Red Bull: Lieber "überregulierte" WM-Titel als Party-Truppe
Nach Ansicht von Helmut Marko ist die aktuelle Formel 1 zu überreguliert, um den Teams Möglichkeiten zu geben, sich abseits der Strecke zu profilieren
(Motorsport-Total.com) - Formel-1-Engagement und Party-Wochenende: Das sind zwei Dinge, die noch in den 1970er-Jahren und bei James Hunt funktionierten. Längst hat sich die Königsklasse des Motorsports zu einem Milliarden-Business gewandelt, bei dem es um Hundertstelsekunden und gnadenlose Akribie geht. Als Red Bull 2005 den Jaguar-Rennstall übernahm, versuchte die Truppe, der Formel 1 einen anderen Spirit zu geben. Partys sollten genauso Bestandteil des Hauses sein wie erfolgreiche Rennen und Zeitenjagd. Beim Grand Prix von Monaco 2006 versuchte man dies z.B. über eine spezielle Superman-Lackierung zum Ausdruck zu bringen.
Doch das Ende vom Lied ist bekannt: Bis 2010 avancierte Red Bull zum Weltmeisterteam in Konstrukteurs- und Fahrerwertung und gab genauso wie Weltmeister Sebastian Vettel die Spitze bis einschließlich 2013 nicht mehr ab. Für den Erfolg wurde jedoch die hauseigene Spaßmeile weitgehend aus dem Paddock verbannt. "An einem Rennwochenende folgt ein technisches Meeting auf das andere, manchmal geht das bis Mitternacht. Das technische Regelwerk zwingt einen in diese Richtung. Wie kann man da also noch eine Party feiern?", erklärt Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko gegenüber 'formula1.com', was den Energy-Drink-Hersteller dazu bewegte, sich auf das Geschehen auf der Strecke zu konzentrieren.
Dass Feiern keinen Platz habe, läge unter anderem daran, dass die Formel 1 überreguliert sei. Das habe auch Auswirkungen auf das pure Racing, das in der Form nicht mehr möglich sei. Die Schuldigen? "Zu viele Komitees und zu viele Leute, die etwas zu sagen haben. Lasst sie Rennen fahren und schafft die Strategiegruppe ab, da sich die Teams bei nichts einig werden. Gebt die Zuständigkeit zurück an die FOM und die FIA."
Fotostrecke: Legendäre Formel-1-Teams a. D.
Nummer 12: Der italienische Pasta-Millionär Franco Ambrosio sowie die ehemaligen Shadow-Techniker Alan Rees, Jackie Oliver, Dave Wass und Tony Southgate (die Initialen ihrer Nachnamen bilden den Teamnamen) gründen 1977 den Rennstall Arrows. Bereits beim dritten Rennen, in Long Beach 1978, sammelt Riccardo Patrese den ersten WM-Punkt. Zwischen 1991 und 1996 heißt das Team, das zwischenzeitlich mit Porsche-Motoren fährt, wegen des Engagements des japanischen Geschäftsmannes Wataru Ohashi Footwork. Fotostrecke
Mit dieser Forderung steht Marko nicht alleine da. Auch Gerhard Berger, Flavio Briatore und Force-India-Teamchef Vijay Mallya äußerten zuletzt ähnliche Ansichten. "Leider wurde im Moment nichts von dem erreicht, was nötig gewesen wäre, um die Show zu verbessern, aber das ist logisch, wenn man fünf oder sechs Teams hat, bei denen jeder nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist", umreißt der 72-Jährige aus seiner Sicht das Dilemma der Strategiegruppe.