• 31. August 2025 · 20:59 Uhr

Meinung geändert: Leclerc-Manöver für Russell plötzlich doch okay?

Eigentlich hatte George Russell eine Strafe für Charles Leclerc gefordert, doch bei den Kommissaren einigen sich Ferrari und Mercedes auf einen Rennzwischenfall

(Motorsport-Total.com) - Die Formel 1 lebt von unerwarteten Momenten - und das Manöver von Charles Leclerc beim Rennen in Zandvoort in den Kurven 11 und 12 war so eines. Denn auch George Russell hatte nicht damit gerechnet, dass er plötzlich einen Gegner neben sich haben würde. Doch Leclerc wagte ein mutiges Manöver und presste sich mit Gewalt am Mercedes vorbei - inklusive Berührung.

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Charles Leclerc drängelte sich unsanft an George Russell vorbei Zoom Download

Die Frage war nur: War das Manöver von Leclerc in Ordnung oder nicht? Denn nicht nur rumpelte er sich nur mit einer Kollision an Russell vorbei, auch war nicht klar, ob der Monegasse dabei die ganze Zeit mit seinem Auto auf der Strecke war. "Er war komplett neben der Strecke, ganz sicher", funkte Russell an seinen Ingenieur.

Leclerc selbst hat an seinem Manöver jedoch nichts auszusetzen und meint, dass Russell einfach nicht aufgepasst hätte: "Es war aggressiv, aber wir kämpfen um eine Position in der Meisterschaft - also werde ich immer so aggressiv fahren", sagt er.

Zwar gibt er zu, dass die Attacke "an der Grenze" war, "aber ich wusste, dass ich danach nicht viele Gelegenheiten haben würde. Er verteidigte die Innenbahn, ich ging nach außen. Ich glaube nicht, dass er erwartet hat, dass ich nach außen fahre, und dann fuhr er die Kurve so, als wäre ich nicht da. Dann haben wir uns berührt", so die Schilderung des Ferrari-Piloten.

Russell bestätigt die Sicht seines Kontrahenten, und zwar in der Form, dass er nicht erwartet hatte, dass Leclerc in Kurve 11 außen angreifen würde. "Die natürliche Rennlinie geht in dieser Kurve außen zum Kies. Man sieht oft, dass Fahrer in einer Qualifikationsrunde ein Rad im Kies haben."

"Ich habe ihn also nicht abgedrängt, sondern er hat mich offensichtlich durch den Kies überholt und ich hatte am Ende pro Runde eine Sekunde Schaden", ärgert sich Russell. "Es wäre ein schöner Überholvorgang von ihm gewesen, wenn die Strecke drei Meter breiter gewesen wäre."

Russell: Das ist laut den Regeln nicht erlaubt!

Für den Briten ist die Schuldfrage klar: Leclerc sollte eine Strafe bekommen. "Die Regeln sagen für ein Überholmanöver außen: Wenn die Vorderräder am Scheitelpunkt nicht neben der Vorderachse sind, dann hat der Fahrer innen Vorfahrt", so Russell. "Und wie gesagt, ich habe ihn eigentlich nicht rausgedrängt, ich bin einfach meiner natürlichen Linie gefolgt."

"Es war kein aggressives Überholen, es war einfach ein Überholmanöver außerhalb der Strecke, das bei mir zu viel Schaden führte. In den Regeln ist ziemlich klar, dass das nicht erlaubt ist."

Ex-Weltmeister Jacques Villeneuve stimmt Russell zu und meint, dass Leclerc hätte zurückziehen müssen: "Wenn du außen überholen willst, musst du dich neben das Auto vor dir setzen - und das war er nicht", erklärt der Kanadier bei Sky. "Er war nur ungefähr auf halber Höhe, und George schaut nach rechts, weil die Kurven dorthin gehen."

"Als der die Richtung wechselte, wusste er nicht einmal, dass Charles dort ist. Und Charles hätte das wissen müssen", urteilt Villeneuve. "Man kann es als Rennzwischenfall bezeichnen - nichts Schlimmes ist passiert, die Autos wurden ein bisschen beschädigt, aber es war kein vollendetes Manöver von Charles."

Mercedes will keine nachträgliche Strafe

"Meine Meinung dazu ist, dass da kein Platz zum Überholen war", sagt auch Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff bei Sky. Eine nachträgliche Strafe will der Österreicher aber nach dem Aus von Leclerc auch nicht erzwingen. "Sonst würde Charles eine Grid-Strafe mit nach Monza nehmen, und das wünschen wir ihm auch nicht."

Pikant: Wenige Runden später wurde Leclerc von Russells Teamkollegen Andrea Kimi Antonelli durch eine Kollision selbst aus dem Rennen genommen. "Wir haben ihn nachher rausgenommen, also ich tue mir da schwer, mit Steinen zu schießen", muss Wolff zugeben.


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Ob Russell seine Meinung auf Anweisung seines Teamchefs noch geändert hat, bleibt nur zu mutmaßen, auf jeden Fall gab Russell vor den Kommissaren an, dass es sich um einen Rennunfall handelt.

"Beide Teamvertreter waren sich einig, dass es keinen klaren Beweis dafür gibt, dass Auto 16 die Strecke verlassen hat", heißt es seitens der Kommissare. "Wir haben alle verfügbaren Beweise überprüft und sind zu derselben Schlussfolgerung gekommen." Das heißt im Klartext: Es gibt für keinen der beiden Fahrer weitere Konsequenzen.

50 Punkte Abtrieb verloren

Für Russell hatte der Vorfall am Ende zumindest vom Ergebnis her keine Auswirkungen. Zwar habe sein Auto nach der Berührung 50 Punkte Abtrieb und damit rund eine Sekunde pro Runde verloren, mutmaßlich hätte er aber auch mit einem intakten Auto nicht mehr als Rang vier geholt.

"Das Auto war überhaupt nicht im Gleichgewicht. Ich habe vorne viel verloren, aber auch der Abtrieb war in den Highspeed-Kurven ständig da und weg, weil die Hälfte der linken Seite des Bodens fehlte. Ich war ziemlich froh, die Zielflagge zu sehen", sagt Russell.

"Wir hätten wahrscheinlich auf Platz sieben oder acht ins Ziel kommen sollen, ich hatte Glück, Vierter zu werden, und hatte offensichtlich keine Chance auf das Podium wegen des Schadens, den ich hatte."

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