• 05. August 2019 · 07:58 Uhr

Wer letzte Nacht am besten geschlafen hat

Mit seinem ersten Formel-2-Sieg in Ungarn hat Mick Schumacher einen weiteren Schritt Richtung Formel 1 gemacht - Überstürzen sollte man jetzt allerdings nichts

(Motorsport-Total.com) - Liebe Leserinnen und Leser,

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Mick Schumacher hat einen weiteren Schritt Richtung Formel 1 gemacht Zoom Download

als Formel-1-Fan wird man seit einigen Wochen ziemlich verwöhnt. Nachdem die Königsklasse in Le Castellet noch eines der langweiligsten Rennen der jüngeren Vergangenheit produzierte, folgten in Spielberg, Silverstone und natürlich Hockenheim drei echte Kracher. Und selbst das Rennen in Budapest bot gestern Spannung bis zur Schlussphase.

Und das, obwohl der Hungaroring nicht gerade für spektakuläre Rennen bekannt ist. In diesem Zusammenhang dürfte vor allem auch Mercedes-Chefstratege James Vowles eine mehr als gute Nacht gehabt haben. Seine Taktik sorgte nicht nur dafür, dass sich ein spannendes Fernduell zwischen Lewis Hamilton und Max Verstappen entwickelte. Vor allem bescherte sie Mercedes auch den Sieg.

Wir wollen unser Kolumne in dieser Woche jedoch einmal für einen kleinen Exkurs nutzen. Denn bereits vor der Formel 1 ging am Sonntagvormittag die Formel 2 in Budapest auf die Strecke und brachte dort einen neuen Sieger mit einem großen Namen hervor. Ein gewisser Mick Schumacher konnte dort am achten Wochenende der Saison seinen ersten Sieg feiern.

Teamkollegen-Crash und Co.: 2019 bislang enttäuschend

Eine alte Weisheit besagt, dass der erste Sieg häufig der schwerste ist. Das gilt auch und vor allem für Mick Schumacher. Wer seinen Weg durch die unteren Kategorien etwas verfolgt hat, der hat bemerkt dass er in der Regel etwas Eingewöhnungszeit braucht. Bezeichnend dafür ist sein Weg zum Formel-3-EM-Titel. Dort brauchte er eineinhalb Jahre, ehe der Knoten richtig platzte.

Blieb er in seiner Rookie-Saison 2017 und der ersten Hälfte der Saison 2018 ohne Sieg, siegte er nach seinem ersten Triumph in Spa Mitte des Jahres plötzlich alles in Grund und Boden und wurde am Ende Meister. Deswegen habe ich persönlich bereits vor der Formel-2-Saison 2019 davor gewarnt, von Schumacher in seinem ersten Jahr zu viel zu erwarten. So kam es bis Ungarn auch.

Denn wirklich rund lief seine Karriere im Formel-1-Unterbau bislang nicht. "Ich bin einfach froh, dass ich das ganze Pech einmal hinter mir lassen und gute Punkte sammeln konnte", atmet er selbst nach dem Rennen gestern durch. Denn die Saison 2019 war bislang geprägt von Rückschlägen. Negativer Höhepunkt war dabei das Hauptrennen in Le Castellet, als er von seinem eigenen Teamkollegen Sean Gelael abgeräumt wurde.

Mick Schumacher braucht Zeit

Nun also sein erster Sieg im Formel-1-Unterbau. Es ist ein weiterer Baustein in Schumacher Weg, der vorgezeichnet scheint und lediglich ein Ziel haben kann: die Königsklasse. Als Mick 2015 in der deutschen Formel 4 seine Karriere im Formelsport startete, da bestanden bei einigen Beobachtern noch Zweifel daran, dass der Sohn von Michael Schumacher es eines Tages bis in die Formel 1 schaffen würde.


Mick Schumacher: Der Unterschied von F1 und F2

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Mick Schumacher spricht über die Unterschiede zwischen einem Formel-1-Boliden und einem Formel-2-Fahrzeug. Weitere Formel-1-Videos

Sein Talent ließ Schumacher zwar schon damals immer wieder aufblitzen, doch der ganz große Überflieger schien er nicht zu sein. Er fällt nicht in die Kategorie George Russell oder Charles Leclerc, die durch die Kategorien gestürmt sind und jeweils direkt im ersten Jahr den Titel in der Formel 2 gewannen. Schumacher ist ein anderer Typ. Er braucht Zeit, um sich zu entwickeln und zu lernen.

Das ist auch kein Problem, solange das Endergebnis stimmt - wie 2018 in der Formel-3-EM. Der erste Sieg in der Formel 2 könnte nun ein Zeichen dafür sein, dass es dort 2020 ähnlich laufen wird. In diesem Jahr ging und geht es für Schumacher ohnehin nicht darum, den Titel zu gewinnen. Viel wichtiger auf seinem Weg in die Formel 1 wird meiner Meinung nach die kommende Saison sein.

Formel 1? Nur nichts überstürzen

Natürlich ist der Wunsch bei vielen deutschen Fans groß, Mick so schnell wie möglich in der Königsklasse zu sehen - am liebsten im Ferrari. Realistisch ist dieses Szenario allerdings nicht. Ich habe im Podcast 'Starting Grid' bereits vor Monaten gesagt, dass 2021 für Mick ein guter Zeitpunkt wäre, um den Aufstieg in die Formel 1 zu wagen - die entsprechenden Ergebnisse vorausgesetzt.


Fotostrecke: Mick Schumacher im Weltmeister-Ferrari F2004

Seinen Sieg in Ungarn verdankte Schumacher auch der umgekehrten Startaufstellung. Er ging von der Pole ins Rennen, nachdem er im Hauptrennen Achter geworden war. Das soll seine Leistung keinesfalls schmälern, denn ein Kinderspiel war der Sieg natürlich nicht. Erwähnen muss man diesen Umstand allerdings. Der Sieg in Ungarn hat trotzdem gezeigt, dass 2021 ein realistischer Zeitpunkt für einen Aufstieg sein könnte.

Bislang wurde Micks Karriere im Hintergrund sehr sorgsam geplant, kein Schritt wurde überstürzt. Daran wird sich nichts ändern. Mick Schumacher wird den Wechsel in die Formel 1 erst dann wagen, wenn er wirklich bereit dafür ist. Verantwortlich dafür ist Sabine Kehm, die einst Michael managte und sich mittlerweile um Micks Karriere kümmert. Dazu gehört es auch, unnötigen Druck von außen so weit es geht von ihm fernzuhalten.

Mick Schumacher geht seinen eigenen Weg

Im Kartsport fuhr er früher unter dem Namen Mick Betsch, dem Mädchenname seiner Mutter Corinna, um bloß nicht zu viel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Spätestens mit dem Wechsel in den Formelsport war es natürlich nicht länger möglich, Micks Karriere komplett unter dem Radar laufen zu lassen. In Ungarn sorgte sein Sieg bei der offiziellen Pressekonferenz für einen gewaltigen Journalistenansturm.

Dazu muss man wissen: In den Nachwuchsserien sind die PKs im Normalfall relativ spärlich besucht. Doch der Name Schumacher zieht eben. Und natürlich ist es auch dieser Name, der Mick im Fahrerlager einige Türen geöffnet hat. Ob er es zum Beispiel ohne seinen Namen und seine Verbindungen in den Nachwuchskader von Ferrari geschafft hätte? Geschadet haben die Umstände jedenfalls nicht.

Trotzdem wäre es falsch, das ganze als Marketinggag abzutun. Natürlich ist es ganz nett, Mick Schumacher in Hockenheim im alten F2004 seines Vaters zu sehen. Doch der 20-Jährige will seinen eigenen Weg gehen. Und es wird immer wahrscheinlicher, dass er das auch schaffen wird. Ob ihn dieser bis zum Formel-1-Titel führen wird, das lässt sich heute noch nicht seriös beurteilen.

Ich bin mir aber mittlerweile fast sicher, dass wir Mick früher oder später in der Formel 1 sehen werden. Noch nicht 2020. Aber vielleicht ja 2021 - also 30 Jahre nach dem Debüt seines Vaters.

Ihr Ruben Zimmermann Ruben Zimmermann

P.S.: "Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat" fand jahrelang jeden Montag auf unseren Portalen Formel1.de und Motorsport-Total.com statt. 2019 ist sie umgezogen zu de.motorsport.com. Wen es dieses mal getroffen hat, können Sie hier nachlesen!

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