strecken, die ihnen besser liegen. Nicht nur Monaco."

Mit dem Renault-Update könnte Red Bull Williams sogar enteilen: "Wir wissen, wie gut ihr Auto ist. Wenn sie einen besseren Motor bekommen, werden sie viel weiter vorne sein", befürchtet Massa. "Wir haben ja gesehen, wie sehr Ferrari durch das Upgrade des Motors von 2014 auf 2015 profitiert hat. Alle haben gesagt, dass sie ein tolles Auto gebaut haben, aber in Wahrheit haben sie in erster Linie den Motor verbessert."

Fokus wechselt früher als sonst auf 2017

Was im Umkehrschluss bedeutet, dass sich Williams momentan im Niemandsland befindet. Mercedes und Ferrari sind schon lange außer Reichweite, Red Bull scheint gerade immer weiter davonzufahren. Von hinten sind Toro Rosso und Co. zumindest Stand heute keine ernstzunehmende Gefahr. Theoretisch ist dieses Jahr also eine gute Gelegenheit, sich frühzeitig auf den Bau des neuen Autos zu konzentrieren.

"Ich denke, dass die neuen Regeln im nächsten Jahr eine Chance sind, die Lücke zu schließen", glaubt Bottas. Der Startknopf für 2017 sei daher "schon gedrückt", bestätigt Symonds: "Wir haben noch einiges für dieses Jahr in der Pipeline, aber die Entwicklung des neuen Autos hat bereits begonnen. Was die Aerodynamik angeht, haben wir bis Ungarn einen Entwicklungsplan, vielleicht ein bisschen darüber hinaus. Länger nicht."

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