• 21. Januar 2023 · 10:20 Uhr

Darum hat Alpine die Probleme mit dem Renault-Motor in Kauf genommen

Alpine hatte in der Formel-1-Saison 2022 starke Probleme mit der Zuverlässigkeit des Renault-Motors, doch dieses Risiko ist man bewusst eingegangen

(Motorsport-Total.com) - Der Beginn des Motorenfreeze im vergangenen Jahr war für Alpines Motorenpartner Renault gleichzeitig die beste und die schlimmste Zeit. Der überarbeitete Renault E-Tech RE22 brachte nicht nur einen ordentlichen Leistungssprung, sondern auch ein kompaktes Design, das die Aerodynamik des A522 verbesserte.

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Fernando Alonso und Esteban Ocon standen mehr als einmal am Rand Zoom Download

Doch die aggressive Suche nach Verbesserungen kam nicht ohne Negativseiten. Viel zu oft glitten Fernando Alonso und Esteban Ocon gute Punkte durch Motorenschäden durch die Finger. Da war es wenig überraschend, dass Alonso über die Probleme und den Preis, den er persönlich dafür zahlen musste, nicht gerade glücklich war.

"Uns fehlen bislang rund 50 Punkte, und jetzt kommen noch einmal acht dazu", sagte er nach seinem Aus beim Formel-1-Rennen in Mexiko. "Das sind 58 oder 60 Punkte in einem Jahr für mein Auto, was nicht akzeptabel ist."

Doch trotz der schwierigen Momente, die es so aussehen ließen, als hätte Renault etwas ziemlich falsch gemacht, war es in Wahrheit ein kalkuliertes Risiko. Denn genau wie Ferrari wusste auch Renault, dass es angesichts der bis Ende 2025 eingefrorenen Motoren keinen Spielraum dafür gibt, sich im vergangenen Jahr in Sachen Leistung zurückzuhalten.


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Denn technische Veränderungen sind nur noch aus Gründen der Zuverlässigkeit erlaubt. Die PS, die man beim Motor 2022 liegen lässt, sind im Grunde für immer verloren. Die Taktik war daher, alles, was Performance bringt, reinzuschmeißen - auch wenn das bedeutet, dass die Zuverlässigkeit am Anfang nicht passt.

Das hat zwar die Tür für die Probleme geöffnet, die Alpine im Laufe des Jahres ereilte, aber man hat kurzfristigen Schaden für langfristigen Nutzen in Kauf genommen. Das würde sich später auszahlen, da das Endprodukt nach der Behebung der Zuverlässigkeitsprobleme insgesamt viel besser sein würde als ein super-sicheres Design mit niedrigerer Leistung.

Motorenchef: "Sind enormes Risiko gegangen"

Renaults Motorenchef Bruno Famin ist offen, wenn er sagt, dass der Hersteller keinen konservativen Ansatz gewählt hat: "Wir sind enormes Risiko gegangen", sagt er über die Situation im vergangenen Jahr.

"Das Risiko, das wir eingegangen sind, bestand darin, dass wir versucht haben, den Motor so leicht wie möglich zu entwickeln, und dass wir das Risiko eingegangen sind, nicht den vollständigen Validierungsprozess durchzuführen, den wir normalerweise gemacht hätten", so Famin.

"Wir wollten wirklich bis zum letzten Moment pushen, und manchmal ein bisschen zu spät, weil wir einige Probleme hatten. Aber wir wollten wirklich das Maximum aus der Entwicklung herausholen."

Er weiß, dass dieser Ansatz zu einigen schwierigen Momenten geführt hat, er sagt aber auch, dass es das Richtige war: "Ich glaube, die Strategie war gut, auch wenn es einige Probleme gab", sagt er. "In Singapur gab es zwei Probleme, die aber sehr seltsam waren. Denn zwei unterschiedliche Probleme innerhalb von acht Runden zu haben, war ziemlich unglaublich."

"Aber alle anderen Probleme, die wir hatten, betrafen eher die Nebenaggregate: Wasserpumpe, Kraftstoffpumpe. Und wir sind ziemlich optimistisch, dass wir das für 2023 lösen können", so Famin.

Probleme für 2023 gelöst?

Alpine arbeitet für 2023 an einer neuen Wasserpumpe und an Anpassungen anderer Elemente, damit man nicht wieder in die Probleme der vergangenen Saison rennt. Das bedeutet auch, dass man keine Performance opfern muss, um die Schwierigkeiten in den Griff zu bekommen.

"Ich denke, wir werden nirgends zurückfahren", fügt Famin über die für dieses Jahr geplanten Schritte hinzu. "Wir werden arbeiten, und wir arbeiten bereits intensiv an Details, vor allem auf der Seite der Nebenaggregate."


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"Aber der zweite Teil ist, dass wir unsere Validierungsprozesse vorantreiben. Wir versuchen, sie zu verbessern und sie auf die bestmögliche Art und Weise durchzuführen, viel besser als wir es für 2022 getan haben", so der Motorenchef.

"Wenn wir es in 2022 nicht vollständig getan haben, dann nicht, weil wir es nicht wollten. Sondern weil wir es vorgezogen haben, die Entwicklung voranzutreiben. Das Ziel für 2023 ist also, das gleiche Leistungsniveau zu halten und alles zuverlässig zu machen."

Die Suche nach Verbesserungen geht weiter

Und gerne würde Renault auch die Performance verbessern. Das ist durch den Freeze zwar schwierig, dennoch sucht der Hersteller nach Wegen, um etwas mehr Pace herauskitzeln zu können.

"Den Regeln zufolge kann man die Performance nicht einfach verbessern", weiß Famin, "aber was wir tun können, ist, die Performance des Autos durch das Packaging zum Beispiel zu verbessern. Wir können uns vorstellen, eine Ansaugleitung oder die Auspuffleitung zu ändern, um unseren Kollegen aus Enstone eine bessere Aerodynamik zu ermöglichen."

"Wir arbeiten auch am Energiemanagement. Aber auch hier werden wir sehr eingeschränkt sein. Wir werden nur noch eine Softwareversion pro Jahr haben, also wird es sehr begrenzt sein", sagt er weiter. "Es geht darum, voranzukommen, auch wenn der Zugewinn sehr gering ist. Es geht nicht um reine Leistung. Es geht mehr um Fahrbarkeit und Integration/Aerodynamik."

Die Performancesprünge dürften zwar sehr gering sein, doch genau aus diesem Grund ist Alpine das Risiko im vergangenen Jahr eingegangen. 2023 wird nun zeigen, ob sich diese Taktik auch ausbezahlt hat.

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