• 03. April 2014 · 20:16 Uhr

Krisentreffen in Bahrain: Ferrari fährt Geschütze auf

Vor dem Krisengipfel von Bernie Ecclestone, Jean Todt und Luca di Montezemolo veröffentlicht Ferrari eine Umfrage: Fans sind unglücklich - Fahrer relativieren

(Motorsport-Total.com) - Am bevorstehenden Bahrain-Wochenende der Formel 1 wollen sich Bernie Ecclestone und Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo mit FIA-Präsident Jean Todt treffen, um weiteren etwaigen Schaden von der Königsklasse abzuwenden. Todt hatte das neue Reglement immer wieder vehement verteidigt, die Auswirkungen der Einführung der neuen V6-Turbomotoren war zuletzt aber immer heftiger kritisiert worden.

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Bernie Ecclestone und Luca di Montezemolo wollen eine bessere Show erreichen Zoom Download

Der Sound der neuen Antriebe sei "scheiße", hatte Weltmeister Sebastian Vettel gesagt und sich damit prompt einen schriftlichen Rüffel von der FIA eingehandelt. Die drastische Aussage des Champions war genau nach dem Geschmack von Ecclestone und Montezemolo, die seit Jahren vor den Auswirkungen gewarnt hatten. Bevor die großen Drei an einen Tisch gehen, hat Ferrari mal eben noch ein Geschütz aufgefahren.

Die Italiener veröffentlichten das Ergebnis einer Fanumfrage. Von den rund 50.000 Teilnehmern an einer Umfrage auf der Ferrari-Internetseite hätten 83 Prozent ihre Enttäuschung über die "neue Formel 1" zum Ausdruck gebracht, heißt es. Als Hauptgrund würde die Tatsache genannt, dass die Formel-1-Piloten in Zeiten von Verbrauchslimitierung nur noch selten Vollgas fahren dürfen, aber auch der neue Sound und die teils verwirrenden Regeln tragen offenbar zum Unmut der Fans bei.

Interessant zu beobachten war laut Ferrari, dass die Stimmung nach dem Malaysia-Grand-Prix spürbar weiter ins Negative umgeschlagen sei. "Die Umfrageteilnehmer aus Italien, Großbritannien, Frankreich und Australien waren in ihren Bekundungen am drastischsten - alles Länder mit einer langen Verbindung zur Formel 1", schreibt Ferrari in einer Mitteilung. Auch von den Fans der großen Märkte USA und Indien sei viel Kritik am neuen Format gekommen.

Alonso sind die Autos zu lahm

"Es ist interessant, wie sich die Formel 1 über die Jahre entwickelt. Ich bin schon viele verschiedene Autos gefahren, aber das aktuelle ist mal so ganz anders", sinniert Fernando Alonso. "Es ist schon noch aufregend, weil letztlich fahren wir immer noch ein Rennen gegeneinander. Es ist nicht ein Problem der fehlenden Action. Es ist aber so, dass die Autos zu langsam sind", stellt der Spanier klar. Alonso nennt ein Beispiel: 2011 sei Vettel in Malaysia eine Runde in 1:34.8 Minuten gefahren, am vergangenen Sonntag sei Sieger Lewis Hamilton mal gerade auf eine beste Rennrunde in 1:43.0 Minuten gekommen.

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Fernando Alonso und Kimi Räikkönen mischen sich nicht wirklich ein Zoom Download

"Das sind neun Sekunden! Und wenn man im Auto sitzt und neun Sekunden langsamer fährt, dann ist das nicht solch ein Spaß wie in einem richtig schnellen Auto", kritisiert Alonso. Allerdings schränkt der Ferrari-Star ein, dass man sogar im Kartsport bei nur 50 km/h viel Spaß haben könne. Voraussetzung: alle Karts sind in etwa gleich schnell. "Solange alle gleichermaßen langsam sind, gibt es wenigstens noch Duelle. Dann macht es schon noch Spaß."

"Für Fahrer wie mich, Kimi oder Jenson, die also schon in einer anderen Art Formel 1 gefahren sind, ist es weder besser noch schlechter, aber wir vermissen die alten Autos etwas", sagt Alonso. Der Spanier möchte, dass die Königsklasse wieder mehr Tempo aufnimmt. Nur so könne man den Status als Königsklasse auf Dauer halten. "Jeder Motorsport hat seine Eigenarten. Manche fahren 400 Runden in einem Oval, andere fahren Rennen über 24 Stunden. Die Rennen sind alle auf ganz eigene Art gut."

Kimi ist mal wieder alles egal

"Gibt man allen mehr Sprit, dann können die schnellen Autos noch schneller fahren und die langsamen fahren etwas weniger langsam", sagt der zweimalige Formel-1-Weltmeister über einen eventuellen Lösungsansatz, der die Formel 1 wieder schneller machen könnte. Spannung erreiche man dadurch nicht. "Wir alle wollen einen besseren Wettbewerb. Lasst uns mal abwarten, ob es an diesem Wochenende vielleicht etwas besser wird."


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"Es spielt keine Rolle, ob ich es mag oder hasse. Das macht keinen Unterschied. Wir machen die Regeln nicht, und wir können nichts ändern, wenn wir es nicht mögen", sagt Teamkollege Kimi Räikkönen in seiner typisch lapidaren Art. "Manchmal kommt man in Bereiche, in die man freiwillig wohl eher nicht gegangen wäre. So ist es aber nun einmal. Wir müssen im Rahmen unserer Möglichkeiten daran arbeiten, dass es sich für uns besser anfühlt."

"Ich will gar nicht in diese Diskussionen um Sound und so weiter einsteigen. Das bringt nichts. Es ist wie es ist", ergänzt der Finne, der sich an die neuen Eigenheiten der Formel 1 offenbar noch nicht ganz gewöhnt hat. "Es ist wie es ist" gilt vielleicht nicht mehr allzu lange. Man darf gespannt sein, ob bei dem Krisentreffen am Bahrain-Wochenende erste Ergebnisse zustande kommen. Über eventuelle Änderungen können allerdings nicht Ecclestone, Montezemolo und Todt allein entscheiden, sondern es müssten die vorgeschriebenen Wege zur Verabschiedung eingehalten werden.

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