• 15. August 2013 · 14:12 Uhr

Ricciardo: Zwischen Kindheitstraum, Kämpfen und Konzerten

Der Traum von der Formel 1, Punk-Bands, Kämpfen auf und neben der Rennstrecke und möglicherweise einem Red-Bull-Cockpit - Daniel Ricciardo, ein Porträt

(Motorsport-Total.com) - Momentan fährt Daniel Ricciardo noch im Toro Rosso auf den Grand-Prix-Strecken dieser Welt, doch der Australier gilt als heißer Anwärter auf einen Vertrag bei Red Bull als Teamkollege von Sebastian Vettel für das kommende Jahr. Es wäre also an der Zeit, die Frohnatur aus "Down Under" ein bisschen genauer unter die Lupe zu nehmen. Wer ist der heiße Anwärter auf das begehrteste Cockpit in der Formel 1 wirklich?

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Lacht Ricciardo zukünftig im Red-Bull-Outfit wie bei den Testfahrten in Silverstone? Zoom Download

Bevor das beantwortet werden kann, ist eine weitere Frage nötig, um den Werdegang des Australiers zu beschreiben: Was bedeutet der Motorsport für den Mann mit dem markanten Lächeln? "Freiheit und Zufriedenheit", sagt Ricciardo gegenüber 'GPUpdate.net' und blickt auf seine Anfänge im Motorsport zurück. "Als erstes habe ich im Kart angefangen. Mein Vater hat mir geholfen, es zu starten und dann war ich auf der Strecke für mich alleine. Es ist Freiheit, weil es meine Leidenschaft ist, womit auch die Zufriedenheit kommt."

Zunächst fiel der Mann aus Perth aber wegen des zumeist unterlegenen Materials nicht sofort als Überflieger auf. 2005 kämpfte Ricciardo dann aber um den nationalen Titel, doch in der letzten Runde wagte er ein riskantes Manöver und verlor somit alle Chancen.

Heißes Duell mit Valtteri Bottas

"Als ich das erste Mal in einem Formel-Auto saß, war ich ein bisschen nervöser."Daniel Ricciardo über seine Anfänge
Im selben Jahr saß er bei der australischen Formel Ford zum ersten Mal in einem Rennboliden. Zunächst war es ungewohnt für ihn. "Als ich das erste Mal in einem Formel-Auto saß, war ich ein bisschen nervöser", gesteht er rückblickend. "Ich habe immer erwartet, dass man ein bisschen mehr sehen würde. Wenn du so tief in dem Auto sitzt, begreifst du nicht, wie wenig du siehst. Ich wollte im Auto höher sitzen, aber die Ingenieure sagten, dass es normal sei." Aller Anfang ist schwer. Seine erste Saison beendete er in der Gesamtwertung auf Rang acht.

Im Jahr 2006 folgte der Wechsel in die Formel BMW Asien. Hier zeigte er Überblick und wurde am Ende Gesamt-Dritter. Diese Platzierung ermöglichte dem Mann aus "Down Under" den Sprung auf den anderen Kontinent. Es folgte eine Saison in der Formel Renault Italien (sechster Platz) und im Jahr 2008 der erste Titel: Ricciardo würde westeuropäischer Formel-Renault-Meister.

"Ich hatte sehr gute Kämpfe mit Valtteri Bottas."Daniel Ricciardo
Dabei traf Ricciardo auch auf einen aktuellen Konkurrenten. "Ich hatte sehr gute Kämpfe mit Valtteri Bottas während der Formel-Renault 2.0 (Formel-Renault-Eurocup; Anm. d. Red.) in Silverstone 2008", erinnert er sich. "Das war mein bestes Rennen als Youngster. Ich war sehr begeistert als ich hörte, dass er für das Jahr (bei Williams; Anm. d. Red.) unterschrieben hat, weil wir als Kids einige ziemlich gute Kämpfe hatten." Weitere Erfolge auf dem Weg nach oben: 2009 wurde Ricciardo britischer Formel-3-Meister, ein Jahr später erreichte er Rang zwei in der Renault-World-Series. Besonders seine beiden Siege in Monaco "sind eine gute Erinnerung", sinniert er.

Der Traum von der Formel 1 wird wahr

"Es war ein Traum, der wahr wurde."Daniel Ricciardo über die Formel 1
Im gleichen Jahr durfte Ricciardo zum ersten Mal in einem Formel-1-Renner platznehmen, als er bei einem Test einen Red-Bull pilotierte. 2011 wurde dann der Traum von der Königsklasse wahr: Als Testfahrer für Toro Rosso und Red Bull gestartet löste er mitten in der Saison den Inder Narain Karthikeyan beim Hinterbänkler-Team HRT ab. "Es war ein Traum, der wahr wurde", schwärmt Ricciardo noch heute.
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Daniel Ricciardos erstes Formel-1-Rennen am 10. Juli 2011 im HRT in Silverstone Zoom Download

"Ich bin sicher, jeder sagt es, aber es ist wahr. Es ist definitiv surreal. Ich habe Formel 1 angeschaut, seitdem ich zwei Jahre alt war. Du stellst es als Kind auf ein Podest", berichtet er. Das hat sich aber inzwischen gelegt. "Nachdem man ein bisschen Zeit hier verbracht hat, muss man es auf ein reales Level bringen", weiß der Australier heute. Dennoch: "Der erste Moment war aufregend", so Ricciardo weiter - obwohl im unterlegenen HRT keine nennenswerten Ergebnisse heraussprangen.

Dass Ricciardo nicht nur eine Frohnatur ist, sondern auch ein großes Rennfahrerherz hat, zeigt er mit folgenden Aussagen: "Als ich hörte, dass HRT dieses Jahr nicht an den Start gehen kann, tat es mir für sie Leid. Ich werde nicht die Erinnerungen vergessen, die ich mit ihnen hatte. Es war das erste Team, für das ich in der Formel 1 gefahren bin, es ist definitiv traurig", hebt er hervor. "Ich habe Mitleid mit ihnen und der ganzen Situation; ich weiß dort eine Menge über die Menschen, die jetzt nicht weiter in der Formel 1 arbeiten können. Aber das Gute daran ist, dass ich die Erinnerungen habe. Ich habe zudem ein Modellauto, etwas zum Behalten, sodass ich mich immer erinnern kann."

Musik als Ablenkung und Aufputschmittel

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Musik oder Boxenfunk? Daniel Ricciardo steht nach eigen Aussagen auf Punk Zoom Download

Außerhalb des Cockpits ist unter anderem Musik die Leidenschaft des jungen Australiers. "Ich liebe Musik", sagt er - und das tut er jederzeit. "Ob ich im Haus oder im Auto bin, ich habe immer Musik an. Es entspannt mich wie nichts anderes. Mein Lieblingsmusikgenre ist Punk. New Found Glory war die erste Punk-Band, die ich verfolgt und gemocht habe, als ich in der High School war. Sie wecken eine Menge gute Erinnerungen."

Doch auch das Live-Erlebnis hat es Ricciardo angetan. "Ich mag es auch auf Konzerte zu gehen. Es ist eins der Dinge die ich tue, um zu entspannen." Trotz eines vollen Terminkalenders fügt er hinzu: "Während des Jahres gehe ich vielleicht zu vier oder fünf." Die Musik ist für den Wahlösterreicher nicht nur Ablenkung von der PS-Manege, sondern auch Mittel zum Zweck.

"Während des Qualifyings höre ich vielleicht etwas Entspannteres, damit ich nicht zu aggressiv bin."Daniel Ricciardo über seine Musikauswahl
"An der Strecke höre ich normalerweise ein bisschen was Heftigeres für die Rennen, wie Parkway Drive oder Alexisonfire. Das letzte Album der erstgenannten Band heißt übrigens "Killing with a Smile". Ein Zufall beim Australier, der stets ein Lächeln auf den Lippen hat? "Ein bisschen Geschrei ist dabei", berichtet Ricciardo, "um mich hoch zu pushen". "Während des Qualifyings höre ich vielleicht etwas Entspannteres, damit ich nicht zu aggressiv bin", sagt er. Wenn es am Samstag um die Startplätze geht, "muss man denke ich ein bisschen relaxter sein, während du fürs Rennen konkurrenzfähig sein musst", weiß Ricciardo.

Kämpfe abseits der Rennpiste

Doch nicht nur für Musik kann sich der Toro-Rosso-Pilot begeistern. Ricciardo ist leidenschaftlicher Fan vom englischen Fußballverein Manchester United, er liest gerne Rennfahrer-Biografien und sammelt Modelle vom italienischen Motorrad-Helden Valentino Rossi.

Dazu kommt: Nicht nur auf der Strecke liebt Ricciardo den Nahkampf mit den Konkurrenten, auch für Mixed Martial Arts (deutsch: "Gemischte Kampfkünste") kann sich der Australier begeistern, nachdem er durch Zufall über einen Kampf gestolpert ist. "Ich mag sehr die UFC (Ultimate Fighting Championship; Anm. d. Red.). Ich bin danach ein bisschen verrückt geworden. Vergangenes Jahr in Bahrain habe ich den Fernseher eingeschaltet, bevor ich ins Bett gegangen bin. Da war ein großer Kampf mit viel Berichterstattung."

Kampf um das freie Cockpit bei Red Bull?

Seitdem habe er an der Sportart einen Narren gefressen, wie er betont. Doch schon als Kind konnte Ricciardo austeilen. "Ich habe ein bisschen geboxt, als ich jünger war. Ich hatte also immer ein bisschen Interesse an der Technik", sagt er. Präpariert sich hier jemand für den Kampf um das freie Cockpit neben Vettel bei Red Bull? Beim Young-Driver-Test in Silverstone durfte Ricciardo für die "roten Bullen" schon einmal ins Lenkrad greifen. Trotzdem: Darüber kann lediglich spekuliert werden.

Hingegen nicht um Ricciardos Begeisterung für den Sport. "Ich schaue jeden Tag ein paar Kämpfe. Ich mache ein wenig brasilianisches Jiu Jitsu, um einfach ein bisschen über die Kunst zu lernen", sagt er und fügt abschließend hinzu: "Ich liebe es aber auch, Motorsport zu schauen, wie NASCAR, Supercross und MotoGP." Möglicherweise greift der 24-Jährige im kommenden Jahr in der Formel 1 bei Red Bull an - oder er hört auf seine Lieblingsband New Found Glory und entscheidet sich, noch ein Jahr bei Toro Rosso dranzuhängen. Ein Lied heißt "Stay".

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