• 15. März 2015 · 15:04 Uhr

Renault plant Werksteam: Vier Übernahmekandidaten besucht

'Motorsport-Total.com' weiß: Sauber, Force India, Lotus und Toro Rosso hatten Besuch - Renault dementiert Überlegungen nicht, spricht aber auch von Ausstieg

(Motorsport-Total.com) - Die Ära der Herstellerteams rund um Autokonzerne ist vorbei, seit BMW, Honda, Toyota, Jaguar und viele andere die Schotten dichtgemacht haben? Pustekuchen! Offenbar hat die Formel 1 in den Vorstandsetagen nicht viel von ihrem Reiz eingebüßt. Wie 'Motorsport-Total.com' erfuhr, erwägt Renault es, zum dritten Mal werksseitig mit einer Mannschaft in die Königsklasse einzusteigen. Die Franzosen wollen offenbar ein Team kaufen und ziehen vier Optionen in Betracht: Sauber, Force India, Lotus und Toro Rosso.

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Renault: Sind die Franzosen bald wieder mehr als nur Zulieferer? Zoom Download

Cyril Abitebouls Dementi fällt angesichts chronischer Misserfolge in der neuen Turbo-Hybridära verhalten aus: "Wir sind nicht glücklich mit dem, wie wir uns präsentieren. Deshalb sehen wir uns alle Optionen an, von mehr Formel 1 bis hin zu weniger Formel 1", erklärt der Geschäftsführer der Renault-Abteilung, die sich vorrangig mit der Königsklasse beschäftigt. Auch wenn er es nicht einräumen will: Er war wohl Teil einer Delegation, die sich vor Ort in den Fabriken der genannten Teams umgesehen hat.

Die Besuche an sich bestätigt Abiteboul hingegen halbherzig. "Wir haben jetzt weniger Kunden", spielt er auf den Absprung Lotus' und das Aus für Caterham an. "Wenn diese Zahl sinkt, ist es normal, sich anzusehen, wie man sie wieder erhöhen kann. Da gibt es nichts Negatives. Dazu muss man verstehen, wer die Teams sind und wie sie arbeiten. Da gibt es keinen besseren Weg, als direkten Zugang zu haben und sie zu besuchen." Ausnahme ist Kunde Toro Rosso, den Renault in Faenza häufig aufsucht.

Teams bestätigen Gespräche mit Renault

Von Kaufabsicht will Abiteboul nicht sprechen, die Sache nicht kommentieren. Wie 'Motorsport-Total.com' ebenfalls weiß: Vor einem knappen Monat gab es ein Treffen mit Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn. Auf den Termin in der Fabrik in Hinwil angesprochen blockt die Österreicherin ab: "Es gibt über den Besuch nicht viel zu sagen." Bezüglich einer Übernahme ist ihr nichts zu entlocken. Kaltenborn verweist darauf, dass der Kontakt zwischen den Unternehmen schon zu einem früheren Zeitpunkt bestand.

Gänzlich abgeneigt scheint das klamme Sauber-Team aber nicht. Als BMW bei den Schweizern einst das Sagen hatte, feierten sie Erfolge, auch wenn das dicke Ende später kam. "Es ist nichts Schlimmes dabei, Herstellerteam zu sein", so Kaltenborn. Sie zählt eine Reihe von Vorteilen auf: "Sie sind technischer Natur, weil es mehr Zugang zu Infrastruktur, Know-how und Erfahrung gibt. Auf der anderen Seite steht finanzielle Absicherung: Es gibt Zugriff auf ganz verschiedene Budgets. Das muss nicht enorm viel mehr Geld sein, weil sich mit kleinen Summen vernünftige Dinge anstellen lassen."

Das Marketing ist ein Beispiel. Ein Aspekt, der auch Force India neue Möglichkeiten eröffnen würde. "Ich glaube, dass sie mit mehren Teams Gespräche führen", sagt Co-Teamchef Robert Fernley auf Nachfrage von 'Motorsport-Total.com'. Renault klopfte in Silverstone ebenfalls an die Tür. "Es ist noch ein langer Weg, aber Vijay (Teamboss Mallya; Anm. d. Red.) spricht mit ihnen - genau wie andere auch", räumt er offen und ehrlich ein. Es könne jedoch ein paar Monate dauern, bis es Konkretes gäbe.

Welche Rolle spielt Ex-Teamchef Bob Bell?

Mallya selbst kann sich bei seinem Dementi ein Lachen nicht verkneifen: "Davon höre ich zum ersten Mal. Ich habe mit niemandem gesprochen, auch nicht am Telefon", erklärt der exzentrische Inder bezüglich Renault. "Keine Ahnung, was sie wollen. Ich lasse meine Angestellten mein Team bestimmt nicht hinter meinem Rücken verkaufen." Fernley denkt darüber nach, was es bedeuten würde, Werksteam zu werden: "Es bräuchte eine Erweiterung, die nicht allzu groß wäre. Wir haben die Aerodynamik-Abteilung bereits umstrukturiert", erklärt er mit Blick auf den Umzug in Toyotas Windkanal in Köln.

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Bob Bell könnte einer der führenden Köpfe hinter dem Projekt sein Zoom Download

Von einem Lotus-Insider, der namentlich nicht genannt werden will, heißt es ebenfalls, dass Renault zu Besuch gewesen sei. Dabei ist von Abiteboul die Rede, aber auch von Bob Bell. Der Brite war bis 2013 Technikdirektor bei Mercedes, zuvor aber acht Jahre lang für die Franzosen in der Formel 1 tätig und nach der Entlassung Flavio Briatores sogar Teamchef. Ist Bell derjenige, der das neue Werksprojekt hauptverantwortlich stemmen soll? "Ich streite das nicht ab", sagt Abiteboul über eine Zusammenarbeit, ohne auf die Details einzugehen. "Er ist seit vielen Jahren mit Renault verbunden und hilft uns."

Trotzdem: Abiteboul bleibt bezüglich einer Teamübernahme schmallippig. "Wir sehen uns an, wie wir unsere Stellung auf dem Markt ausbauen und unseren Gewinn vergrößern können", wählt er allgemeine und unverbindliche Floskeln. Ein Werksprojekt sei dabei ein möglicher Weg, aber nicht der einzige: "Der andere ist, alle Kosten zu eliminieren, indem wir mit allem aufhören, was wir in der Formel 1 machen." Der Vertrag mit Red Bull läuft noch bis Ende 2016, danach ließe sich der Stecker ziehen.

Das ist aber unwahrscheinlich, obwohl die Gesamtbetrachtung des Sports mit seinen rückläufigen Zuschauerzahlen und TV-Quoten Argumente liefert. Zu wichtig sind für Renault die Märkte Indien und China, in denen die Formel 1 durchaus Strahlkraft besitzt. "Ich will, dass wir einen Weg finden, weiterzumachen", hofft Abiteboul. Mit einem Werksteam? Von 1977 bis 1985 sowie von 2002 bis 2010 war Renault bereits in dieser Form präsent und holte zwei Fahrer-WM-Titel mit Fernando Alonso und zwei Kronen bei den Konstrukteuren.

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