Williams: So hilft Carlos Sainz uns auf allen Ebenen weiter
Williams-Sportdirektor Sven Smeets spricht über die Auswirkungen der Verpflichtung von Carlos Sainz: Der Spanier ist für das Team nicht nur sportlich von Bedeutung
(Motorsport-Total.com) - Die Verpflichtung von Carlos Sainz hat sich für Williams als weit mehr erwiesen als nur ein sportlicher Zugewinn. Laut Sportdirektor Sven Smeets hat der erfahrene Spanier nahezu alle Bereiche des Formel-1-Teams positiv beeinflusst - von der Entwicklung des 2026er-Autos über technische Prozesse, Sponsoreninteresse bis hin zur Attraktivität der Nachwuchsakademie.
Smeets spricht mit großer Anerkennung über die schnelle Integration des Spaniers: "Carlos ist ein fantastischer Mensch, mit dem man sehr gut arbeiten kann", sagte er gegenüber der niederländischen Edition von Motorsport.com, einer Schwersterplattform von Motorsport-Total.com im Motorsport Network.
"Er hat nicht nur auf technischer Seite viel bewegt, sondern auch in der Arbeitsweise des Teams und in der Vorbereitung auf 2026. Seine Erfahrung aus mehreren Teams und siegfähigem Material hat uns etwas gegeben, was wir zuvor vielleicht noch vermisst haben", so Smeets.
Auch wenn der Start nicht ganz einfach war - der Wechsel von Ferrari zu Williams brachte Umstellungen mit sich -, ist Smeets zuversichtlich für den weiteren Saisonverlauf: "Wie er selbst gesagt hat, musste er sich erst an die Philosophie unseres Autos gewöhnen."
"Es gibt große Unterschiede zwischen unserem Wagen und dem Ferrari. Aber das läuft jetzt immer besser. Die Zusammenarbeit mit Alex Albon funktioniert hervorragend. Wir sind sehr zufrieden, und ich erwarte eine starke zweite Saisonhälfte."
Verbesserungen auf der Strecke
Ein konkreter Effekt von Sainz' Wechsel ist laut Smeets die verbesserte Effizienz in der Teamarbeit: "Beide Seiten der Garage arbeiten jetzt auf dem gleichen Niveau - und vor allem eng miteinander. Wir können die Arbeit in den Freien Trainings besser aufteilen und das gesammelte Wissen nutzen, um die beste Richtung fürs Wochenende zu bestimmen. Das ist für uns sehr wertvoll."
Smeets lobt auch die starke Dynamik zwischen Sainz und Albon: "Auf der Strecke sind sie Konkurrenten, aber in der Garage geht es nur um Teamwork - das Team voranzubringen, das Auto zu verbessern und die Entwicklung in der Fabrik zu unterstützen. Jetzt haben wir zwei Fahrer, die das Team antreiben - und das in dieselbe Richtung, was vieles erleichtert."
Wenn sich beide Fahrer auf ähnliche Set-ups einigen, sei das oft ein gutes Zeichen: "Wenn ihre Set-ups nicht weit auseinanderliegen, ist das meist ein Indikator dafür, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Wenn sie sich stark unterscheiden, stimmt meistens etwas nicht."
Sainz bringt laut Smeets nicht nur Speed mit, sondern auch neue Impulse: "In den ersten sechs Monaten hat er viele Dinge angesprochen, die wir anders oder besser machen könnten. Manche davon können wir erst 2026 umsetzen, aber viele kurzfristige Verbesserungen haben wir bereits übernommen."
Ein konkretes Beispiel? "Die Vorbereitung der Reifen hinter der Garage - wie man sie bei nassen Bedingungen aufwärmt und stapelt. Einige seiner früheren Teams haben das etwas anders gemacht. Es sind kleine Details, aber sie bringen Zehntel. Und das macht am Ende einen Unterschied."
Gesteigertes Interesse
Auch abseits der Strecke zeigt Sainz Wirkung. Williams verzeichnet seit seinem Einstieg deutlich mehr Fan-Interaktion, Merchandise-Verkäufe und Interesse von Sponsoren. "Wir haben in Madrid eine Demo mit Carlos gemacht. Erwartet wurden 5.000 bis 7.000 Fans - es kamen 25.000. Das war einer unserer besten Tage im Merchandise-Verkauf."
Die Fan-Zonen, die Williams bei ausgewählten Grands Prix veranstaltet, sind ebenfalls stark gewachsen. "Anfangs kamen dort 500 bis 1.000 Fans. Aber wenn man sich die Zahlen aus Australien, Miami, Barcelona und London dieses Jahr anschaut, sind das inzwischen ernstzunehmende Events."
Auch kommerziell ist Sainz ein Gewinn: "Wir haben nun einen Titelsponsor, und es gibt starkes Interesse weiterer Unternehmen. Zwei Top-Fahrer im Team zu haben, hilft dabei natürlich sehr", so Smeets.
Sogar die Williams Driver Academy profitiert - wenn auch indirekt - von Sainz' Präsenz. "Sein Einstieg zeigt, wie ernst wir es mit der Zukunft meinen, und das hilft enorm bei Gesprächen mit jungen Fahrern und ihren Managements. Die Anfragen sind deutlich mehr geworden", sagt Smeets.
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Trotzdem bleibe man wählerisch: "Wir wollen uns auf wenige Talente konzentrieren - idealerweise eins pro Kategorie. Aber Carlos hat dem ganzen Projekt einen großen Schub gegeben."
Mit Sainz hat Williams neuen Schwung gefunden. Sein Einsatz wirkt als Katalysator für das gesamte Team. Neben seiner Erfahrung bringt er Arbeitsethik, technisches Feedback und eine Strahlkraft, die das gesamte Umfeld aufwertet.
Und laut Sven Smeets ist das erst der Anfang: "Mit Carlos an Bord haben wir in allen Bereichen einen großen Schritt gemacht. Und hoffentlich werden wir in den kommenden Jahren weiter davon profitieren."