• 23. Mai 2021 · 08:55 Uhr

"2006 war ganz anders": Das sagen die Gegner über Leclercs Quali-Crash

Der Crash von Charles Leclerc im Qualifying in Monaco sorgt für Diskussionen, selbst seine Gegner halten Absichtsunterstellungen aber für unangebracht

(Motorsport-Total.com) - Als Charles Leclerc am Ende des Qualifyings in Monaco ausgangs Schwimmbad in die Leitplanken gekracht ist, fühlten sich spontan viele Zuschauer an "Rascassegate" erinnert. 2006 hatte Michael Schumacher seinen Ferrari absichtlich in die Leitplanken manövriert, um so einen Abbruch herbeizuführen und zu verhindern, dass noch jemand seine Poleposition attackieren kann.

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Charles Leclercs kontroverser Unfall im Qualifying zum Grand Prix von Monaco Zoom Download

Tatsächlich waren drei Fahrer (Max Verstappen, Valtteri Bottas, Carlos Sainz) gerade auf potenziellen Pole-Runden, als Leclerc, dessen zweite Q3-Runde seinerseits langsamer war als die erste, crashte. Dass da genau von vielen Fans hingeschaut wird, ähnlich wie bei Schumacher 2006 oder Nico Rosberg 2014, sollte nicht verwundern.

Doch anders als bei Schumacher, wo die Konkurrenz sofort den Braten roch, oder bei Rosberg, wo zumindest Lewis Hamilton unmittelbar skeptisch war, wurde Leclerc von keinem der Konkurrenten Absicht unterstellt. "2006 war ganz anders", sagt etwa Fernando Alonso, damals schärfster Gegner von Schumacher.

Damals seien viele Fahrer schneller unterwegs gewesen als Schumacher, meint er, wohingegen diesmal nur Verstappen auf einer Runde war, die Leclerc hätte gefährden können. Das freilich entspricht nicht ganz den Tatsachen, sei von neutraler Seite ergänzt. Neben Verstappen hatten auch Bottas und Sainz Zwischenzeiten mit Pole-Potenzial.

Selbst Verstappen nimmt Leclerc in Schutz

Aber Alonso unterstreicht: "Es war nicht so, dass der Polesetter unbedingt crashen wollte. Da war nichts Merkwürdiges zu sehen. Er hat gepusht, er ist gecrasht." Selbst Verstappen nimmt Leclerc in Schutz: "Es macht einen Unterschied, ob einer einen Fehler macht und in die Mauer kracht, oder ob er es absichtlich macht."

"Wenn Charles mit einem gebrochenen Frontflügel geparkt hätte, wäre die Geschichte sicher ganz anders. Aber er hat die Mauer gestreift, und dann ist ihm das Gleiche passiert, wie es mir hier auch schon zweimal passiert ist", erinnert sich Verstappen an 2016 und 2018 und ergänzt: "Das ist einfach Pech."

Mercedes-Teamchef Toto Wolff meint: "Bei solchen Zwischenfällen in Monaco weiß letztendlich nur der Fahrer selbst, was genau passiert ist. In dem konkreten Fall bezweifle ich aber, dass sich Charles selbst in die Leitplanken detonieren würde, denn dabei könnte sein Auto stark beschädigt werden und auch das Getriebe."

Das war am Samstagnachmittag die Krux: Unfallschäden zu reparieren, ist laut Parc-ferme-Regel grundsätzlich gestattet, wie im Analysevideo auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de ausführlich erörtert wird. Aber sollte Leclerc für den Grand Prix ein neues Getriebe benötigen, würde er vom ersten auf den fünften Startplatz zurückfallen.

Interessant: Am lautesten beschwert hat sich unmittelbar nach der Session ausgerechnet Leclercs Teamkollege Sainz, der meinte, so ein Ablauf sei "schwer zu verdauen". Wenig später stellte er klar, er habe damit keine Schuldzuweisungen verteilen wollen. Und auch Bottas zeigte sich initial wenig bemüht, Leclerc in Schutz zu nehmen.

Leclerc: "Verstehe, wo die Vorwürfe herkommen"

"Ich verstehe schon, wo die Vorwürfe herkommen", sagt Leclerc selbst. "Aber wenn ich es absichtlich gemacht hätte, dann wäre ich weniger hart in die Mauer gefahren." Die Zweifler halten dagegen: Dann wäre ein etwaiger Betrug sofort offensichtlich gewesen. Nur mit vollem Risiko würde so eine Aktion unverdächtig wirken.

Doch so abgezockt zu sein, das unterstellt Leclerc niemand. "Auf einer Strecke wie dieser, wenn man ans Limit geht, passieren Fehler", sagt der Ferrari-Pilot. Verstappen nickt: "Natürlich bin ich enttäuscht, dass ich nicht auf Pole stehe, aber so ist das Leben. Passt schon." Und Bottas fügt an: "Manchmal hast du Glück, manchmal hast du halt auch Pech im Sport."


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Kontroverse Diskussionen, wie sie jedes Mal stattfinden, wenn so etwas in einem Monaco-Qualifying passiert, könnte sich die Formel 1 sparen, wenn sie sich in Sachen Regeln an der IndyCar-Serie orientieren würde. Dort werden einem Fahrer, der eine rote Flagge verursacht, die zwei schnellsten Runden gestrichen - ganz egal ob absichtlich herbeigeführt oder nicht.

"Ich halte das für eine intelligente Regel", findet Wolff. "Das würde Konfusion unterbinden. Ich glaube nicht, dass Charles absichtlich in die Mauer gefahren ist. Dafür steht zu viel auf dem Spiel. Aber mit so einer Regel würde die ganze Polemik einer solchen Situation wegfallen und es wäre jeder Zweifel von vornherein eliminiert."

Die Fahrer hingegen sind von dem Vorschlag, die IndyCar-Regel zu übernehmen, nicht begeistert: "Ich finde nicht, dass man seine Runde in so einem Fall in Zukunft streichen sollte", stellt sich Verstappen an Leclercs Seite. "Ich finde, das wäre nicht fair. Wir geben alle unser Bestes, und das ist nicht einfach, speziell hier. Da macht man ganz schnell mal einen Fehler."

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