• 14. April 2018 · 10:59 Uhr

Ferrari plötzlich einsame Spitze: War es die Gezeitenwende?

Mit perfekten Reifentemperaturen und guten Topspeeds entzauberte Sebastian Vettel Mercedes' Party-Modus - Räikkönen ärgert sich über verpasste Pole-Position

(Motorsport-Total.com) - Gezeitenwende in der Formel 1? Mit dem Qualifying zum China-Grand-Prix am Samstag (Formel 1 2018 live im Ticker) könnte Ferrari die Dominanz der Mercedes-Mannschaft endgültig gebrochen haben. Sebastian Vettel spricht nach seiner Pole-Position in Schanghai von "guten Neuigkeiten" für Rot und glaubt, nicht aufgrund der Versäumnisse der Konkurrenz vorne zu stehen: "Es zeigt, dass in unserem Auto Potenzial steckt, das wir entfesseln können, wenn alles passt", so Vettel.

Foto zur News: Ferrari plötzlich einsame Spitze: War es die Gezeitenwende?

Sebastian Vettel oben auf: Ferrari scheint zurück an der Spitze der Formel 1 zu sein Zoom Download

Schlüssel zum Erfolg war ein Set-up, mit dem die empfindlichen Pirelli-Pneus bei nur zwölf Grad Ceslius Luf- und 16 Grad Asphalttemperatur sowie dichter Bewölkung warm genug wurden, um maximalen Grip zu liefern. "Wenn man die Reifen in das richtige Temperaturfenster bringt, sorgt es immer für mehr Leistung - ganz gleich wo im Feld man sich befindet. Das ist uns offenbar gut gelungen", sagt ein hörbar glücklicher Vettel.

Der Konkurrenz nicht, schließlich ließ sich Valtteri Bottas als bester Silberpfeil-Fahrer 0,530 Sekunden Rückstand aufbrummen. Vettel zeigt sich über die große Differenz "etwas überrascht" - insbesondere vor dem Hintergrund, dass nicht Mercedes mit einem sagenumwobenen Party-Modus am Samstag zulegte, sondern Ferrari.

Vettel verpatzte seinen ersten Versuch in Q3

Er unterstreicht aber, dass nicht nur der Abstand ein Mutmacher für Ferrari wäre, sondern auch der Ort der möglichen Gezeitenwende: "Diese Strecke lag in den vergangenen sechs Jahren Mercedes. Es tut gut, ihren Lauf beendet zu haben", so Vettel. "So stark hätte ich uns selbst nicht erwartet."

Foto zur News: Ferrari plötzlich einsame Spitze: War es die Gezeitenwende?

Räikkönen war sicher, dass er den Ferrari selbst auf die Pole-Position stellen könnte Zoom Download

Härter als mit Bottas, Lewis Hamilton und den Red Bull kämpfte er mit seinem Teamkollegen Kimi Räikkönen, der bis kurz vor Schluss die Pole-Position-Zeit gehalten hatte - auch, weil Vettel in seinem ersten Versuch in Q3 in den Kurven 3 und 6 Fehler beging. Die Patzer könnten starken Windböen geschuldet gewesen sein, die das Fahrverhalten der Boliden in dieser Phase kritisch machten.

Er sei auf dem Rückweg zur Box verärgert gewesen, räumt der Ex-Weltmeister ein, hatte sich nach eigener Aussage allerdings Reserven für einen zweiten Angriff aufgespart. Schlüssel zur Pole-Position war für Vettel bei eben diesem Showdown der letzte Sektor mit seiner langen Gegengeraden.

Noch im ersten und zweiten Abschnitt hatte Räikkönen ihm 0,038 respektive 0,013 Sekunden abgenommen, ehe Vettel auf dem Weg zum Zielstrich 0,138 Sekunden fand. "Ich war aber mit meiner gesamten Runde sehr glücklich - und nicht nur mit dem letzten Sektor", sagt der Deutsche.

Gut möglich also, dass er auf ein Set-up setzt, das eher auf Topspeed ausgerichtet ist. Mit 331,1 km/h war er der Schnellste am Ende der Gegengeraden und damit 3,4 km/h schneller als Räikkönen. Auch Mercedes kam an die Werte nicht heran. Es fehlten 1,5 km/h (Bottas) respektive 3,7 km/h (Hamilton).

Im Rennen könnte es deutlich knapper zugehen

Ein Vorteil, wenn es darum geht, im Rennen nicht überholt zu werden. Trotzdem rechnet Vettel, der im Freien Training Probleme in Form einbrechender Reifen auf den Longruns offenbarte, mit "knapperen" Verhältnissen am Sonntag - auch im Vergleich zu den scheinbar deutlich geschlagenen Mercedes.

Räikkönen könnte ebenfalls eine Rolle im Kampf um den Sieg spielen: Die Pole um 0,087 Sekunden verloren zu haben, wurmte den Finnen, zumal er Luft nach oben gehabt haben will. Er sagt: "Ich habe Zeit verloren, kann mir aber nicht erklären, wo es passiert. Einen größeren Fehler habe ich nicht gemacht. Es war okay, aber nicht gut genug - nicht genau das, was ich mir erhofft hatte."

Foto zur News: Ferrari plötzlich einsame Spitze: War es die Gezeitenwende?

Schon chancenlos? Mercedes schreibt Vettel noch lange nicht ab Zoom Download

Dennoch ist er von der Substanz der Ferrari-Form überzeugt: "Wir haben mehr aus dem Auto herausgeholt, weil wir mehr über den Wagen wissen. Der Kurs ist anders als viele andere, aber wenn das Auto irgendwo so funktioniert, sollte es das überall tun."

Vettel hat neben Mercedes auch Red Bull mit anderer Strategie (Verstappen und Ricciardo starten auf Ultrasoft statt auf Soft wie die übrigen Spitzenteams) auf der Rechnung. Dass er selbst in Q2 seinen Versuch mit der weichsten Mischung auf Kurs zur Bestzeit abbrach, hätte daran gelegen, dass es "keinen Bedarf" für eine weitere Zeitenverbesserung gegeben hätte. Ferrari wollte nur für Q3 üben.

Er warnt davor, vom Tempo mit wenig Sprit auf die Form bei den Longruns zu schließen: "In diesem Jahr ist es an den Sonntagen extrem ausgeglichen. Wir konnten gestern nicht viel fahren. Deshalb ist alles Kaffeesatzleserei", sagt Vettel. Hinzu kommt, dass in China der Reifenverschleiß hoch ist und es am Sonntag sonniger sowie wärmer werden soll, was ebenfalls für Wirbel sorgen könnte Red-Bull-Fahrer Max Verstappen hat Ferrari aber kaum noch im Visier: "Es ist nicht so wie vor einigen Jahren, als ein Auto im Qualifying verdammt schnell war und dann im Rennen Probleme bekam."

Aktuelles Top-Video
Foto zur News: Stroll & Seargant fahren F1, Mick nicht: Ist das unfair, Ralf Schumacher?
Stroll & Seargant fahren F1, Mick nicht: Ist das unfair, Ralf Schumacher?

Die "Silly Season" in der Formel 1 ist im Frühjahr 2024 "sillier" als je zuvor.

Fotos & Fotostrecken
Foto zur News: Formel-1-Mittelfeld-WM: So spannend wäre es  2024 ohne die fünf Topteams ...
Formel-1-Mittelfeld-WM: So spannend wäre es 2024 ohne die fünf Topteams ...
Foto zur News: Schanghai: Die Fahrernoten von Marc Surer und der Redaktion
Schanghai: Die Fahrernoten von Marc Surer und der Redaktion

Foto zur News: Alle Sieger von Sprintrennen in der Formel 1
Alle Sieger von Sprintrennen in der Formel 1

Foto zur News: F1: Grand Prix von China (Schanghai) 2024
F1: Grand Prix von China (Schanghai) 2024
Samstag

Foto zur News: Formel-1-Qualifying: Modus im Wandel der Zeit
Formel-1-Qualifying: Modus im Wandel der Zeit
Folge Formel1.de
Videos
Foto zur News: Stroll & Seargant fahren F1, Mick nicht: Ist das unfair, Ralf Schumacher?
Stroll & Seargant fahren F1, Mick nicht: Ist das unfair, Ralf Schumacher?
Foto zur News: Charlie Wurz: Der nächste Österreicher in der Formel 1?
Charlie Wurz: Der nächste Österreicher in der Formel 1?

Foto zur News: Würde Red Bull auch mit dem 2023er-Auto gewinnen?
Würde Red Bull auch mit dem 2023er-Auto gewinnen?

Foto zur News: Danner: "Was Toto sehr fehlt, ist Niki Lauda"
Danner: "Was Toto sehr fehlt, ist Niki Lauda"
Formel1.de auf Facebook

Werde jetzt Teil der großen Community von Formel1.de auf Facebook, diskutiere mit tausenden Fans über die Formel 1 und bleibe auf dem Laufenden!

Top-Motorsport-News
Foto zur News: WRC Rallye Kroatien 2024: Reifenpoker - Neuville führt knapp vor Evans
WRC - WRC Rallye Kroatien 2024: Reifenpoker - Neuville führt knapp vor Evans

Foto zur News: Remy Gardner beste Yamaha: Warum das erste WSBK-Podium so spät kam
WSBK - Remy Gardner beste Yamaha: Warum das erste WSBK-Podium so spät kam

Foto zur News: Türkischer Sim-Racer Cem Bölükbasi bekommt Chance in der Formel 2
F2 - Türkischer Sim-Racer Cem Bölükbasi bekommt Chance in der Formel 2

Foto zur News: mcchip-dkr kriegt kein GT3-Auto: "Fühle mich verarscht"
NR24 - mcchip-dkr kriegt kein GT3-Auto: "Fühle mich verarscht"
Anzeige Unser Formel-1-Shop bietet Original-Merchandise von Ferrari Racing Teams und Fahrern - Kappen, Shirts, Modellautos und Helme von Charles Leclerc und Carlos Sainz