• 25. März 2020 · 08:03 Uhr

McLaren: So sehen Zak Brown und Andreas Seidl die Coronakrise

Interview mit Zak Brown und Andreas Seidl: Wann ihre Mitarbeiter aus Australien nach Hause kommen und wie die Formel 1 helfen kann, das Virus einzudämmen

(Motorsport-Total.com) - Lange bevor die Verantwortlichen endlich den Grand Prix von Australien abgesagt haben, hatte sich das McLaren-Team schon offiziell von der Veranstaltung zurückgezogen. Das Team von Zak Brown und Andreas Seidl erntete für diese verantwortungsbewusste Entscheidung inmitten der Coronavirus-Pandemie von vielen Seiten Applaus, während die Formel 1 insgesamt für ihren zögerlichen und unprofessionellen Auftritt teilweise scharf kritisiert wurde.

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Andreas Seidl und Zak Brown haben für ihre Leadership viel Applaus geerntet Zoom Download

Einige McLaren-Mitarbeiter, die sich in Melbourne in Quarantäne begeben haben, sind immer noch nicht zu Hause. Sie setzen sich aber noch diese Woche in den Flieger. Das gilt auch für jenen Mitarbeiter, der positiv auf das Coronavirus getestet wurde und dem es inzwischen wieder gut geht.

Brown und Seidl nehmen das zum Anlass, über ein in schriftlicher Form veröffentlichtes Interview auf der offiziellen Website des Teams ein Update zu geben.


Frage: "Zak, was hat dazu geführt, dass sich McLaren vom Grand Prix von Australien zurückgezogen hat. Wie kam es zu dieser Entscheidung?"
Zak Brown: "Auch wenn wir alle Racer sind und uns schon darauf gefreut haben, endlich auf die Strecke zu gehen, war es letztendlich eine leichte Entscheidung. Das Wohlergehen unseres Teams zu schützen, ist immer unsere oberste Priorität."

"Wir haben die Verpflichtung, auf unsere Mitarbeiter, Fans und die Stakeholder der Formel 1 zu schauen, und darum haben wir die Formel 1 und die FIA über unsere Entscheidung informiert, kurz nachdem wir am Donnerstagabend erfahren hatten, dass ein Teammitglied positiv getestet wurde."

Seidl: Mitarbeiter fliegen diese Woche nach Hause

Frage: "Andreas, wie geht es den Teammitgliedern, die unter Quarantäne in Australien bleiben mussten, und besonders jenem Mitarbeiter, der positiv getestet wurde?"
Andreas Seidl: "Ihnen geht es gut. Ich bin für ein paar Tage bei ihnen geblieben, und einige unserer Management-Mitarbeiter sind immer noch dort."

"Alle Teammitglieder, die präventiv getestet wurden, wurden negativ getestet. Das ist eine fantastische Nachricht. Die eine Person, die positiv getestet wurde, fühlt sich wieder besser. Wir freuen uns schon darauf, sie alle noch diese Woche wieder in Großbritannien empfangen zu dürfen."


Frage: "Welche Auswirkungen hat die Verschiebung der ersten Saisonrennen auf das Team und den Rest der Saison?"
Brown: "Wir unterstützen die Entscheidung, die ersten Saisonrennen zu verschieben, und sehen leider auch die Notwendigkeit, dass wir erst 2021 wieder in den Straßen von Monte Carlo fahren werden."


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"Diese noch nie dagewesene Situation verändert sich ständig, aber wir versuchen bestmöglich, die uns gestellten Herausforderungen zu meistern. Letztendlich ist nichts wichtiger als die Gesundheit des Teams, unserer Fans und der Formel-1-Community. Die Gesundheit aller Beteiligten wird für uns immer oberste Priorität haben."


Frage: "Welche Änderungen müssen wir noch erwarten? Welche Auswirkungen wird zum Beispiel die Vorverlegung der Sommerpause haben?"
Seidl: "Vergangene Woche haben wir uns mit der Formel 1, der FIA und den anderen Formel-1-Teams darauf geeinigt, dass wir den Sommer-Shutdown auf drei Wochen verlängern und auf März und April vorziehen."

"Wir reagieren so schnell wie möglich auf die sich ständig ändernde Situation. Auf Ratschlag der britischen Regierung hin, den wir bei McLaren sehr ernst nehmen, planen wir den Shutdown von 25. März bis inklusive 14. April."

"Davon abgesehen, dass das den finanziellen Druck reduziert, ist ein zwischen den Teams synchronisierter Shutdown nicht nur das logische Vorgehen, um das Wohlergehen unserer Mitarbeiter sicherzustellen und die Ausbreitung von COVID-19 einzudämmen, sondern es gibt uns auch die Möglichkeit, die verschobenen Rennen ab August nachzuholen und den Fans einen spektakulären Motorsport-Sommer zu liefern."

Brown: Wichtig, dass alle an einem Strang ziehen

Frage: "Haben Sie die bisher beschlossenen Änderungen alle unterstützt?"
Brown: "Absolut. Wir unterstützen diese Änderungen voll und ganz und haben bei der Implementierung eine sehr proaktive Rolle eingenommen."

"Gemeinsam mit der FIA, der Formel 1 und den anderen Teams haben wir mehrere Ideen vorgeschlagen, um den Sport zu schützen, den wir so sehr lieben, während wir gleichzeitig sicherstellen, dass es unseren Mitarbeitern, den Fans und der Formel-1-Community gut geht."

"Wir haben eine enorme Verantwortung nicht nur unseren Mitarbeitern, sondern der gesamten Formel-1-Community gegenüber, und als Hüter dieses Sports ist es notwendig, dass wir alle an einem Strang ziehen, um diese Herausforderungen zu meistern."


Frage: "Können Sie erklären, warum die für 2021 geplanten Regeln auf 2022 verschoben wurden? Warum ist das die richtige Entscheidung für die Formel 1, und wie wird sich das auf das Team auswirken?"
Seidl: "Wir waren von Anfang an für das neue Sportliche und Technische Reglement für 2021. In ihnen steckt das Potenzial für eine aufregende neue Ära in der Formel 1."


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"Aber dem Druck, der sich jetzt auf den Sport aufbaut, kann man nicht entkommen. Die Regeln wurden beschlossen, um die langfristige Gesundheit der Formel 1 sicherzustellen. Die Verschiebung erfolgt jetzt mit dem gleichen Ziel. Wir unterstützen die Verschiebung und haben in den Gesprächen darum eine proaktive Rolle eingenommen."

"Uns ist bewusst, dass es entscheidend ist, die finanzielle Gesundheit aller Teams sicherzustellen, und gleichzeitig brauchen wir faire Voraussetzungen, wenn wir wieder Rennen fahren. Außerdem wirkt sich die Entscheidung nicht auf unseren Plan aus, 2021 auf Mercedes-Antriebe zu wechseln. Man gestattet uns die Änderungen, die dafür notwendig sind."


Frage: "Worauf konzentriert sich das Team im Moment?"
Seidl: "Der Schlüsselfokus ist gerade, gesund zu bleiben. Vor dem Shutdown haben viele Mitarbeiter aus dem Home-Office gearbeitet, und nur noch Mitarbeiter, bei denen das nicht anders ging, haben in geteilten Schichten in der Fabrik gearbeitet. So stellen wir sicher, dass wir so früh wie möglich wieder Rennen fahren können und gleichzeitig das Risiko für unser Team minimieren."

"Wir wollen alle Rennen fahren und tragen diese Leidenschaft in uns, ganz egal, wie unsere Arbeitsbedingungen sind. Die Anstrengungen hören nicht auf - wir stellen nur sicher, dass wir auf sichere Art und Weise arbeiten."


Frage: "Was machen die Fahrer gerade?"
Seidl: "Genau wie das Team halten sich auch die Fahrer dafür bereit, wieder Rennen zu fahren. Auf Carlos' Social-Media-Kanälen sieht man, dass er viel im Fitnessstudio ist, zu Hause in Spanien. Spanien ist ein von COVID-19 hart getroffenes Land. Das zeigt, dass wir es hier mit einer grenzübergreifenden Herausforderung zu tun haben."

"Lando bleibt in Schuss, indem er im Sim-Racing gegen zum Beispiel Max Verstappen und die besten E-Sportler der Welt antritt. Ich kann nur empfehlen, seinen Kanälen und Livestreams zu folgen!"

Brown: So helfen die Teams im Kampf gegen das Virus

Frage: "Spielt die Formel 1 eine Rolle dabei, dieses Virus unter Kontrolle zu bringen?"
Brown: "Alle Teams sind Hochtechnologie-Entwickler und -Produzenten mit viel Know-how, wenn es darum geht, in kurzer Zeit Prototypen-Equipment herzustellen. Gemeinsam mit den anderen Teams und anderen Firmen aus Großbritannien stehen wir in Kontakt mit der Regierung, um diese dabei zu unterstützen, lebensrettende Hilfsgüter herzustellen, zum Beispiel Ventilatoren."

"Uns ist bewusst, dass wir auch einen Beitrag dazu leisten müssen, um diese Krise, die weit über den Motorsport hinaus geht, in den Griff zu bekommen. Wir fühlen uns der Gesellschaft gegenüber verpflichtet zu helfen, wo immer wir das können."

Frage: "Welche Botschaft möchten Sie abschließend Ihrem Team und Ihren Fans ausrichten?"
Brown: "Andreas und ich möchten die Gelegenheit nutzen, uns bei den hart arbeitenden Männern und Frauen im Team für ihre Entschlossenheit und ihr Engagement in dieser schwierigen Zeit zu bedanken."

"Wir möchten auch die herausragenden Führungsqualitäten loben, die sowohl in Australien als auch in Woking zum Vorschein gekommen sind. Die Brillanz und der Mut unserer Mitarbeiter erstaunen uns immer wieder, und darauf sind wir enorm stolz."

"Wir möchten uns auch bei unseren fantastischen Partnern für ihre Unterstützung und ihr Verständnis in diesen Zeiten bedanken, und besonders unseren Fans auf der ganzen Welt unseren Dank aussprechen. Wir können zwar nicht sagen, wann diese Phase beendet sein wird. Aber wir können versprechen, dass McLaren in Zeiten der Unsicherheit eine Konstante bleiben wird. [...]"

"Wir sind bereit, wieder Rennen zu fahren, sobald sich die Situation verbessert und die Formel 1 grünes Licht dafür erhält. Und wir sind fest davon überzeugt, dass wir unseren Fans eine tolle Saison 2020 bieten werden. Diese Zeiten sind für alle eine enorme Herausforderung. Aber indem wir gut zusammenhalten, werden wir sie überstehen und danach wieder Rennen fahren."

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