• 25. Januar 2022 · 13:11 Uhr

Rennvorbereitung: Warum immer mehr F1-Fahrer mit Lichtsensoren trainieren

Es gehört für viele Formel-1-Piloten längst standardmäßig zur Vorbereitung an einem Rennwochenende: das Training mit Lichtsensoren, um die Reflexe zu schärfen

(Motorsport-Total.com) - Für die meisten Formel-1-Fahrer spielen Rituale vor dem Rennen eine wichtige Rolle. Einige entscheiden sich dafür, sich für eine Weile komplett abzuschotten, um den Kopf frei zu bekommen. Andere kicken hinter den Garagen ein paar Bälle, um die Herzfrequenz zu erhöhen und ihre Reaktion zu schärfen.

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Max Verstappen hat die BalzePod-Technologie ebenfalls für sich entdeckt Zoom Download

Pierre Gasly wird zum Beispiel oft beim Reaktionstest mit seinem Trainer beobachtet, der Tennisbälle aus seiner Hand fallen lässt, die der AlphaTauri-Fahrer fangen soll.

Ähnlich funktioniert auch das BlazePod-System, das sich immer größerer Beliebtheit erfreut. Mit seinen Lichtsensoren und der dazugehörigen Handy-App wird es von zahlreichen Sportstars - unter anderem aus dem Fußball, der NFL, dem Tennis, der Formel 1, der MotoGP und der NBA - genutzt, um den Geist zu stimulieren.

Demnach trainieren derzeit rund 300.000 Profi- und Amateursportlern auf der ganzen Welt mit BlazePod, darunter auch eine nicht näher bezifferte Anzahl von Formel-1-Fahrern. Alex Albon gehörte zu den ersten Nutzern. Andere Red Bull-Fahrer wie Max Verstappen, Sergio Perez und Pierre Gasly zogen nach.

Die Handhabung ist simpel: Mithilfe einer Reihe von Leuchtstationen - entweder auf einem Schreibtisch platziert oder an einer Wand montiert - reagieren die Fahrer auf die leuchtenden Blinkimpulse, indem sie so schnell wie möglich darauf drücken.

Dieses Reflextraining soll ihnen helfen, das bestmögliche "Priming" zu erreichen. Damit wird ein psychologischer Prozess beschrieben, bei dem der Körper einem Reiz ausgesetzt wird, um die Reaktion auf einen späteren Reiz positiv zu beeinflussen.

Schnellere Reaktionszeit dank Training mit BlazePod

Im Formel-1-Kontext bedeutet das: Indem man die Reflexe mit den BlazePods anregt, bevor die Fahrer in ihre Autos steigen, sollten ihre Reaktionen (sowohl kognitiv als auch physisch) in der Sekunde, in der sie raus auf die Strecke kommen, am besten sein - und nicht erst nach den ersten paar gefahrenen Runden.

Was die Blazepods für eine Vielzahl von Sportarten so attraktiv macht, ist, dass sie sehr leicht zu transportieren sind, dass sie mit einer einfachen App leicht zu bedienen sind und dass sie individuell angepasst werden können. Die Athleten können die Reaktionstests so schwer oder so leicht einstellen, wie sie wollen.

Doch nicht nur deshalb ist das System bei den Sportstars so beliebt, weiß Blazepod-Gründer Yaniv Schneiderman: "Wir können die Tatsache nicht ignorieren, dass es Spaß macht, dieses Gerät zu benutzen. Es ist amüsant, aber die Profis lieben es wirklich."

"Sie gehen zu dieser intensiven Trainingseinheit, aber sie wissen, dass es Spaß machen wird, dass es eine spielerische Erfahrung sein wird", sagt Schneiderman.

Dabei spricht es für die Vorteile des Systems, dass die Formel-1-Fahrer es auf eigene Faust nutzen: Es besteht weder eine offizielle Partnerschaft mit einem Team, noch werden die Piloten aufgrund eines Marketing-Deals dazu gedrängt, es zu verwenden.

System liefert wertvolle Daten für Fahrer und Team

Stattdessen wird es eingesetzt, weil es funktioniert und die Fahrer überzeugt. "Es geht darum, den Geist herauszufordern, um das Nervensystem zu wecken und den Körper auf die Action vorzubereiten", erklärt Simon Jacobs, Leiter der Abteilung für Aus- und Weiterbildung bei BlazePod, im Gespräch mit 'Motorsport.com'.

"Wenn sie dann ins Auto steigen, sei es für das Qualifying oder das Rennen selbst, sind sie bereit und können loslegen. Sie werden viel schneller auf alle Reize reagieren, die sie vor sich sehen", hebt Jacobs die Vorteile des Trainings mit BlazePod hervor.

Es liefert zudem wertvolle Daten. Denn das System überwacht jeden Vorgang: Es zeigt die genaue Reaktionszeit für jede Reaktion, wie oft die Fahrer daneben lagen und wie sich ihr Fortschritt während der Dauer eines Tests verändert. Diese Daten werden gespeichert, um den Fortschritt im Laufe der Zeit zu verfolgen.

Jacobs fügt hinzu: "Man bekommt Zahlen geliefert und kann die Fortschritte sehen. Die App zeichnet nicht nur die Zeit auf, sondern man sieht auch, in welcher Bewegung derjenige Fortschritte oder eben keine Fortschritte macht. Stagniert er hier oder dort?"

"Es geht darum, die Daten zu verstehen, die man erhält, und wie man diese Daten nutzen kann, um seine Athleten weiterzubringen. Sicherlich macht es Spaß, aber um zu verstehen, was man tatsächlich davon hat, muss man das von der professionellen Seite angehen, die Daten analysieren und dann den Athleten voranbringen."

Unternehmen sieht künftig weitere Einsatzgebiete

Blazepod ist ein relativ neues Start-up, das 2017 gegründet wurde. Jacobs glaubt, dass es sein Angebot erweitern und Sportlern künftig einen noch größeren Nutzen bieten kann.

"Es ist großartig zu sehen, dass sie es für das Priming verwenden, aber sie können es auch für andere Dinge nutzen", sagt er und zählt auf: "Sie könnten es für ihr Kraft- und Konditionstraining verwenden. Sie könnten es für ihre Reha verwenden. Sie können es für ihre Entscheidungsfähigkeit und Effizienz nutzen."

"Wenn man ein Auto mit der Geschwindigkeit fährt, mit der sie fahren, muss man schnell auf Autos reagieren, die von links und rechts auf einen zukommen, und es müssen Entscheidungen innerhalb von Millisekunden getroffen werden. Wir können dabei helfen."

Jacobs zieht den Vergleich zum American Football: "Wenn ich mit einem Linebacker arbeite, der so schnell wie möglich auf einen Reiz reagieren muss, um einen Quarterback zu sacken, müssen wir dasselbe tun: eine sportartspezifische Übung entwickeln."

"Wir nehmen unsere Lichter und richten sie auf ein bestimmtes Ziel aus: Wir verwenden dieselben Lichter, um das gleiche Ergebnis zu erzielen - schneller reagierende Sportler."

Einige Sportarten müsse man dazu drängen, die Vorteile zu erkennen, räumt Jacobs ein. "Aber es gibt auch andere Sportarten wie die Formel 1, bei denen man immer nach einem Vorteil sucht, um nach vorne zu kommen, und das ist ziemlich spannend."

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