• 30. Januar 2014 · 20:14 Uhr

Die schnelle Turbo-Nummer: Schwitzen, wenn's nicht laut wird

Während Alonso die Unterschiede zum Vorjahr als "äußerst gering" bezeichnet, spricht Sutil nicht nur wegen seines Pianisten-Öhrchens von einer Revolution

(Motorsport-Total.com) - Die ganze Formel-1-Welt redet darüber, dass die Königsklasse sich mit der Einführung der V6-Turbomotoren in diesem Winter radikal gewandelt hätte. Einer allerdings scheint davon nichts mitbekommen zu haben: Fernando Alonso. Am Rande der Testfahrten in Jerez zeigt sich der Spanier erstaunlich unbeeindruckt von der Szenerie. "Ehrlich gesagt ist es kein großer Unterschied", kommentiert er das Handling seines nagelneuen Ferrari F14 T. "Ich habe im Auto keinen großen Unterschied gespürt."

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Playstation-Fan Fernando Alonso muss mehr Knöpchen drücken als noch 2013 Zoom Download

Für erwähnenswert hält Alonso maximal das erhöhte Drehmoment und die Kontrolle zusätzlicher Parameter, allen voran der Hybridsysteme, sowie mehr Knöpfe am Lenkrad. "Letztendlich werden wir uns schnell daran gewöhnen", winkt der Ex-Weltmeister ab, schließlich ist Ähnliches durch das KERS der Vergangenheit bekannt, wenn auch in kleinerem Umfang. Einen konträren Eindruck hat Adrian Sutil: "Es ist ganz anders, eine große Veränderung in jeder Hinsicht", meint der Sauber-Pilot. "Man fühlt es in jedem Gang."

Auch dem Deutschen geht es um das Drehmoment. Liegt es zeitig an, kann man bein Beschleunigen etwas früher hochschalten und beim Verzögern weniger herunterschalten. "Ein Gang höher in der Kurve, das wirkt sich kaum aus. Der Motor ist so kräftig", staunt Sutil über die Turbopower, die abrupt einsetzt. Wer also sorgsam mit dem Gaspedal umzugehen vermag, der wird die meisten Möglichkeiten haben, die Reifen zu schonen. "Im Regen wird das ein Thema sein", ergänzt Sutil, der bei der Konkurrenz ganz genau hingeschaut hat: "Viele Autos kommen mit Übersteuern aus der letzten Kurve."

Langsamer, nicht weniger spaßig

Alonso fällt noch ein dritter Punkt ein: "Die Autos sind langsamer", sagt er und vergleicht die Rundenzeiten mit denen, die er Mitte der 2000er Jahre mit dem Werks-Renault in Jerez fuhr. Er sei rund zehn Sekunden schneller gewesen, rechnet Alonso vor, aktuell sei es "nicht mehr das Gleiche" - was auch auf die physische Belastung zutrifft. Der Hobby-Radsportler gilt als extrem fit. "Körperlich sind diese Autos einfacher, als die Formel 1 schon einmal war. Die G-Kräfte und Kurvengeschwindigkeiten sind geringer", weiß er zu berichten.


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"Ich werde schon gefordert werden", räumt Sutil trotz der Einschnitte ein. Hintergrund: Da auch die Aerodynamikbestimmungen einschneidend geändert wurden, verfügen die neuen Boliden über weniger Abtrieb. Trotzdem hat Alonso nicht das Gefühl, eine Spaßbremse zu fahren. Emotional hätte sich im Winter wenig geändert, betont er: "Es ist einfach anders. Wenn ich Go-Karts fahre, bin ich 20 Sekunden oder eine halbe Minute langsamer als in der Formel 1, aber ich schwitze und genieße es genau so", vergleicht er.

Am Limit, aber nicht am Limiter

Schließlich ist Fahrspaß eine relative Größe. "So lange man am Limit fährt, macht es emotional keinen Unterschied, wie langsam die Rundenzeit ist." Gleiches gilt für den Sound, den er im Cockpit nach eigener Aussage kaum ein Ohr schenkt. Höchstens die geringere Lautstärke ist Alonso aufgefallen, die dem Pianisten Sutil natürlich einen Akkord wert ist: "Recht entspannend auf der Geraden, es ist sehr viel leiser", erzählt er. "Man hört den Ingenieur viel besser und den Turbo zischen. Man hat acht Gänge, da ist man selbst am Ende nie im Begrenzer."

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Adrian Sutil hat die Geschichte des Motorsport eingehend studiert Zoom Download

Für den 31-Jährigen sind Veränderungen in der Beletage des Motorsport eine Selbstverständlichkeit. "In den Fünfzigern gab es plötzlich die Formel 2 und das war der Grand-Prix-Sport", bemerkt Sutil. "Auch in den Dreißigern gab es einen Wechsel von 16 Zylindern auf acht. Einfach 200 PS verloren, das ist so." Er ist sich sicher, bei den Wintertests 2015 dank fortschreitender Entwicklung vier Sekunden schneller zu sein, so wie der Turbo binnen 20 Jahren sein Loch verloren hat. "Schön, dass es Veränderungen gibt. Die Welt dreht sich weiter."

Dass schön nicht unbedingt Synonym für "ästhetisch" ist, muss Sutil schmunzelnd hinzufügen: "Die Autos sehen vielleicht ein bisschen schräg aus, aber irgendwann werden sie auch wieder schöner." Mit dem Kollegen Alonso gibt es übrigens doch noch eine Übereinkunft in der Debatte um den Grad der Veränderung, schließlich scheint der Ferrari-Star aktuell einfach das bessere Material zu besitzen: "Vielleicht sage ich das, wenn das Paket mal fertig ist und wir richtig auf Rundenzeiten gehen können", so Sutil.

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