• 12. April 2016 · 20:38 Uhr

Romain Grosjean: "Ein Psychologe hat mir geholfen"

Der Haas-Pilot spricht ungewohnt offen über das Geheimnis seines starken Saisonauftakts - erstaunliche Entwicklung vom Crashkid zum Teamleader

(Motorsport-Total.com) - Er ist der Überraschungsmann der bisherigen Rennen der Saison: Romain Grosjean holte als Sechster in Australien und als Fünfter in Bahrain bereits 18 Zähler für das neue Haas-Team. Damit verhalf er der US-amerikanischen Truppe im Alleingang zum historisch besten Debüt in den ersten beiden Rennen eines Formel-1-Neueinsteiger-Teams seit 1973. Vor 43 Jahren gelangen dem ebenfalls amerikanischen Shadow-Team mit Fahrer George Follmer zum Auftakt die Plätze sechs und drei. In der neuen Benotung von 'Motorsport-Total.com' erhielt Grosjean für seine Leistungen bei beiden Rennen jeweils die besten Noten aller Piloten.

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Haas-Star Romain Grosjean ist derzeit einer der gefragtesten Piloten in der Formel 1 Zoom Download

Keine Frage: Der Franzose erfüllt bisher alle Erwartungen, die Besitzer Gene Haas und Teamchef Günther Steiner bei seiner Verpflichtung in ihn gesetzt hatten. Der 29-Jährige ist Nummer-1-Pilot und Teamleader bei Haas und genießt großen Respekt im Fahrerlager. Doch um an diesen Punkt zu kommen, musste er viele Schwierigkeiten meistern und sich selbst einer ehrlichen Prüfung unterziehen. Unumwunden gibt er zu, dass er seine Entwicklung einem Psychologen verdankt, den er auch heute noch regelmäßig aufsucht.

"Ja, ich gehe seit September 2012 zu einem Psychologen", verrät Grosjean bei 'jamesallenonf1.com'. "Das hat mir sehr geholfen, ein besserer Fahrer, ein besserer Vater und ein besserer Mensch zu werden." In den Anfängen seiner Formel-1-Karriere durchlebte er schwere Zeiten - mit einem gefährlichen Tiefpunkt: Beim Belgien-Grand-Prix in Spa 2012 verursachte der damalige Lotus-Fahrer einen folgenschweren Startcrash, in Folge dessen nur durch viel Glück kein Pilot durch die herumfliegenden Autos am Kopf getroffen wurde. Der Franzose wurde im Anschluss für ein Rennen gesperrt, war in Suzuka 2012 aber einmal mehr in eine Startkollision verwickelt.

Aus vernichtender Kritik die richtigen Schlüsse gezogen

Grosjeans Ruf und seine Karriere standen auf dem Spiel, Red-Bull-Star Mark Webber brandmarkte ihn als "Erste-Runde-Verrückten", in den Medien hagelte es vernichtende Kritik. Doch der heutige Haas-Pilot sah ein, dass er niemand anderem als sich selbst die Schuld geben konnte. "Ich war damals sehr schnell. Aber einige Male habe ich in der ersten Kurve die falsche Entscheidung getroffen. Eine Entscheidung, die in zwei oder drei Zehntelsekunden getroffen werden muss. Also musste ich herausfinden, weshalb ich mich so falsch entscheide. Das war die Schlüsselfrage."


Fotostrecke: Startunfall Belgien-Grand-Prix

Gleich am Montag nach dem Spa-Grand-Prix entschied sich Grosjean, auf die Hilfe eines Psychologen zu vertrauen. "Es war unglaublich interessant, diesen Prozess zu durchleben. Das war eine harte Zeit, aber ich habe viel gelernt und es hat mir geholfen, dahin zu kommen, wo ich heute bin", gibt er freimütig zu. "Wir haben Ingenieure, die das Auto optimieren, und wir haben Trainer, die unsere körperliche Leistungsfähigkeit verbessern. Wieso sollte man also keinen Psychologen zu Rate ziehen, um das Gehirn zu verbessern und herauszufinden, wie es funktioniert", stellt der Vater zweier Kinder die Frage.

Führt Grosjeans Weg sogar noch zu Ferrari?

Nach 85 Grands Prix, die er bislang fuhr (Alle Infos zu Romain Grosjean), wartet der Franzose zwar noch immer auf seinen ersten Sieg, genießt aber den Ruf als zuverlässiger, intelligenter und schneller Pilot, der noch lange nicht am Ende seines anfänglich so steinigen Wegs in der Formel 1 steht. Viele Experten trauen ihm sogar zu, bei Haas zu einem künftigen Ferrari-Piloten zu reifen. Schließlich besteht zwischen den US-Neulingen und dem italienischen Traditionsrennstall eine enge Verbindung: Haas wird von Ferrari-Power angetrieben und nutzt unter anderem den Windkanal der Roten.

Der Wechsel von Lotus zum Neueinsteiger-Team brachte Grosjean definitiv näher an Ferrari heran, auch wenn er noch abwiegelt: "Es ist zu früh, um über Ferrari nachzudenken. Ich bin jetzt bei Haas, einem völlig neuen Projekt, das prima funktioniert. Meine Konzentration richtet sich darauf, es hier so erfolgreich wie möglich zu gestalten." Einen Plan für die weitere Karriere verrät der 29-Jährige dann aber doch noch: "Ich will eines Tages die 24 Stunden von Le Mans gewinnen." 2010, als er kein Formel-1-Team fand, ging er dort bereits einmal in einem Ford GT des schweizerischen Matech-Competition-Teams an den Start, schied aber vorzeitig aus. "Hoffentlich kann ich eines Tages nach meiner Formel-1-Zeit dorthin zurückkehren", so der Franzose abschließend.

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