• 11. Dezember 2018 · 15:03 Uhr

Paddy Lowe: Ohne Formel 1 würde heute kein Tesla auf der Straße fahren

Wieso Williams-Technikchef Paddy Lowe glaubt, dass die Formel 1 den Elektroauto-Trend ermöglicht hat, und geniale Ideen unter der Dusche nicht mehr möglich sind

(Motorsport-Total.com) - Williams-Technikchef Paddy Lowe ist der Ansicht, dass der aktuelle Trend hin zum Elektroauto ohne die Formel 1 gar nicht möglich gewesen wäre. "Zwei Jahre vor der KERS-Einführung im Jahr 2009 schien eine elektrische Lösung noch ausgeschlossen, und alle gingen von der Schwungrad-Lösung aus", spielt er darauf an, dass 2007 die Lithium-Ionen-Akkus im Verhältnis zur Größe noch nicht ausreichend Leistung speichern konnten, und man daher glaubte, die Energie mechanisch speichern zu müssen.

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KERS hat nicht nur die Formel 1 revolutioniert, glaubt Paddy Lowe Zoom Download

Durch die Anforderungen in der Formel 1 wurde die Technik aber in Windeseile weiterentwickelt. "Wir haben es dann geschafft, die Erwartungen bei der Leistungsdichte um das 100-fache zu überschreiten. Und das ist meiner Meinung nach der Grund, warum heute ein Tesla ganz normal auf der Straße fährt. Auch er benötigt bei den Batterien diese Leistungsdichte - und sie kommt aus der Formel 1."

Überhaupt sei der Grand-Prix-Sport heute ein Musterbeispiel, wenn es darum gehe, Dinge rasch und effizient umzusetzen und Innovationen voranzutreiben. "Darüber werden heute Bücher geschrieben", sagt Lowe.

Geniale Ideen unter der Dusche

Das war aber nicht immer so: Als der Missionarssohn, dessen Eltern in Afrika für die Kirche warben, vor 31 wegen seiner Erfahrung mit Steuereinheiten für Verpackungsmaschinen zu Williams kam und dort der aktive Radaufhängung zum Durchbruch verhalf, waren im Vergleich zu heute Bastler am Werk.

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Paddy Lowe kam im Erfolgsjahr 1987 dank seiner Elektronikkenntnisse zu Williams Zoom Download

"Ich nenne diese Ära gerne die 'Wild-West'-Zeit", sagt Lowe. "Damals konnte man sich noch in der Dusche überlegen, wie man eine Traktionskontrolle, eine Servolenkung oder ein aktives Sperrdifferenzial baut. Das Reglement hat uns nicht eingeschränkt, wir haben es einfach gemacht. Uns fehlten nur die Fähigkeiten und die Vorstellungskraft, um das gut hinzukriegen."

Obwohl es sich um eine "spannende Zeit" handelte, habe man damals "nicht sehr gut gearbeitet", zeigt er sich selbstkritisch. "Es frustriert mich heute noch, wie schlecht wir damals waren. Wenn man sich die damalige Lage anschaut, dann wird auch offensichtlich, dass wir im Vergleich zur Luftfahrtbranche deutlich zurück lagen. Ein Flugzeug war damals viel weiter entwickelt als ein Rennauto."

Budgets viel größer als vor 30 Jahren

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Paddy Lowe arbeitete neben Williams auch für McLaren und Mercedes Zoom Download

Doch warum hat sich das Blatt seitdem gewendet? Für Lowe ist das eine Frage des Geldes. "Wir beschweren uns immer darüber, dass wir zu wenig Geld haben, und es stimmt, dass die Verteilung ein großes Problem ist, aber grundsätzlich haben sogar die armen Teams heute mehr Geld als in der Vergangenheit", erklärt Lowe. "Der Sport wächst also wirtschaftlich und auch technisch, und wir sind viel professioneller als damals."

Während es damals noch darum ging, eine Idee irgendwie zum Laufen zu bringen, sei man heute darauf angewiesen, im engmaschigen Reglement irgendwelche Grauzonen zu finden, um sich einen Vorteil gegen die Konkurrenz zu erarbeiten. "Wenn man eine Lücke im Reglement findet, dann schaut man sich das an und entwickelt innerhalb von Tagen eine raffinierte Lösung", beschreibt er die heutigen Abläufe.

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