• 01. September 2016 · 08:15 Uhr

Maurizio Arrivabene im Interview: "Ich bin stolz auf Ferrari!"

Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene spricht im exklusiven Interview über die Siegchancen in diesem Jahr, den Mythos Ferrari und die Zukunft der Formel 1

(Motorsport-Total.com) - Obwohl man in der Formel-1-Saison 2016 noch keinen Sieg einfahren konnte, ist Maurizio Arrivabene von der Arbeit bei Ferrari angetan. Der Italiener betont die größere Anzahl Podestplätze und zeigt sich beeindruckt, wenn er in Maranello durch die Hallen läuft. Im exklusiven Interview mit 'Motorsport-Total.com' spricht der Teamchef über den weiteren Saisonverlauf, was die Formel 1 in Zukunft anders machen muss und warum Ferrari einen besonderen Stellenwert besitzt.

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Maurizio Arrivabene glaubt trotz der schwierigen Saison 2016 an Ferrari Zoom Download


Frage: "Maurizio, du bist seit fast zwei Jahren im Amt. Die erste Saison war mit drei Siegen ein Aufschwung, aber in diesem Jahr läuft es bislang nicht ganz so komfortabel. Du stehst vor großen Herausforderungen. Wie willst du Ferrari wieder zu den Erfolgen von früher zurückführen?"
Maurizio Arrivabene: "Deine Analyse passt genau. Im vergangenen Jahr lief es ganz gut für uns. Es stimmt, dass wir 2015 mehr Siege hatten, aber man darf nicht immer nur an die oberste Stufe des Treppchens denken."

"In diesem Jahr haben wir im Vergleich zur vergangenen Saison mehr Podestplätze geholt. Was uns fehlt, ist natürlich ein Sieg. Es gab durchaus Rennen, die wir hätten gewinnen können. Es stehen immerhin noch acht weitere Grands Prix in diesem Jahr auf dem Plan. Es ist noch ein bisschen zu früh, Rückschlüsse auf das gesamte Jahr zu ziehen. Ich bin zuversichtlich, dass wir zum Ende der Saison in einer anderen Position sein werden."

"Man darf eines nicht vergessen: Mercedes ist wirklich ziemlich stark. Sie sind stärker als wir erwartet hätten, das muss ich ehrlich zugeben. Ich bin tatsächlich erst seit 18 Monaten im aktuellen Amt, aber ich bin seit 35 Jahren in der Szene unterwegs. Das aktuelle Mercedes-Team ist das stärkste, was ich in der Formel 1 in der ganzen Zeit erlebt habe."


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Frage: "Du hast es in deinen Marlboro-Tagen aus nächster Nähe mitbekommen: das damalige McLaren-Honda-Team, das derart dominiert hat. Denkst du wirklich, dass Mercedes noch stärker ist?"
Arrivabene: "Ja."


Frage: "Auch stärker als Ferrari mit Michael Schumacher?"
Arrivabene: "Na ja, mehr oder weniger. Es wirkt ein bisschen ähnlich. Ich muss meine Aussage vielleicht einschränken. Sagen wir, in den zurückliegenden zehn Jahren gab es kein solch starkes Team wie Mercedes es jetzt ist. Das stärkste zuvor war dann doch wahrscheinlich Ferrari zu Schumacher-Zeiten."

Gesucht: Ein Kuss von der Geliebten

Frage: "Es gibt angesichts der Mercedes-Dominanz zwei Sichtweisen. Entweder sie machen einen unglaublich fantastischen Job, oder drei andere machen einen schlechten Job. Glaubst du, dass Ferrari einen sehr guten Job macht?"
Arrivabene: "Ich finde, dass wir im vergangenen und auch in diesem Jahr gute Arbeit abliefern. Natürlich sind wir noch nicht dort, wo wir uns erwartet hätten - ganz klar, aber die Mannschaft hat aus meiner Sicht in den zurückliegenden 18 Monaten einen beeindruckenden Job abgeliefert."

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Ferrari möchte auf das oberste Treppchen zurück - schon in diesem Jahr Zoom Download

"Wenn man die Siege und Podestplätze in dieser Zeit mal zusammenzählt, dann sind das mehr als in den drei Jahren davor. Das bedeutet, dass der Job gut gemacht wurde. Wir haben sicherlich noch einiges an Weg vor uns, aber wir alle sind fest entschlossen, am Erreichen der Ziele weiter zu arbeiten."


Frage: "Ferrari existiert doch für Siege und nicht für das Erreichen von Podestplätzen. Podestränge sind für Ferrari doch wie ein Kuss der Schwester und nicht wie einer von der Geliebten..."
Arrivabene: "Ja, das stimmt schon. Ich habe keine Geliebte, auch keine Schwester, aber manchmal gibt mir ein Küsschen von der Tochter die gleiche Freude wie ein Kuss der Ehefrau (lacht). Zumindest, wenn man eine Zeit lang davor überhaupt niemanden küssen durfte..."


Frage: "In diesem Jahr gab es die Trennung von Technikchef James Allison, eine Trennung, die sich abgezeichnet hatte und vor der Sommerpause vollzogen wurde. Aus deiner Managersicht: Habt ihr für alle Bereiche die passenden Leute an Bord?"
Arrivabene: "Ich möchte zur Personalie James nicht gern etwas sagen. Wir alle wissen, was ihm widerfahren ist. In der Formel 1 wird so oft über Technik, Werkzeuge und Technologie gesprochen, sodass oftmals vergessen wird, dass letztlich alles von Menschen bewerkstelligt wird."

"Das ist der Grund, warum ich nicht gern über James und die Tragödie, die ihn ereilt hat, sprechen möchte. Ich schaue lieber in die Zukunft. Wie unser Präsident neulich gesagt hat: Wir tun alles, um innerhalb unseres Unternehmens alle Ressourcen auszuschöpfen. Dabei geht es zum Beispiel um außerordentlich talentierte Menschen, die bisher eher im Schatten agiert haben."

"Ganz besonders Sergio Marchionne hat sich in diesen Prozess stark eingebracht. Er hat mit unzähligen Leuten gesprochen. Und wir haben auf diesem Weg sehr talentierte Menschen innerhalb unseres Unternehmens gefunden. Man darf nicht vergessen, dass Ferrari ziemlich groß ist. Wir haben zum Beispiel die GT-Abteilung, in der wir Talente gefunden haben, die bei uns ihren Beitrag leisten können."

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Nach Familientragödie: James Allison ist nicht mehr Teil von Ferrari Zoom Download

"Es gibt immer zwei Wege. Entweder findest du den großen Guru im Fahrerlager, der dir quasi Magie in dein Auto jagt. Der andere Weg ist, dass du einen Herausforderer suchst, der sich dann eine 'magische Gruppe' zusammenstellt. Das ist das, was wir machen werden. Ferrari ist ein großes Unternehmen mit einem großen Ruf. Da empfinden wir hohe Verantwortung. Wir haben tolle Leute."

"Ziel ist es, diese Leute richtig zusammenzustellen, das Ziel klar zu definieren und gemeinsam konsequent darauf hin zu arbeiten. Es sind, wie wir eben schon festgestellt haben, 18 Monate seit ich ins Amt gekommen bin. Es waren nicht 18 Monate ohne Erfolge, sondern es war eine Zeit des Wachsens und Zusammenwachsens. Ziel ist es aber, nicht nur weiter zu wachsen, sondern auch wieder zu gewinnen."

Arrivabene: 2016 Chancen auf den Sieg

Frage: "Natürlich ergibt dieser Ansatz Sinn, denn die Personen aus der vorhandenen Struktur kennen sich, sie sind günstiger zu haben, sie identifizieren sich mit Ferrari. Aber solch eine Suche und Zusammenstellung benötigt Zeit. Hat Ferrari diese Zeit? Bald haben die Formel-1-Verträge nur noch drei Jahre Laufzeit. Sergio Marchionne hat bereits gedroht, man würde notfalls aussteigen. Man muss ihn also schnell von einem Verbleib in der Formel 1 überzeugen..."
Arrivabene: "Ich bin nicht der richtige Mann, um die Frage nach der zukünftigen Ausrichtung zu beantworten. Das kann nur Herr Marchionne selbst sagen."

"Uns ist allen bewusst, dass wir Zeit benötigen, wenn wir unseren eigenen Leuten das Vertrauen schenken. Sie werden lernen. Wenn man talentierte Menschen hat, dann muss man einerseits Zielvorgaben machen und andererseits ein Timing vorgeben. Ich bin sicher, dass wir diese beiden Elemente in der richtigen Form unter einen Hut bekommen werden."


Frage: "Also glaubst du, dass ihr am Ende dieses Jahres siegfähig seid?"
Arrivabene: "Das ist das, was wir uns vorgenommen haben. Wir versuchen es."


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Frage: "Lassen wir mal Glück und besondere Umstände außen vor und schauen nur auf die wahre Performance: Wie weit seid ihr von Siegen entfernt?"
Arrivabene: "Auf bestimmten Strecken werden wir unsere Chancen haben, da bin ich sicher - schon in diesem Jahr. Auf anderen Kursen werden wir kämpfen müssen, hart kämpfen müssen. Ich bin aber wirklich zuversichtlich, dass wir es schaffen können."


Frage: "2017 gibt es erheblich veränderte Regeln. Ist Ferrari darauf entsprechend vorbereitet?"
Arrivabene: "Ja! Wir arbeiten schon seit einigen Monaten daran. Das machen normalerweise aber alle. Wenn es komplett neue Regularien gibt, dann muss man das machen. Es gibt neue Aerodynamik und vieles mehr. Man darf auch die Antriebe nicht vergessen. Ohne die Token-Regel kann man frei entwickeln. Alle im Unternehmen arbeiten an dem Thema, ohne dabei 2016 aus dem Auge zu verlieren."


Frage: "Ferrari hat eine der besten Formel-1-Fabriken. Verschafft euch das die Möglichkeit, gleichzeitig an möglichen Siegen 2016 und am Auto für das kommende Jahr gleichermaßen zu arbeiten?"
Arrivabene: "Ja, das denke ich jedes Mal, wenn ich in Maranello bin und die beiden Eingänge sehe: einmal der Haupteingang an der Hauptzufahrt und dann der andere Eingang zur Gestione Sportiva."


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"Wenn ich in Maranello arbeite und dort mal im Hotel übernachte, dann gehe ich durch die GT-Fabrik, weil es eine Abkürzung ist. Wenn ich dort am frühen Morgen hindurch komme, denke ich jedes Mal: 'Was für eine tolle Firma!' Ich bin richtig stolz darauf. Ich denke, wir haben die notwendigen Ressourcen. Wir haben das Geld. Und nicht zuletzt haben wir die richtigen Leute, um den Job zu erledigen."

Formel 1 ohne Ferrari? Nicht vorstellbar...

Frage: "Ist Rory Byrne eigentlich noch in irgendeiner Form involviert?"
Arrivabene: "Rory hört niemals auf! Ich habe ihn neulich gefragt, wie lange er schon bei uns ist, weil ich es nicht mehr genau wusste. Er sagte, es wären nun schon 19 Jahre. Und er ist immer noch bei uns dabei. Er agiert quasi als Mentor für die neue Generation von Ingenieuren."


Frage: "Rory war zwischenzeitlich mal aus dem Formel-1-Projekt raus und hat sich um den 'La Ferrari' gekümmert. Ist er jetzt wieder voll bei euch?"
Arrivabene: "Er war nie ganz raus bei uns. Er war für sechs Monate als Berater bei einem anderen Projekt, jetzt aber nicht mehr. Er ist bei uns, aber nicht im Rahmen eines Vollzeit-Jobs. Er würde das gar nicht mehr wollen. Auf der anderen Seite ist er noch so heiß. Wenn man Themen bespricht, die er - wie zum Beispiel Aerodynamik oder Chassis - gern mag, dann funkeln seine Augen wie bei einem Tiger. Er ist sehr aktiv dabei."

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Rory Byrne ist bei Ferrari ein echtes Urgestein Zoom Download

Frage: "Gibt er euch direkten Input bezüglich des 2017er-Autos?"
Arrivabene: "Nein, es sind unsere festen Leute, die daran arbeiten. Rory ist eher technischer Berater, er leitet neue Ingenieure an. Die direkten Arbeiten am Projekt erledigen andere."


Frage: "Kommen wir mal zur Politik, also einen Bereich, in dem Ferrari immer sehr aktiv war - wenngleich sich die Herangehensweise unter Sergio Marchionne vielleicht etwas verändert hat. 2020 wird sich vieles ändern, zum Beispiel die Einnahmenverteilung. Auch die Strategiegruppe steht zur Debatte. Wird es mit der Gruppe weitergehen?"
Arrivabene: "Kurz zum Stichwort Politik: Oftmals wird vergessen, dass es einen Unterschied zwischen Politik und Einfluss sowie Stellenwert gibt. Ferrari ist das einzige Team, das in allen Formel-1-Jahren am Start war. Das muss man immer im Hinterkopf haben."

"Der zweite Punkt: Stell dir einen Grand Prix ohne Ferrari vor. Nicht nur in Monza, sondern egal an welchem Schauplatz. Ich sage das nicht, weil ich für Ferrari arbeite, sondern es ist eine Tatsache: Fans in roten Shirts und mit roten Kappen findest du auf der ganzen Welt. Ferrari hat in der Formel 1 einen Stellenwert, den man nicht außer Acht lassen darf. Das alles geht auf einen einzigen Mann zurück, nämlich Enzo Ferrari."

"Heutzutage bewegt sich die Welt in eine andere Richtung. Der heutige Markt ist unglaublich komplex, was auch an der Komplexität der modernen Kommunikation liegt. Wir haben digitale Angebote, Soziale Medien und so weiter. Man kann das mögen oder nicht - Tatsache ist, dass es die Welt verändert hat. Das alles muss man bedenken. Egal, welchen Weg man wählt: Ferrari drückt immer etwas aus und repräsentiert etwas ganz Besonderes."

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Alles in Rot: Ferrari besitzt Fans auf der ganze Welt Zoom Download

"Auf jeder Webseite, die sich auch nur annähernd mit unserem Thema beschäftigt, wirst du einen Ferrari irgendwo sehen. Wenn nicht, dann ist die Seite nicht komplett. Das drückt unseren Stellenwert aus. Das setzen wir mal in Politik um. Politik bedeutet doch nichts anderes, dass jemand deine Stimme hören, deine Sichtweise wahrnehmen könnte und deine Strategie erkennen kann. Ob man zuhört, ist dann immer die Frage. Ferrari kann aber für sich beanspruchen, dass man zuhört."

"Ich will nicht, dass es arrogant rüberkommt - das soll es wirklich nicht. Meine Aussagen beruhen aber auf Tatsachen."

Wie die Formel 1 die Zukunft planen muss

Frage: "Noch einmal zurück zur Strategiegruppe. Soll dieses Gremium auch in Zukunft die Regeln machen? Oder soll das mehr der FIA oder dem Inhaber der kommerziellen Rechte zugestanden werden, die wiederum Input von Teams bekommen? Wie soll es in Zukunft laufen?"
Arrivabene: "Es ist nicht der richtige Zeitpunkt, um darüber zu sprechen. Als wir die aktuellen Formel-1-Antriebe definiert und Verträge geschlossen haben, da wurde auch gleichzeitig die Struktur zur Regelfindung beschlossen und abgesegnet."

"Früher oder später werden die Mehrheitseigner der Formel 1 über dieses Thema sprechen. Bevor man aber über die Kontrolle und Herrschaft spricht, muss man erst einmal klären, wie man den Sport in Zukunft überhaupt positionieren möchte. Wenn man bedenkt, dass die Formel 1 die absolute Spitze der Motorsport-Industrie darstellt, dann muss man sich fragen, wo und wie man den Sport in 20 Jahren sehen möchte. Das wäre eine gute Lektion, dieses zu tun."

"Auf Grundlage dessen kann man an entsprechenden Szenarien arbeiten. Das ist wahrscheinlich der beste Weg, um eine Strategie für den gesamten Sport und somit auch für die Leitung der Formel 1 zu erarbeiten. Ich will da nicht zu sehr ins Detail gehen, denn es ist - wie gesagt - zu früh. Oder ist es schon zu spät? Ich weiß es nicht. Mein Vorschlag wäre aber, diese einfache Übung mal zu machen. Schließe die Augen und frage dich, wie die Formel 1 in 20 Jahren aussehen soll. Dabei musst du immer im Hinterkopf behalten, dass alles in Bewegung ist."

"Ich erinnere mich an Zeiten, als die Formel 1 viel weniger Konkurrenz hatte als jetzt. Die Formel 1 ist nicht nur Sport, sondern es ist ein riesiges Investment. Man braucht Ingenieure, es erfordert Technologie und vieles mehr. Wir übertragen einige der Entwicklungen später auf Straßenautos - alles gut. Aber was passiert am Rennwochenende? Da ist es Entertainment. Und genau in diesem Bereich haben wir viel Konkurrenz."

"Vor diesem Hintergrund muss man sich also fragen, wie sich der gesamte Entertainmentbereich in Zukunft entwickeln wird. Wenn man eine Vorstellung davon hat, dann kann man sich überlegen, wie man unseren Sport in der richtigen Art für die Zukunft positioniert."

Budgetgrenze nicht umsetzbar

Frage: "Kann das aus der Formel 1 selbst heraus passieren, wo einige Teamchefs nur an das kommende Training oder das anstehende Rennen denken und nicht 20 Jahre voraus?"
Arrivabene: "Ein Teamchef ist so etwas wie ein Fußballtrainer, der an den Wochenenden seine Arbeit abliefern muss und daran gemessen wird. Es sind viel mehr die Institutionen im Umfeld, die sich diese Fragen stellen müssten. Ich meine damit den Inhaber der kommerziellen Rechte oder auch die FIA. Es geht nicht um das Rennformat oder das Qualifyingformat im kommenden Jahr, sondern man muss sich davon befreien und mal weiter denken."


Frage: "Wie stehst du zu den Themen Kostenkontrolle und Budgetobergrenze?"
Arrivabene: "Das ist unser altes Problem: Man will die Kosten reduzieren, aber die entsprechenden Maßnahmen widersprechen den eigenen Vorstellungen, Zielen und Wegen. Es ist schwierig, das Beste zu bekommen, ohne ausreichend zu investieren. Wir müssen aus meiner Sicht einen Weg finden, die Kosten zu kontrollieren, aber gleichzeitig das Beste zu bieten. Das ist eine der größten Herausforderungen bezüglich der Zukunft der Formel 1."

Frage: "Welches Budget wäre aus Sicht von Ferrari wünschenswert?"
Arrivabene: "Das müssten wir noch besprechen (lacht). Es hängt natürlich direkt davon ab, wie die Formel 1 in Zukunft aussehen soll. Wenn man das weiß, dann kann man entsprechend über passende Budgets sprechen."


Frage: "Der andere Weg wäre, eine Obergrenze festzulegen, und dann muss man das Beste daraus machen..."
Arrivabene: "Schau mal, ich nehme mal ein Beispiel. Alle Welt spricht im Automotivebereich zum Beispiel über das autonome Fahren. So etwas wie das Robocar. Müssen wir beim Gedanken an eine Formel 1 in 20 Jahren nicht auch an so etwas denken? Vielleicht kann ein 'Fahrer' das Auto dann von der Boxenmauer aus irgendwie steuern. Man macht damit eine ganze Menge Leute überflüssig."

"Niemand weiß doch heute schon, was die Entwicklung eines solchen Autos kosten würde. Es hängt alles immer wieder damit zusammen, wohin man sich denn bewegen möchte. Die Antwort auf diese Frage bestimmt alles weitere, auch zum Beispiel eine mögliche Budgetobergrenze."

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Maurizio Arrivabene will sich Gedanken über die Zukunft der Formel 1 machen Zoom Download

"Natürlich gibt es Geschichten wie jene von Leicester City in der Premier League. Wer aber dauerhaft erfolgreich sein will, der muss investieren. Wie viel das ist, hängt klar von den Regeln und Voraussetzungen ab. Nicht zuletzt hängt es auch von der Bedeutung der Szene ab. Und genau das wird maßgeblich von den Medien mitbestimmt. Die Medien reagieren wiederum auf das Interesse der Öffentlichkeit. Das alles sind Faktoren, die mit hineinspielen."

"Wer kann man auf Grundlage dieses Szenarios nun also sagen, wo die richtige Budgetobergrenze liegen soll? Wir müssen Geld sparen - das ist ganz klar und unstrittig. Wir müssen aber die passende Balance aus Sparen und dem Schaffen eines Entertainments finden, das für alle interessant ist."

Juniorprogramm auch nach Bianchi

Frage: "2020 werden voraussichtlich die Sonderzahlungen aus dem Einnahmentopf der FOM wegfallen. Ferrari würden dann rund 20 Prozent des Budgets wegbrechen. Kann Ferrari auf dieser Basis dann noch entsprechende Leistungen bringen?"
Arrivabene: "Wie gesagt, es ist mir zu früh, darüber zu sprechen. Das macht man nicht, wenn man am Anfang von Verhandlungen steht. Da behält man seine Karten erst einmal verdeckt. Es ist nicht mein Job, darüber zu sprechen. Zudem ist es noch zu früh."


Frage: "Wann sollte man denn darüber sprechen? Irgendwann muss man ein neues Concorde-Agreement auf den Weg bringen, sonst endet es wieder in einem Kompromiss..."
Arrivabene: "Wir sprechen über einen Vertrag. Das Concorde-Agreement ist nichts anderes. Irgendwann muss man Verhandlungen beginnen, klar. Es gibt aber Parteien, die Interesse daran haben, dass wir Teil dessen sind. Und da warten wir erst einmal ab."


Frage: "Wie viele Menschen arbeiten derzeit im Team, also in der Antriebsabteilung und den anderen Divisionen?"
Arrivabene: "Wir sind in etwa auf dem gleichen Niveau wie Mercedes."


Frage: "Bei Mercedes sind es insgesamt fast 1.500. Wenn man HPP (Mercedes AMG High Performance Powertrains; Anm. d. Red.) und Brackley (Chassisabteilung; Anm. d. Red.) zusammennimmt, dann liegt man locker über 1.200 Mitarbeiter..."
Arrivabene: "1.200? Wirklich? Dann liegen wir sicherlich darunter. Okay, wir liegen ungefähr bei 1.100 insgesamt. Permanent angestellt sind bei uns aber nur 700. Im Bereich des Antriebs sind es bei uns ungefähr 500 Mitarbeiter. Die sind beschäftigt mit dem klassischen Verbrennermotor, aber auch mit dem Hybrid und so weiter."

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Jules Bianchi verunglückte beim Suzuka-Grand-Prix 2014 tödlich Zoom Download

Frage: "Wie geht es mit dem Young-Driver-Programm von Ferrari weiter. Hat es nach dem unglaublich traurigen Tod von Jules Bianchi eine Zukunft?"
Arrivabene: "Ja, wir haben zu Beginn des Jahres die neue Academy gegründet. Darin sind Fahrer wie Charles Leclerc oder Giuliano Alesi und auch ein Chinese. Wir haben viele junge Talente bei uns. Die Gründung der Ferrari Driver Academy bedeutet, dass wir alles Schritt für Schritt aufbauen. Es heißt auch, dass wir schon ab dem Kartsport Verbindungen aufbauen. Wir haben einen Vertrag mit Roberto Robazzi von Tony Kart. Er macht quasi eine Vorauswahl derer, die dann zu Ferrari kommen."

"Es ist ein fortlaufender Prozess. Man muss Beziehungen eingehen, Talente fördern und Ergebnisse fordern - ohne dabei mit den Menschen zu sehr in Liebe zu verfallen. Ich will nicht böse klingen. Aber es ist halt so, dass man zu Beginn erst einmal finanzielle Unterstützung liefert - das war es dann aber auch schon."

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