• 19. Februar 2014 · 16:00 Uhr

Red Bull strauchelt - Die Konkurrenz wittert Morgenluft

Nach den anhaltenden Problemen von Red Bull bringen sich Mercedes und Ferrari in Stellung und spekulieren auf ein Ende der Dominanz des Weltmeisterteams

(Motorsport-Total.com) - Neue Strecke, gewohntes Bild: Auch zu Beginn des zweiten Vor-Saisontests der Formel 1 in Bahrain setzten sich bei Red Bull die Probleme des ersten Tests in Jerez nahtlos fort. Erst stand der RB10 von Sebastian Vettel stundenlang an der Box, nachdem der Weltmeister dann den Fahrbetrieb aufgenommen hatte, stand das Autos bald wieder - auf der Strecke (Alle Ereignisse des Testtages zum Nachlesen in unserem Live-Ticker). Da sich Vettel nach Ausrollen selbst mit einem Feuerlöscher bewaffnet hinter seinem Auto postierte, deutet alles darauf hin, dass Red Bull die Temperaturprobleme noch nicht in den Griff bekommen hat.

Foto zur News: Red Bull strauchelt - Die Konkurrenz wittert Morgenluft

Sebastian Vettel in voller Fahrt auf der Strecke - auch heute ein seltenes Bild Zoom Download

Während für das Weltmeisterteam damit auch der fünfte von zwölf Testtagen vor dem Saisonstart am 16. März in Melbourne mehr oder weniger verloren ist, wittern die Verfolger von Mercedes und Ferrari Morgenluft. Deren Autos fuhren auch heute in Bahrain Runde um Runde, und angesichts der gleichzeitigen Probleme von Red Bull, sieht Niki Lauda Mercedes vor dem Start in die Saison auf einem guten Weg.

"Zuverlässigkeit wird in den ersten fünf, sechs Rennen das Stichwort sein. Wer am besten vorbereitet ist, wird am weitesten vorne sein", sagt der Aufsichtsrats-Boss des Silberpfeil-Teams im Gespräch mit der Tageszeitung 'Österreich'. Allerdings weiß Lauda auch, dass der Blick auf die Ergebnislisten des Tests bisher reine Kaffeesatz-Leserei ist. "Jerez war ein Motoren-Test, jetzt beginnt die richtige Vorbereitung", so der Österreicher. "Nach der zweiten Woche (in Bahrain, Anm. d. Red.) kann man etwas mehr herauslesen. Bis dahin ist es nicht nur schwierig, sondern sinnlos."

Mercedes-Antriebe bisher an den Spitze

Dennoch zeichnet sich bereits jetzt ab, dass Mercedes mit der neuen Antriebseinheit ein sehr gute Wurf gelungen ist. Denn nicht nur die Silberpfeile, sondern auch die Kundenteams McLaren, Force India und Williams wussten bisher bei den Wintertests zu überzeugen - was man von den Fahrzeugen mit Renault-Antrieb keinesfalls behaupten kann.


Fotos: Testfahrten in Sachir


Allerdings kam die starke Vorstellung der Mercedes-Teams nicht völlig unerwartet. Viele Beobachter hatten im Vorfeld gemutmaßt, dass die Antriebe aus dem Werk im englischen Brixworth zu den Besten des Jahrgangs 2014 zählen würden. "Mich überrascht es jedenfalls nicht, dass Mercedes den besten Motor gebaut hat", sagt Gerhard Berger gegenüber 'SPORT BILD'. Der Österreicher erwartet, dass Mercedes in diesem Jahr der Hauptrivale von Red Bull sein wird.

"Es ist der Kampf der Genies Adrian Newey und Sebastian Vettel gegen die geballte Mercedes-Maschinerie", erwartet Berger. Bei besagtem Newey dürfte analog zu seiner neuesten Schöpfung auch der Kopf rauchen, denn der Technische Direktor und seine Mitarbeiter stehen unter Druck, den RB10 zum Laufen zu bekommen. Dass Red Bull dafür offenbar noch kein Patentrezept hat, zeigte sich heute auch in Bahrain.

Red Bull bekommt die Probleme nicht in den Griff

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Krisengipfel: Bei Red Bull rauchen derzeit auch die Köpfe Zoom Download

Nach dem Ausrollen von Vettel schnitt Red Bull - wie schon beim Test in Jerez - zusätzliche Belüftungs-Öffnungen in die Verkleidung. Provisorisches Handwerk statt hoher Ingenieurskunst - das dürfte sicherlich nicht nach dem Geschmack Neweys sein. Der Star-Designer gibt allerdings zu bedenken, dass die Formel 1 in der Saison 2014 mehr denn je eine Antriebs-Formel ist.

"Wir hängen an der Pipeline von Renault. 2014 entscheiden die Motoren zum großen Teil über Sieg oder Niederlage", so Newey gegenüber 'SPORT BILD'. "In den vergangenen Jahren war eher die Qualität des Chassis der Schlüssel für Erfolg." Doch genau dieser Trumpf der vergangenen Jahre könnte sich nun für Red Bull zum Hemmschuh verwandeln, denn Newey selbst musste unlängst eingestehen, dass die Probleme beim Test in Jerez vor allem von Red Bull selbst zu verantworten waren.

Nachdem die Saisonvorbereitung von Red Bull - diplomatisch ausgedrückt - bisher schleppend verläuft, wittert die Konkurrenz ihre große Chance, die Dominanz des Weltmeisterteams zu brechen und in diesem Jahr den Titel einzufahren. "Wir wollen sobald wie möglich Weltmeister werden", gibt Lauda im Interview mit der 'Kleine Zeitung' die Marschrichtung für die Silberpfeile vor.

Schlägt nun die Stunde von Mercedes und Ferrari?

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Der Mercedes läuft bei den Tests bisher wie ein Uhrwerk Zoom Download

"Ob das in diesem Jahr schon ist, kann man nicht sagen. Mein persönliches Ziel ist es aber, dass das in den nächsten zwei Jahren passiert. Das ist meine Karotte, die ich mir vor die Nase halte", so der Österreicher. Doch nicht nur Mercedes, sondern auch Ferrari sehnt sich die Weltmeisterschaft herbei, nachdem das italienische Traditionsteam nun schon seit sechs Jahren auf einen Fahrertitel und seit fünf Jahren auf einen Konstrukteurstitel wartet.

"Wir haben fünf Jahre lang dominiert, sie (Red Bull, Anm. d. Red.) taten es für vier Jahre, und nun müssen wir zusehen, dass wir in die Siegerstraße zurückkehren", fordert Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo im Gespräch mit 'Tutosport'. "Ich habe allergrößten Respekt vor ihnen und schätze ihre Leistung, aber nun beginnt das Spiel von vorne", hofft auch di Montezemolo auf ein Ende der Red-Bull-Dominanz.

Wenngleich auch der Ferrari bisher zu den schnelleren und zuverlässigeren Autos des Jahrgangs 2014 gehört, warnt Teamchef Stefano Domenicali davor, jetzt schon verfrühte Schlüsse zu ziehen. "Es ist unmöglich, die Saison mit einem perfekten Auto zu beginnen, nachdem es so viele Veränderungen gab", so der Teamchef gegenüber der italienischen Sporttageszeitung 'La Gazzetta dello Sport' Es liegt noch eine Menge Arbeit vor uns."

Zuletzt hat Gerhard Berger aber noch einen Hoffnungsschimmer für alle Fans von Vettel und Red Bull. Nach Ansicht des Österreichers muss auch eine verpatzte Saisonvorbereitung noch keine Garantie für einen schlechten Saisonstart sein. Berger spricht gegenüber 'SPORT BILD' aus eigener Erfahrung. "1989 schafften wir mit dem Ferrari bei den Tests vor der Saison gerade mal drei Runden. Trotzdem hat mein Teamkollege Nigel Mansell das erste Rennen gewonnen."

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