• 25. Mai 2014 · 15:35 Uhr

Nicht mehr als eine Glaubensfrage: Fehler oder Absicht?

Genau sagen kann es keiner, doch eine Meinung bilden kann jeder: Die Szene von Nico Rosberg ist eine Glaubensfrage - Wurz freut sich schon auf einen neuen Sterne-Krieg

(Motorsport-Total.com) - Es ist eine Glaubensfrage: Wohl niemand außer Nico Rosberg selbst kann sagen, ob sein Fehler im Qualifying Absicht war oder nicht. Genau wie bei den großen Weltreligionen liegt es somit nun an den Köpfen der Leuten, welcher Darstellung sie glauben möchten. Selbst die Rennkommissare konnten nicht mit Sicherheit sagen, wie die Szene zu bewerten ist. Doch Ex-Pilot Derek Warwick glaubt, dass man trotzdem richtig entschieden hat, Rosberg die Pole behalten zu lassen.

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Nico Rosberg im Visier: Hat er oder hat er nicht, das ist hier die Frage Zoom Download

"Wir haben uns all die Daten der FIA und von Mercedes angeschaut. Wir haben ganz sicher richtig entschieden", betont er bei 'Sky Sports F1'. Die Worte der Stewards gelten somit erst einmal als Richtlinie, an die sich gehalten werden muss - doch ob man diese Meinung auch unterstützt, ist eine andere Frage. Experte Marc Surer vertraut jedenfalls der Expertise der Kommissare.

"Die Stewards haben gesagt: 'Wir haben die Telemetriedaten mit der Runde vorher verglichen. Er hat ein bisschen später gebremst. Es sieht nach einem Fahrfehler aus.' Und wenn man nichts beweisen kann, dann muss man ihn freisprechen", urteilt der Schweizer. Doch auch er findet die Sache seltsam: "Natürlich fragt man sich: Wenn er das ganze Wochenende keine Fehler macht, warum macht er es dann ausgerechnet in dieser Runde? Aber ich würde sagen, man kann ihm nichts unterstellen."

Auch Alexander Wurz kennt die Aufgaben und Möglichkeiten der Kommissare aus eigener Erfahrung gut. Auch er vertraut erst einmal auf die Entscheidung: "Die Stewards haben Zugriff auf alle Daten: Bremsdruck, Bremspunkt und ob die einzelnen Räder anfangen zu blockieren. Das hätte ich nachgeschaut, um wirklich zu sehen, ob der Nico beim Bremsen am Limit war", erzählt er bei 'Sky'. "Dann kommt es drauf an, in welche Details die Stewards hineingehen. Grundsätzlich ist das eine schwierige und prekäre Situation."

Es bleiben Zweifel

Die Meinung der Stewards teilt öffentlich nur Lewis Hamilton nicht. Auch wenn er keine direkte Aussage dazu tätigt, spricht sein Verhalten, dass er beispielsweise Rosbergs Entschuldigung nicht angenommen haben soll, eine klare Sprache. Doch im Fahrerlager scheint der Brite die Meinung fast exklusiv zu haben. Dennoch gibt es auch Stimmen, die die Reaktion Hamiltons verstehen können. "Was Nico getan hat, lässt Platz für Verschwörungstheorien. Es sieht schon sehr unbeholfen aus", sagt Ex-Pilot Martin Brundle bei 'Sky Sports F1'.

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Lewis Hamilton und Nico Rosberg haben gerade einen kleinen Familienzwist Zoom Download

Der Brite schlägt sich selbst aber nicht auf die Seite seines Landsmanns. "Er bremst drei Autolängen zu spät, aber ich glaube immer noch nicht, dass er es mit Absicht gemacht hat - und will es nicht glauben." Auch Alexander Wurz kann die Verschwörungstheoretiker verstehen - einfach aus geschichtlichem Hintergrund. "Natürlich denkt man sofort: mit Absicht. Wir hatten die Situation schon 2006, deswegen hat es einen komischen Beigeschmack", spielt er darauf an, dass Schumachers Parkmanöver seinerzeit nicht zu Rosbergs Glaubwürdigkeit beiträgt.

Doch auch der Österreicher kann einen Fehler an dieser Stelle nachvollziehen. "An dieser Stelle ist das Auto unruhig, da haben sich schon sehr viele Fahrer vertan." Doch er betont: "Ich tue mich schwer, das ohne die Daten zu beurteilen." Also kann auch der Österreicher nur aus seinem eigenen Glauben entscheiden - wie alle anderen im Fahrerlager und vor den Bildschirmen auch.

Neuer Krieg droht

Und während es in der Religionswelt schon gerne einmal zu Glaubenskriegen kommen kann, könnte der Formel 1 ein ähnlicher auch ins Haus stehen: Lewis Hamilton und Nico Rosberg könnten für einen neuen "Krieg der Sterne" sorgen. "Es gibt keinen Weg daraus. Es wird einen Bruch geben", fürchtet Ex-Weltmeister Damon Hill. "Ich kann nicht sehen, dass Lewis und Nico darüber hinwegsehen."

"Wir sind auf dem Weg dorthin", stimmt Wurz zu. "Alles, was hier passiert, ist eine neue Sprache. Das ist die Sprache zwischen Lewis und Nico. Das haben wir bei Senna und Prost gesehen. Das ist die Art des Krieges unter Sportlern. Die Zuschauer sollen sich ein eigenes Bild machen, wer angefangen hat." Doch der Österreicher fände sowas sehr interessant: "Das wird sich hochsteigern, und das ist gut für uns Zuschauer", grinst er.

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Mit Fernando Alonso war sich der Brite auch lange Zeit nicht grün Zoom Download

Und auch gut für die Konkurrenz? "Ich habe solche Zwistigkeiten selbst in den vergangenen Jahren in gewisser Form erlebt", sagt Sebastian Vettel. "Ob sich das auf die Rennen auswirkt, hängt davon ab, wie das Team es intern in den Griff bekommt. Die Jungs wissen aber, dass sie ein starkes Paket haben und möglichst viele Punkte holen müssen. Wenn es bei denen also irgendwelche Auswirkungen hat, dann kann es gut für uns sein. Ich werde sie unter Druck setzen."

Schon 2007 kam es im McLaren-Team zwischen Lewis Hamilton und Fernando Alonso zu einem dicken Zoff, der dem Team am Ende den Titel kostete - den holte sich Kimi Räikkönen. Bei Mercedes verzichtet man auch 2014 auf einen Bevormundung: "Es sind beides faire Fahrer, deswegen bleibt das in Grenzen. Natürlich werden wir keine Teamorder ausgeben, denn das muss ein fairer Wettbewerb bis zum letzten Rennen sein", verspricht Daimler-Chef Dieter Zetsche. Ob der Wettbewerb fair bleibt, liegt in den Händen der Fahrer...

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