• 13. April 2019 · 12:47 Uhr

"Ziemliches Chaos": Darum setzten die Haas-Piloten keine Zeit in Q3

Die beiden Haas-Piloten waren in Q3 zu spät dran, um noch eine Zeit zu setzen - Warum das Team dieses "Risiko" eingegangen ist und sich letztendlich verzockte

(Motorsport-Total.com) - Kevin Magnussen und Romain Grosjean werden am Sonntag von den Plätzen neun und zehn in den Großen Preis von China starten. Im letzten Qualifyingsegment setzten die beiden Haas-Piloten keine Zeit mehr. Eine bewusste Entscheidung? Nein, denn dem Team ging am Ende schlicht und ergreifend die Zeit aus. Magnussen und Grosjean schafften es nicht mehr rechtzeitig über die Linie.

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Romain Grosjean und Kevin Magnussen waren in Q3 am Ende nur noch Zuschauer Zoom Download

"Es war ein ziemliches Chaos", seufzt Magnussen und erklärt im Hinblick auf den Verkehr: "Am Ende war es ein bisschen zu viel, und das hat ein paar Fahrer um eine Runde gebracht." Auch die beiden Red-Bull-Piloten hatten dadurch keinen zweiten Versuch in Q3 mehr. Der Unterschied: Max Verstappen und Pierre Gasly hatten bereits zuvor eine Zeit gesetzt - die Hass-Piloten nicht.

Ein Fehler des Teams also, weil man Magnussen und Grosjean zu spät rausschickte? "Es ist nicht so, dass wir zu spät rausgegangen wären - rückblickend natürlich schon. Aber unter normalen Umständen wäre es okay gewesen", nimmt Magnussen sein Team in Schutz. Und Teamchef Günther Steiner erklärt: "Hinterher kann man natürlich sagen, dass man es hätte besser machen können."

"Aber ich denke, in unserer Position muss man solche Risiken eingehen - denn sonst wird man sowieso Letzter", so Steiner. "Alle gingen zur gleichen Zeit raus", erklärt Magnussen. Das stellte Haas vor ein Problem, denn im Prinzip hatte man dadurch nur zwei Optionen: Entweder hätte man die Autos vor allen anderen herausschicken müssen - oder eben ganz am Ende der Schlange.

Kein Unterschied, ob ganz vorne oder ganz hinten

Wichtig ist dabei die Position der Teams in der Boxengasse. Zur Erinnerung: Mit Mercedes, Ferrari, Red Bull, Renault und Haas schafften insgesamt fünf Teams den Sprung in Q3. Von diesen fünf Teams hat Haas die hinterste Box, also die, die dem Boxenausgang am nächsten ist. "Nachdem Mercedes angefangen hat, sind alle nacheinander rausgefahren. Und unsere Jungs kamen nicht vernünftig dazwischen", erklärt Steiner.

Schnell nacheinander fuhren die anderen acht Autos auf die Strecke. Für Haas gab es so keine Möglichkeit, sich irgendwo dazwischen einzuordnen, ohne eine "unsichere Freigabe" zu riskieren. So stand man schließlich ganz am Ende der Schlange. Wäre es also besser gewesen, die Autos ganz vorne rauszuschicken? Auch das wäre laut Steiner ein Nachteil gewesen.

"Hätten wir es anders gemacht, wäre das Endresultat auch nicht anders gewesen", glaubt er. "Wir sind einige Risiken eingegangen, und es hat sich eben nicht ausgezahlt", zuckt er die Schultern und antwortet auf die Frage, ob man beim nächsten Mal anders entscheiden werde: "Das entscheiden wir beim nächsten Mal. Es hängt von der Situation ab. [...] Es ist nicht die gleiche Strecke, und alles wird anders sein."

"Wir sind uns gegenseitig gefolgt, und das war schon sehr eng. Am Ende der Runde wusste man dann gar nicht mehr, ob man versuchen soll, jemanden zu überholen", berichtet Magnussen. Zwar hätten er und Grosjean versuchen können, auf der Outlap das ein oder andere Auto zu überholen. Doch Steiner wirft ein: "Wenn man versucht, jemanden zu überholen, und es dann zu einer Berührung kommt, was glaubt ihr, wer dann die Strafe bekommt?"

Wäre die dritte Startreihe möglich gewesen?

"Letztendlich hat es keinen Sinn ergeben", so Steiner. Das Team sei in der Situation im Prinzip nur noch "ein Passagier" gewesen. "Ich habe niemanden angegriffen, [...] weil meine Chancen ziemlich schlecht gewesen wären, auch tatsächlich jemanden zu überholen", bestätigt Magnussen, der erklärt, dass sich die anderen Piloten im Zweifel sowieso verteidigt hätten. Zudem habe man erst "etwas zu spät" gemerkt, dass die Zeit nicht mehr reichen wird.

Und so konnten er und Grosjean im Cockpit nur noch hilflos zuhören, wie ihre Renningenieure sie am Funk herunterzählten, bevor sie die Linie überfahren konnten. "Vielleicht hatten wir unsere Uhren nicht auf chinesische Zeit umgestellt", witzelt Grosjean, der glaubt, dass er sogar bis auf Platz sechs nach vorne hätte fahren können. "Ich denke, wir hätten die Chance gehabt, etwas weiter vorne zu landen", erklärt auch Magnussen.


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"Aber es ist nicht das Ende der Welt", sagt der Däne und ergänzt: "Ich denke nicht, dass es ein schlechtes Qualifying war. Wir haben nur die letzte Möglichkeit am Ende verpasst." Auch Steiner erklärt, dass die Plätze neun und zehn generell "ziemlich gut" seien. "Wir dürfen nicht vergessen, dass wir neben Ferrari und Mercedes das einzige Team sind, das es in den ersten drei Rennen mit beiden Autos immer in Q3 geschafft hat", so Steiner.

Zudem konnte Haas am Samstag einige Fortschritte machen. Nachdem man am Freitag im zweiten Training noch auf den Plätzen 16 und 17 gelandet war, habe man das Auto zum Qualifying klar verbessern können. "Damit war ich zufrieden", berichtet Grosjean und ergänzt: "Das Auto ist ganz anders als gestern. Da waren wir auf einer Runde und beim Longrun nicht so gut, wie wir sein wollten."

Kampf gegen Renault im Rennen?

Außerdem konnte man - zumindest temporär - das Problem am Frontflügel beheben. Am Freitag war ein Teil des Flügels am Grosjean-Auto einfach abgeknickt. "Wir haben eine Lösung gefunden, die uns durch das Wochenende bringen sollte", erklärt Steiner bei 'Sky'. Nach dem Grand Prix werde man eine bessere Lösung suchen, um das Problem gleich an der Ursache zu beheben. "Das wird passieren, wenn wir wieder in der Fabrik sind", so Steiner.

Und was ist im Rennen am Sonntag drin? "Wir können gegen die Renaults kämpfen, und hoffentlich wird es morgen ein gutes Rennen", gibt sich Steiner optimistisch, und Grosjean erklärt: "Ich denke, wir haben [beim Set-up] die richtigen Entscheidungen getroffen. Aber das wird sich erst morgen zeigen." Ein Faktor könnten die Reifen werden. Magnussen und Grosjean müssen auf Soft starten, die Autos dahinter haben freie Wahl.


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Das könnte ein Nachteil sein, denn der Soft gilt in China als der schlechtere Reifen. Grosjean bestätigt, dass ein Start auf Soft nicht die bevorzugte Strategie sei. "Manchmal gibt es viele Vorhersagen, und dann kommt es doch anders", ergänzt er jedoch und erinnert: "In Australien wollte zum Beispiel niemand den harten Reifen verwenden." Letztendlich habe dieser dann aber dort doch sehr gut funktioniert.

Ohnehin hatte Haas auch zuletzt in Bahrain Probleme mit den Reifen. "Natürlich haben wir Bahrain noch gut im Kopf", grübelt auch Grosjean, und Steiner glaubt, dass man mit den Pneus "etwas mehr Schwierigkeiten" als die anderen habe. Grosjean geht allerdings davon aus, dass man die größten Probleme gelöst habe. "Renault sah gestern auf den Longruns sehr stark aus. Wir werden sehen, ob wir mit ihnen mithalten können", so der Franzose.

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