• 04. März 2016 · 15:53 Uhr

Starke Worte von Vettel über Halo & Co.: Formel 1 nicht kaputt

Ferrari-Star Sebastian Vettel erklärt, warum er das Halo-System trotz optischer Einwände befürwortet, warum die Formel 1 nicht kaputt ist und was er ändern würde

(Motorsport-Total.com) - Sebastian Vettel war der zweite Formel-1-Pilot nach seinem Teamkollegen Kimi Räikkönen am Donnerstag, der das neue Sicherheitssystem Halo austesten durfte. Der Deutsche fuhr am Freitag, dem letzten Testtag vor dem Saisonauftakt, in Barcelona mit dem Gestell. Allerdings war dies nur eine Attrappe aus Kohlefaser, um die Sicht zu testen. (Test im Live-Ticker verfolgen!) Diese wurde von Räikkönen und Vettel grundsätzlich positiv bewertet.

Foto zur News: Starke Worte von Vettel über Halo #AND# Co.: Formel 1 nicht kaputt

Der Heiligenschein im Test: Vettel fuhr am Freitag mit dem Halo-System Zoom Download

"Man sieht, was man sehen muss", schildert der Heppenheimer am Freitag. "Ich denke, dass wir das System in Sachen Statik und Sicht noch verbessern können, aber im Simulator habe ich es auch schon getestet, und ich denke, dass wir schon bald eine verbesserte Version sehen werden." Grundsätzlich stimme er den kritischen Stimmen rund um Lewis Hamilton - der Brite bezeichnete das System als "hässlichste Modeerscheinung in der Formel-1-Geschichte" - zu, "dass es nicht besonders schön aussieht. Es ist nicht das Bild von der Formel 1, an das man sich seit vielen Jahren gewöhnt hat."

Sollte das Halo-System allerdings helfen, die Sicherheit im Sport zu verbessern und schließlich auch Leben retten, dann "gäbe es mit Henry Surtees und Justin Wilson zwei Fahrer aus den vergangenen vier Jahren, die immer noch unter uns wären, wenn sie dieses System gehabt hätten", erklärt der Ferrari-Pilot seinen Standpunkt.

Der Sohn von Formel-1-Weltmeister John Surtees wurde 2009 bei einem Rennen der Formel 2 in Brands Hatch von einem herumfliegenden Rad tödlich am Kopf getroffen. IndyCar-Pilot Justin Wilson erlag seinen Kopfverletzungen nach einem Unfall auf dem Pocono Raceway 2015, bei dem ihn ein Teil der Frontpartie eines anderen Wagens am Kopf getroffen hatte.

Halo-System in der IndyCar-Serie?

Auch Renault-Pilot Jolyon Palmer bringt die IndyCar-Serie mit dem Halo-System in Verbindung: "Natürlich ist es ein Fortschritt im Bereich Sicherheit, aber ich denke, in der IndyCar wäre es relevanter, da man dort wirklich hohe Geschwindigkeiten hat und keine Auslaufzonen."

"Wenn also jemand in die Mauer einschlägt, gibt es keinen Platz für all die Trümmerteile außer die Strecke. Daher gibt es dort eine größere Wahrscheinlichkeit, dass man getroffen wird und da wäre das Halo auch effektiver. Auf den Strecken, auf denen wir fahren, gibt es riesige Auslaufzonen, da kommen die Trümmerteile nicht auf die Strecke zurück", erklärt der Rookie. Insgesamt sei er ein Fan von offenen Cockpits, das Halo-Gestell würde den Fahrer zu sehr verdecken, merkt der Sohn von Ex-Formel-1-Pilot Jonathan Palmer an.

Vettel lässt keine Zweifel an seiner Meinung und fasst zusammen: "Es ist ganz egal, wie hässlich es ist: Nichts rechtfertigt, dass diese beiden Jungs nicht mehr bei uns sind. Auch wenn ich im Hinblick auf die Ästhetik kein Fan davon bin, denke ich trotzdem, dass es in Zukunft unabdingbar ist."


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In den vergangenen Tagen wurde von einigen starken Charakteren im Fahrerlager Kritik an dem Produkt Formel 1 geübt. Fernando Alonso kritisierte das Hickhack rund um das neue Qualifying-Format und gab zu Protokoll, dass er traurig sei. Außerdem wünscht sich der Doppelweltmeister einfachere Regeln und erzählt, dass es ihn nicht wundert, wenn seine Freunde in Spanien die Fernseher wieder ausschalten, weil sie den Sport nicht mehr verstehen. (Hier die Aussagen von Fernando Alonso im Wortlaut!)

Und auch Lewis Hamilton äußerte sich abermals kritisch. Nachdem er gegenüber Journalisten zuerst jegliche Aussage über das Halo-System verweigerte und nur mit einer Geste - er schlug die Hände über dem Kopf zusammen - antwortete, zog er auf Instagram über die Sicherheitsmaßnahme her. Und überhaupt sei die Formel 1 derzeit "kaputt" und "ohne Richtung". (Hier zur Hamilton-Kritik!)


Vettel: Die Show ist in Ordnung

Sebastian Vettel wurde von Journalisten in Barcelona ebenfalls gefragt, wie er den Status quo der Königsklasse bezeichnen würde. Der viermalige Weltmeister, der die Formel 1 und die Dominanz von Mercedes zuletzt zur Sprache gebracht hat, ist mit seinen Kollegen nicht einer Meinung: "Ich denke nicht, dass die Formel 1 kaputt ist. In Sachen Show ist in der Formel 1 alles in Ordnung."

Und trotzdem läuft auch nach Meinung des 28-Jährigen nicht alles nach Plan: "Im Hintergrund kann man angesichts der jüngsten Entscheidung aber durchaus sagen, dass eine klare Führung fehlt. Ich denke, dass es etwas chaotisch ist, wenn man einige Wochen vor der neuen Saison damit anfängt, einige Regeln wie das Qualifying neu zu erfinden."


Test in Barcelona - Freitag

Er betont, dass er kein Fan des neuen Qualifying-Formats, das am Freitag vom Motorsport-Weltrat bestätigt wurde, ist. "Ich denke, dass ich für alle Fahrer spreche, wenn ich sage, dass wir nicht verstehen, was mit dem alten Qualifying nicht stimmt." Vettel war auch bei dem Fahrer-Meeting mit FIA-Rennleiter Charlie Whiting am Mittwoch in Barcelona anwesend.

Erneut Kritik an Quali-Format: "Schnellster muss vorne stehen"

Der Deutsche, der 2016 seine zweite Saison mit Ferrari bestreitet, betont mit Nachdruck, warum er das "Reise-nach-Jerusalem"-Prinzip nicht gutheißt: "Ich denke, dass es wichtig ist, dass der Sport ein Sport bleibt. Ich verstehe, dass einige Leute begeistert sind, wenn man den Zufall als Element hineinbringt. Aber es ist wichtig, dass am Ende auch der schnellste Fahrer und das schnellste Team vorne stehen."

Das sei schließlich schon immer die DNS der Formel 1 und des gesamten Motorsports gewesen. "Wenn man das so extrem verändern möchte, dann ist das meiner Meinung nach der falsche Weg. Es führt zu Chaos und zu Kritik der Fahrer und der Fans."


Fotos: Sebastian Vettel, Test in Barcelona


Und er holt noch weiter aus: "Ich denke, es hat keinen Sinn. Meiner Meinung nach hat mit dem alten Format alles gestimmt." Diese Meinung teilt er mit seinen Fahrerkollegen, die einstimmig erklärt haben, dass sie das neue System ablehnen. "Man hatte einen gewissen Zufallsfaktor drin. Hier und da hat es den ein oder anderen kalt erwischt - beispielsweise uns in Abu Dhabi. Das war unser Fehler und ruck zuck steht man dann auf Platz 16 anstatt da, wo man normal hingehört."

Auch das Argument, es würde während des Zeittrainings zu wenig gefahren werden, lässt Vettel nicht gelten: "Ich glaube, es sind oft genug Autos auf der Strecke." Jeder auf der Tribüne oder am Fernseher sehe seinen Fahrer - mal öfter, mal weniger. "Ich glaube, dass das mit dem neuen Format nicht besser wird, im Gegenteil. Es gibt sehr viele Dinge, die noch offen sind. An vieles wird man sich gewöhnen, aber ich glaube nicht, dass uns Fahrern und den Zuschauern damit geholfen ist, und dass die Show besser wird." Sein Fazit: "Ich glaube, die Formel 1 ist aufgrund ihres Reglements komplex genug und für den Zuschauer schwer zu verstehen. Damit macht man es nur noch schwerer."

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