• 16. Mai 2016 · 09:24 Uhr

Talenteschmied Helmut Marko: Der nächste Coup des Doktors

Helmut Marko hat mit Max Verstappen den nächsten Red-Bull-Shootingstar in der Formel 1 zum Erolg geführt - Wer ist dieser gefürchtete Talenteschmied aus Graz?

(Motorsport-Total.com) - Der Jubel ist zurückgekehrt. Die Freude im Gesicht der Red-Bull-Mannschaft war ansteckend. So sehr, dass sich auch Helmut Marko sein Lächeln nach der Zieldurchfahrt seines neuen Supertalents Max Verstappen beim Spanien-Grand-Prix nicht verkneifen konnte. Nach vielen harten Jahren mit großem Talenteverschleiß im Nachwuchsprogramm der Bullen scheint die harte Arbeit nun abermals zu fruchten.

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Der Macher im Hinter-, der Shootingstar im Vordergrund: Marko und Verstappen Zoom Download

Unter den Augen von Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz feiert nicht nur Verstappen einen Sensationssieg in Barcelona, auch "der Doktor", wie der 73-jährige Marko im Fahrerlager genannt wird, hat sein Fingerspitzengefühl wieder einmal bewiesen. Nachdem er über Schicksale, wie jene von Sebastien Buemi, Jaime Alguersuari, Jean-Eric Vergne oder zuletzt auch Daniil Kwjat, unsanft entschieden hat, durfte er nun mit seinem steirischen Landsmann in Spanien die Auferstehung des nächsten Sebastian Vettel miterleben.

Mateschitz selbst war nach dem Rennen erfreut, der schüchterne Mächtige, der normalerweise nie vor TV-Kameras tritt, ließ sich bei 'Sky Deutschland' zu einem vielsagenden Kommentar hinreißen: "Das Glück ist ein Vogerl." So schnell es einen verlässt, so überraschend kommt es manchmal zu einem zurück. Doch nicht nur der Faktor Glück hat an diesem Sonntag in der katalanischen Metropole für einen Sensationserfolg gesorgt. Dahinter steckt jahrelange harte Arbeit - auch von Helmut Marko.

Fahrertausch im Nachhinein goldrichtig

Vor wenigen Tagen noch für seine harte Entscheidung im Red-Bull-Fahrertausch kritisiert - der 22-jährige Daniil Kwjat wurde von Red Bull zurück in das B-Team Toro Rosso versetzt, Verstappen bekam dadurch die Chance im Topteam-, ist Marko nun der Mastermind hinter dem Verstappen-Coup. (Zum exklusiven Interview mit Marko über den Fahrertausch!)

Im Nachhinein eine goldrichtige Entscheidung. Eine bessere Bestätigung als diesen Verstappen-Sieg hätte es für den Le-Mans-Sieger von 1971 dafür nicht geben können. Die Belohnung holte er sich mit dem Gang auf das Podium gleich selbst ab. Für Red-Bull-Teamchef Christian Horner die logische Wahl, wie er bei 'Sky Sports F1' erklärt: "Ich denke, dass es richtig war, Helmut auf das Podium zu schicken. Er kümmert sich um das Juniorenprogramm und wählt die jungen Piloten aus."


Fotostrecke: Red-Bull-Junioren in der Formel 1

Bereits seit 2005 ist Marko fixer Bestandteil des Red-Bull-Formel-1-Teams, zuvor hat er bereits das Nachwuchsprogramm des Getränkekonzerns in unteren Formel-Kategorien geleitet. Der Hotelier aus Graz musste aber lange warten, bis sein erster Stern aufgegangen war. 2008 in Monza holte Sebastian Vettel im Toro Rosso völlig überraschend den Sieg. Der 15. Mai 2016 scheint ein ähnlich denkwürdiges Datum für den Steirer zu werden.

Berger lobt Marko-Entscheidung

1971 startete er selbst seine Formel-1-Karriere, die allerdings ein jähes, tragisches Ende nahm: Nach einem folgenschweren Zwischenfall beim Frankreich-Grand-Prix in Clermont-Ferrand 1972, bei dem er durch einen Steinschlag sein linkes Auge verlor, musste er nach nur neun Rennstarts seine aktive Karriere beenden. Seitdem ist er an der Förderung anderer junger Talente beteiligt und hat sogar die Agenden von Gerhard Berger und Karl Wendlinger als Manager verwaltet.

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Neuer Rekord! Mit 18 Jahren ist Max Verstappen der jüngste Sieger aller Zeiten Zoom Download

Berger, der sich mit Mateschitz den Grand Prix von Spanien gemütlich auf dem Dach des Red-Bull-Motorhomes im Fahrerlager von Barcelona angesehen hat, freut sich, dass die Entscheidung seines ehemaligen Mentors von Erfolg gekrönt wurde: "Was mich ganz besonders freut ist, dass ihn (Verstappen; Anm. d. Red.) der Helmut Marko letzte Woche zu Red Bull rüber gezogen hat. Da hat es ja die eine oder andere kritische Stimme gegeben, aber das war jetzt das Resultat daraus. Von daher ist das ein Fahrer, der es verdient hat, so früh in der Formel 1 zu sein. Das ist für die Formel 1 etwas Neues, einen so jungen Kerl da oben auf dem Podium zu haben."

Seit dem Belgien-Triumph 2014 vom zweiten hauseigenen Talent Daniel Ricciardo musste man bei den Österreichern auf einen Sieg in der Formel 1 warten. Selbst Marko hätte nicht unbedingt damit gerechnet, dass nun ausgerechnet der 18-jährige Verstappen den nächsten Erfolg einfahren wird. Noch vor dem Wochenende erklärt er im Interview mit dem 'ORF' seine Erwartungshaltung: "Er soll sich ruhig vorbereiten. Er muss Ricciardo nicht unbedingt schlagen, aber er muss auf gleicher Höhe mit ihm fahren." Ricciardo, der gegen Rennende mit einem Plattfuß zu kämpfen hatte, wurde am Ende noch Vierter.

Leistung brachte Verstappen zu Red Bull

Das Image des knallharten Doktors mit dem Glasauge wurde in der Berichterstattung rund um den Tausch von Verstappen und Kwjat nach dem Russland-Grand-Prix noch einmal verstärkt. Der eiskalte Geschäftsmann Marko, wie er so gerne dargestellt wird, erklärt im Interview bei 'Sky Deutschland' vor dem Rennen am Sonntag erneut, dass dies keine Strafversetzung des Russen war: "Nein, ich widerspreche. Er ist nicht strafversetzt worden. Er hat die Möglichkeit, sich bei Toro Rosso von seinem momentanen mentalen Tief wieder zu erholen."

Der junge Niederländer Verstappen, der mit 17 Jahren nach nur wenig Formel-Erfahrung 2015 den Sprung in die Königsklasse gewagt hat, wurde laut Marko aufgrund seiner besseren Leistungen im Nachwuchsteam Carlos Sainz vorgezogen: "Weil Max Verstappen zu dem Zeitpunkt der Schnellere bei Toro Rosso war und was auch punktemäßig deutlich dokumentiert ist." Tatsächlich stand es bei den Jungbullen in der WM-Wertung vor dem Europa-Auftakt 13 zu vier für Verstappen.


Fotostrecke: Max Verstappen: Die schönsten Jubelfotos

Durch die 25 Siegeszähler katapultierte er sich nach dem fünften Saisonrennen vom zehnten auf den sechsten Platz in der Fahrer-Tabelle, nur zehn Punkte hinter seinem neuen Teamkollegen Ricciardo. Auch in der Teamwertung konnte man durch das gute Abschneiden ebenfalls Boden auf Ferrari gutmachen. Die beiden Mercedes-Verfolger trennt nur noch 15 Zähler. Ein weiteres Argument für die Beförderung von Verstappen.

Marko verteidigt Red-Bull-Förderprogramm

Marko dazu: "Wir brauchen bei Red Bull jeden Punkt, um den dritten Platz zu festigen. Mit den Upgrades, die von der Motorenseite kommen, glauben wir, dass wir auch Ferrari angreifen können. Es geht um unser Team und das Team muss in der Konstrukteurs-Wertung so gut wie möglich abschneiden, weil damit verdienen wir Geld."

Jenes Geld, das danach wieder in die Nachwuchsförderung fließt. "Wir bringen Leute mit sehr viel finanziellen und zeitlichen Aufwand in die Formel 1. Niemand anderer hat so viele Leute in die Formel 1 gebracht. Und McLaren hat Magnussen nach einer Saison vor die Türe gesetzt", meint der Österreicher, der gemeinsam mit Jochen Rindt auf das Gymnasium in Graz ging und durch den posthumen Weltmeister seine Leidenschaft für den Motorsport entdeckte.

Das Magnussen-Beispiel zeige, dass man bei Red Bull niemanden so einfach fallen lässt: "Wir haben nicht so harte, strenge Regeln. Die Leute müssen eine Leistung liefern", erklärt Marko das Credo der Bullen. Für Kwjat, der seit 2010 im Förderprogramm von Red Bull Mitglied ist, wird es eng, denn Verstappen und Ricciardo scheinen auch für die kommende Saison bei Red Bull gesetzt zu sein. Der 73-Jährige meint jedoch vor dem Rennen dazu: "Das ist alles offen bei uns. Wir haben die Möglichkeit die Fahrer innerhalb unserer Teams zu tauschen."

Verstappen langfristig an Red Bull gebunden

Red-Bull-Shootingstar Verstappen soll einen längerfristigen Vertrag mit dem Mateschitz-Konzern besitzen. Marko entgegnet bei 'Sky Deutschland' in gewohnt österreichischer Grantigkeit: "Ich kann mir das nicht mehr anhören. Jeder weiß, dass wir langfristige Verträge haben und die Träumereien von Mercedes, nur weil sie ihn nicht bekommen haben, dann solchen Unsinn in die Welt zu setzen...Das war ein langjähriger Vertrag."

Die Silberpfeile waren sehr interessiert am Red-Bull-Nachwuchs. Auf die Frage, ob Mercedes Verstappen verpflichten wollte, antwortet Marko knapp: "Ja, unbedingt." Nach dem Grand Prix von Spanien umso verständlicher, dass Marko seinen nächsten Wunderknaben nicht so einfach laufen lässt...

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