• 14. März 2018 · 15:10 Uhr

Jean Todt: Ferrari sollte sein Vetorecht verlieren!

FIA-Präsident Jean Todt würde Ferrari sein Vetorecht gegen neue Regeln gerne wegnehmen, billigt der Scuderia aber ihre Sonderstellung bei den Bonuszahlungen

(Motorsport-Total.com) - FIA-Präsident Jean Todt hat sich offen dafür ausgesprochen, Ferrari sein Vetorecht in der Formel 1 wegzunehmen. Die Italiener genießen als einziger Rennstall das Privileg, die Einführung neuer Regeln zu verhindern, sollten sie mit ihnen nicht einverstanden sein. Doch für Todt - selbst langjähriger Teamchef Ferraris - ist dieses Goodie für die Scuderia längst ein Relikt vergangener Zeiten und gehört abgeschafft.

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Jean Todt würde Ferrari gerne ein wichtiges Privileg streichen Zoom Download

"Das Veto stammt aus den Zeiten Enzo Ferraris, als er in Maranello ziemlich isoliert war", erklärt er. "Sie waren das einzige andere Team, das Motoren und Chassis hergestellt hat - alle anderen Teams wurden von Ford ausgestattet. Damals wurde entschieden, dass sie geschützt werden müssen, weil sie nicht im 'Silicon Valley des Motorsports' waren", erzählt der Franzose die Hintergründe zu Ferraris Vetorecht.

Das war damals in den 1980er-Jahren, seitdem ist viel Zeit ins Land gegangen. "Ich persönlich bin nicht mehr dafür. Die Zeiten haben sich geändert", so Todt. Das mag angesichts seiner ehemaligen Stellung bei Ferrari für manchen überraschend kommen, doch Todt sei schon bei der letzten Diskussion über das Vetorecht dagegen gewesen, als es um eine Erneuerung für den Zeitraum von 2013 bis 2021 ging - als einziger, wie er sagt.

Todt war schon früher gegen das Vetorecht

Er erinnert sich an ein Treffen im FIA-Hauptquartier mit dem kommerziellen Rechteinhaber FOM und allen Teams. "Ich habe gefragt, wie die Meinung zum Veto für Ferrari ist. Sie haben gesagt, dass es für sie in Ordnung sei. Es wäre unangebracht gewesen, wenn ich als einziger gesagt hätte, dass ich gegen das Vetorecht bin", so Todt. Doch für die neue Zeit ab 2021 will er das Thema erneut zur Diskussion bringen.


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Damals wurde lediglich beschlossen, eine Anpassung in der Formulierung vorzunehmen. Ferrari konnte Entscheidungen nur noch dann blocken, wenn sie beweisen konnten, dass sie gegen das Interesse des Teams sind. Zuletzt war das in der Saison 2015 der Fall, als man Pläne blockte, die Maximalkosten für Motoren und Getriebe vorsahen.

Bonuszahlungen für Ferrari gerechtfertigt

Allerdings genießt Ferrari auch noch andere Vorzüge, die man in Zukunft zu verlieren droht. So bekommt das Team etwa zahlreiche Bonusgelder, die andere Rennställe nicht erhalten - einfach weil man Ferrari ist und am längsten in der Formel 1 dabei ist. Konkret geht es um Einnahmen von 103 Millionen US-Dollar, ohne einen Finger zu rühren.

Die Ungleichverteilung ist vielen ein Dorn im Auge, doch an dieser Schraube würde Todt nicht drehen, weil Ferrari nun einmal das Zugpferd ist. "Für mich ist es normal, dass Leonardo diCaprio mehr Geld bekommt als ein TV-Serien-Darsteller", zieht er einen bildhaften Vergleich. Gleichzeitig macht er sich aber Sorgen um die anderen Teams, die um das Überleben kämpfen: "Es ist nicht akzeptabel, die Spitze des Motorsports zu haben, in der 60 bis 70 Prozent Probleme haben, über die Runden zu kommen."

Das unter einen Hut zu bekommen, ist die Aufgabe von Liberty Media und der FIA. Und dann geistert da ja noch die übliche Ausstiegsdrohung von Ferrari durch den Raum. "Ich hoffe, dass sie nicht aussteigen werden", appelliert Todt an Ferrari-Präsident Sergio Marchionne, sagt aber auch: "Sie könnten gehen. Um ehrlich zu sein, ist es ihre Entscheidung. Sie haben die Freiheit dazu."

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