• 21. Januar 2023 · 13:18 Uhr

Was auf Vowles' Prioritätenliste bei Williams ganz oben steht

James Vowles spricht über seine neue Aufgabe als Teamchef bei Williams und verrät, was er im ersten Schritt für unerlässlich hält, um weiter voranzukommen

(Motorsport-Total.com) - Nachdem er jahrelang dazu beigetragen hat, dass Mercedes die Formel 1 dominiert, steht der neue Williams-Teamchef James Vowles bei der Mannschaft aus Grove vor einer ganz anderen Herausforderung.

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James Vowles weiß: Er hat bei Williams alle Hände voll zu tun Zoom Download

Er weiß, dass Williams in vier der vergangenen fünf Jahre in der Konstrukteurswertung auf den hinteren Plätzen zu finden war. Und in jüngster Zeit hat das Team nach dem Weggang von Teamchef Jost Capito und seinem technischen Direktor Francois-Xavier Demaison neue Unsicherheiten erlebt.

Es wird keine leichte Aufgabe für Vowles sein, die Geschicke des Teams schnell wieder in die richtigen Bahnen zu lenken. Denn er kommt zu einem Zeitpunkt, an dem ein Großteil der Arbeit am Auto für 2023 bereits abgeschlossen ist.

Die Liste der Aufgaben, die er zu erledigen hat, ist lang, denn er muss ein neu strukturiertes technisches Team zusammenstellen, um den neuen Herausforderer so schnell wie möglich voranzubringen.

Vowles: Neue Teamkultur als Fokus

Doch während Entscheidungen über die technische Abteilung und die allgemeine interne Struktur für Vowles wichtig sein werden, gibt es eine Sache, die seiner Meinung nach Vorrang vor allem anderen hat: eine neue Teamkultur.

Denn das Team, das er in den frühen 1990er Jahren in Silverstone während seiner dominanten Ära noch als Zuschauer beobachtet hat, befindet sich jetzt in einer ganz anderen Situation.

Wie Vowles sagt: "Wenn Sie mich fragen würden, welches die bekanntesten und ikonischsten Marken des Sports sind, käme mir Williams in den Sinn. Es ist voll von unglaublich talentierten Leuten, die in den vergangenen Jahre nur ein bisschen leiden mussten. Aber es hat großes Potenzial."

Vowles ist der Meinung, dass es für die Gestaltung einer besseren Zukunft für Williams entscheidend ist, die Stimmung im Team zu heben und die Mannschaft dazu zu bringen, an ihre zukünftige Ausrichtung zu glauben.

Eine neue Mentalität und eine veränderte Kultur sind die Grundlagen, die nach Vowles' Ansicht gelegt werden müssen, bevor andere Veränderungen die Verbesserungen bringen können, die notwendig sind, um in der Hackordnung aufzusteigen.

Dorilton bildet wichtiges Fundament

Auf die Frage, woran es Williams seiner Meinung nach im Moment mangelt, sagt Vowles: "Wenn man leidet und als Organisation absteigt, weil man leidet, wird es Jahr für Jahr nicht besser, es sei denn, man nimmt Veränderungen vor - eine Änderung der Kultur, eine Änderung der Methoden und Systeme."

"Ich vermute, dass vieles davon darauf zurückzuführen ist, dass wir, wenn wir ein paar Jahre zurückgehen, nicht die Stärke hatten, die Dorilton (Teameigentümer; Anm. d. R.) mitbringt."

"Dorilton will und wird wirklich den richtigen Betrag investieren, um aus diesem Team ein leistungsfähiges Team zu machen. Und ich glaube nicht, dass dies noch vor ein paar Jahren der Fall war. Es wird wohl eine Weile dauern, bis die Wirkung einsetzt."

"Ich gehöre zu denjenigen, die eine Veränderung herbeiführen wollen, aber ein Einzelner wird es nicht schaffen. Was wir brauchen, ist eine Verstärkung des technischen Teams, aber auch die Möglichkeit für diejenigen, die intern unglaublich gut sind, zu glänzen und zu gedeihen. Und ich vermute, dass das Umfeld, das sie bisher hatten, eine Zeit lang nicht gerade förderlich dafür war."


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Obwohl Vowles von einem Mercedes-Team kommt, das dafür bekannt ist, die Turbo-Hybrid-Ära der Formel 1 zu dominieren, heißt das nicht, dass er nur weiß, wie es ist, zu gewinnen.

Aus erfolglosen Zeiten kann man lernen

Vergangenes Jahr gab es bei Mercedes definitiv einige harte Zeiten, als das Team in der Frühphase der Saison mit den Problemen kämpfte. Außerdem war Vowles während der schwierigen Anfangszeit von British American Racing in Brackley an Bord, als das Team in den frühen 2000er Jahren lange Zeit keine Punkte holte.

"Ich habe das Glück, Misserfolge auf einem Niveau erlebt zu haben, das viele von Ihnen leider öffentlich gesehen haben", sagte er vergangene Woche bei einem Mediengespräch. "Selbst vor Mercedes gab es Zeiten, in denen wir in einer sehr schlechten Position waren: Wir haben zwölf Rennen lang keinen Punkt geholt."

"Der wirkliche Gewinn, den man daraus ziehen kann, ist, dass man eine Kultur einführen muss, die es jedem ermöglicht, zu erkennen, dass man selbstbestimmt agieren muss. Man muss sich weiterentwickeln, man muss als Einheit vorankommen, und es muss eine gemeinsame Bewegung sein."

"Ich habe den starken Verdacht, dass wir uns gerade in einer Situation befinden, in der diese Zusammenarbeit nicht ganz auf dem Niveau ist, auf dem sie sein könnte oder sein sollte, einfach weil es ein paar Jahre des Schmerzes gab."

Vowles hat bei Mercedes viel gelernt

Da er den Weg von Mercedes von einem Team, das um Punkte kämpfte, zu einem Team, das zeitweise jedes Rennen gewinnen wollte, miterlebt hat, verfügt Vowles über einen enormen Erfahrungsschatz. Er weiß, wie die Dinge in einer erfolgreichen Organisation ablaufen müssen.

"Wenn wir unser Führungsteam fragen, was das wichtigste Element des Teams ist, kommen wir bei Mercedes immer wieder auf zwei Dinge zurück: Menschen und Kultur", verrät er.

"Es geht nicht um die Fertigungshalle, nicht um die Werkzeuge im Windkanal, nicht um den Fahrer im Loop-Simulator. Es kommt auf die Menschen und die Kultur an. Und ich glaube, dass genau das auch bei Williams der Fall ist."

"Bevor ich dort einen Fuß hineinsetze, weiß ich nicht, wo wir im Moment stehen, aber meine Priorität ist es, sicherzustellen, dass jeder versteht, dass es darum geht, zusammenzuarbeiten."

"Es geht um Empowerment. Es geht darum, seine Kollegen mit dem Respekt zu behandeln, den man von ihnen zurückhaben will, das Wachstum, das man von ihnen zurückhaben will, sodass wir gemeinsam auf ein Ziel hinarbeiten können", sagt Vowles.

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Toto Wolff traut Vowles zu, Williams als Team wieder auf Spur zu bringen Zoom Download

Die vielleicht größte Bestätigung für seine Überzeugung, dass Kultur so wichtig ist, kommt von seinem ehemaligen Teamchef Toto Wolff. Dieser vertritt schon lange die Ansicht, dass sie ein Schlüsselfaktor für den Erfolg des deutschen Automobilherstellers ist.

Wolff: Es kommt auf die Menschen an

Über seine Wahrnehmung von Mercedes sagt Wolff: "Als wir die Reise begannen, war die vorherrschende Philosophie: Das ist ein Rennwagen, und ein Rennwagen braucht eine gute Aerodynamik, einen starken Motor und so weiter und so fort."

"Aber es wurde fast immer vernachlässigt, dass das Rennteam eine Gruppe von Menschen ist, die sich auch auf eine Reise begeben haben. Und diese Menschen haben Hoffnungen, Träume, Ziele und Ängste, all das."

"Ich denke, dass wir es bei Mercedes geschafft haben, eine Struktur zu schaffen, in der sich alles um die Person dreht. Wir kümmern uns. Und wir glauben daran."

"Wenn man eine Organisation aufbaut, die das jeden Tag demonstriert, dann kann man außergewöhnliche Leistungen erzielen", betont Wolff. "Das ist zwar keine Garantie für immer, wie wir 2022 gesehen haben. Aber die Kultur und die Werte sind das Immunsystem jeder Organisation."

"James war Teil dieser Reise, auf der wir unsere Kultur entwickelt und Ziele definiert haben. Und so wird er in der Lage sein, dies auf die Williams-Organisation zu übertragen."

"Ich habe keinen Zweifel daran, dass James innerhalb der Organisation Talente, engagierte und ehrgeizige Menschen entdecken wird. Und wenn er - als engagierter Teamchef - all das in eine positive Mentalität und ein sicheres Umfeld einbettet, kann Williams meiner Meinung nach sehr wohl die Wende schaffen."

"Es fängt immer an der Spitze an und muss sich dann auf die gesamte Organisation ausbreiten", weiß Wolff. "Ich habe bei Williams gearbeitet. Ich habe es geliebt, dort zu sein. Und ich habe keinen Zweifel daran, dass James das auch tun wird."

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